Kelvin Arases Freundin Maureen war vor Wochen bei der Casting-TV-Show „German´s Next Top Modell“ von Heidi Klum bis ins Finale gekommen, setzte ihn damit unter „Erfolgsdruck“. Seine Antwort am Sonntag Abend beim Rapids 4:0 gegen Sturm war wirklich stark: Innerhalb von vier Minuten erster Doppelpack in der Bundesliga, seine ersten Tore im Allianz-Stadion, so viele wie in seinen 22 Spielen zuvor. Damit ist der 21 jährige sozusagen das Leitbild im grün-weißen „Next Star“-Programm von Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic und Trainer Didi Kühbauer. Was Maureen vor den TV-Kameras über ihren Freund sagte, stimmt hundertprozentig: „Er hat seinen Traum zum Beruf gemacht, kämpft dafür Tag für Tag!“ So avancierte Arase, derzeit noch Präsenzdiener beim Bundesheer, zum grün-weißen Aufsteiger der Saison, den Sonntag nur eines störte: „Ich hätte die Tore viel lieber vor unseren Fans erzielt, nicht im leeren Stadion! Aber es war ja hoffentlich nicht mein letzter Doppelpack!“
Ein sympathischer Typ. Immer ein Lächeln auf den Lippen, stets zuvorkommend, keiner, der größte Töne spuckt. Lange muss er nach seinem Debüt als 17 jähriger im August 2016 um Anerkennung kämpfen. Die hatte er bei zwei Trainern (Damir Canadi, Goran Djuricin) nicht wirklich, ehe sich mit Barisic und Kühbauer das Blatt wendete. Barisic machte im Februar sogar richtig Druck, dass Arase den Vertrag um zwei Jahre bis 2022 verlängerte. Das hatte bei ihm Vorrang gegenüber den Gesprächen mit Kapitän Stefan Schwab. Das sagt auch einiges.
Kühbauer weiß, was er an Arase hat. Er kann ihn auf mehreren Positionen einsetzen. In Salzburg auf der rechten Außenbahn. gegen Sturm zunächst als Spitze, dann am linken Flügel. Denn Kühbauer spielte tarnen und täuschen, ließ ihm 3-5-2 beginnen, wechselte nach einigen Minuten auf 4-2-3-1. Der Erfolg gab ihm recht. Arase spielt es keine Rolle, wo ihn der Trainer hinstellt: „Egal welche Position, ich versuche immer das beste daraus zu machen!“ Da ihn Rapid in den nächsten Wochen laut Kühbauer definitiv brauchen wird, tauschte ihn Kühbauer als Vorsichtsmaßnahme nach dem Doppelpack aus.
Weil er als Spieler selbst so viel Herz gezeigt hatte, was zu seinen Stärken zählte, schätzt Kühbauer als Trainer es sehr, wenn er Spieler hat, bei denen er auch diese „Symptome“ bemerkt. Wie Arase, wie den 18 jährigen Innenverteidiger Leo Greiml: „Die wollen unbedingt jedes Spiel gewinnen“. Es war durchaus glaubhaft, dass Kühbauer nachher behauptete, er sei überzeugt gewesen, dass Greiml nach den Verletzungen von Christopher Dibon, der Sonntag operiert wurde,, Mario Sonnleitner und Matteo Barac seine Chance nützen und funktionieren werde. Denn immer, wann Kühbauer auch in Zeiten, in denen Greiml nur bei der zweiten Mannschaft in der Regionalliga Ost spielte, auf ihn angesprochen wurde, prophezeite er: „Der macht garantiert seinen Weg. Keine Sorge!“ Sonntag bewies er das. Greiml und Arase stehen bei der Grass is Green-Agentur von Thomas Böhm unter Vertrag. Sie sind nicht die einzigen seiner Klienten, die zuletzt auf sich aufmerksam machten. Dazu zählen auch Philipp Lienhart in Freiburg, Romano Schmid bei Wolfsburg, oder Christoph Baumgartner bei Hoffenheim.
Rapid erzielte erstmals seit August 2013 vier Tore gegen Sturm, darf rundum zufrieden sein, aber nur kurz. Weil eine richtungsweisende Woche wartet. Mittwoch in Pasching beim LASK, Sonntag in Hütteldorf gegen den Wolfsberger AC. Verläuft die optimal, wäre Rapid dann nach vier Runden trotz allen Verletzungspechs auf Platz zwei. Das wäre eigentlich mehr, als man erwarten durfte.