Da die Tabelle nicht lügt, haben alle recht, die im LASK die derzeitige Nummer zwei in Österreich hinter Meister Red Bull Salzburg sehen. Oliver Glasner, Trainer und Sportchef, sowie sein Mentor Jürgen Werner ziehen mit Rückendeckung von Präsident Siegmund Gruber ihr Konzept durch, in der Vereinsphilosophie sind Anlehnungen an das Salzburger Vorbild nicht zu leugnen. Etwa mit dem aggressiven Pressing. Und so liegen die Linzer nach fünf Siegen hintereinander vor ihrem ersten Wiener Gastspiel in diesere Saison bei der Austria auch drei Punkt vor Violett, sogar schon sieben vor Rapid. Und dabei heißt es ja immer, dass die zweite Saison für einen Aufsteiger die schwerste sein soll.
Mit Innenverteidiger Christian Ramsebner sowie den Mittelfeldspielern Peter Michorl und James Holland stehen drei Ex-Austrianer in der ersten Garnitur der Linzer, der Australier gehörte vor fünf Jahren zur letzten violetten Meisterelf unter Peter Stöger. Thomas Parits, damals der Sportchef, sieht sich da richtungsweisende vierte violette Heimspiel an: Werden die Linzer zum Herbstbeginn zum Partycrasher für eine Austria, die gestärkt durch den Derbysieg, durch zehn Punkte aus den letzten vier Partien begann, ihre heile Welt zu verkünden? „Oben dran bleiben, den Derbysieg veredeln“, lautet der Auftrag von Sportchef Ralf Muhr. Den Trainer Thomas Letsch übernimmt: „Unser Anspruch muss sein, den LASK zu schlagen.“ In der letzten, verpatzten Saison gelang das nur einmal, in de letzten zwei Duellen setzte es zwei Niederlagen. Aber jetzt feiert die Austria ihre Fortschritte, intensiver, offensiver und kompakter zu spielen, sich flexibler zu präsentieren Hätte Rapid eine Runde zuvor seine Chancen verwertet, würde dies nicht gelten. Aber durchaus legitim, dass die Austria alles positiv verkauft. Gegen den LASK schlägt im Kampf um Platz zwei die nächste Stunde der Wahrheit. Ebenso drei Tage später im Schlager des Uniqa-Cups gegen Sturm Graz.
Damit die Feierstimmung schon vorher passt, ließ sich die Austria etwas Neues einfallen: Da es am Sonntag bereits die familienfreundliche Winterbeginnzeit um 14.30 gibt, beginnt drei Stunden vor Anpfiff die erste Horr-Wiesn vor der Generali-Arena. Mit einem Weißwurst, Bier und Brezn-Special. Die Oktoberfeststimmung soll während des Spiels prolongiert werden. Schließlich hat die Austria bisher alle Heimspiele in neuer Umgebung gewonnen. Allerdings ist der LASK ein anderes Kaliber als Aufsteiger Wacker Innsbruck, Admira und Mattersburg. Es fehlen mit Cristian Cuevas und Alon Turegeman zwei verletzte Legionäre, Christoph Monschein erkrankte nach seinem kurzen, intensiven und provokanten Derbyauftritt.
Geklärt ist inzwischen auch der Präsidentenwechsel. Ganz nach dem Muster heile Welt: Am 5. November wird Frank Hensel, der persionierte Vorstand von Austrias Sponsor Rewe, zum Nachfolger von Wolfgang Katzian gewählt. Der 61jährige amtierte seit elf Jahren, muss sich jetzt ganz auf die intensive Tätigkeit als Präsident des Gewerkschaftsbundes konzentrieren. Tritt drei Jahre vor Ende seiner Amtszeit ab, nach der er laut Vereinsstatuen ohnehin nicht mehr kandidieren hätte können. Hensel ist der einzige Kandidat, gehörte schon bisher zum violetten Aufsichtsrat, der ihn vorschlug. Als Alternative galt auch ein anderer aus diesem Gremium, der frühere Vizekanzler Josef Pröll. Nachvollziehbar, dass Katzian und der Wiener Ex-Bürgermeister Michael Häupl als Vorsitzender des Kuratoriums im Hintergrund verhinderten, dass einer aus dem Lager des politischen Gegners an die Spitze kommt, ohne dass dies die heile Austria-Welt in Frage stellte.