Fußball

Auch ohne Danso guter Dinge: In Aserbaidschan endete Krankls Teamchefära

Regenerieren hieß Samstag die Parole für Österreichs Fußballteam vor dem Vierstundenflug am Sonntag nach Baku, um dort Montag im zweiten Anlauf das EM-Ticket zu fixieren. Aus eigener Kraft wohlgemerkt, nicht durch Schützenhilfe in Form eines Sieges der bereits qualifizierten Belgier gegen Schweden in Brüssel. Bedenken, die Belgier könnte die Sache vielleicht nicht mehr so ernst nehmen, zerstreute Teamchef Domenico Tedesco bereits Freitagabend im Happel-Stadion nach dem Sieg: „Wir wollen den Deckel drauf machen!“ Heißt: Mit der besten Mannschaft Platz eins verteidigen.

Selten hörte man nach einer Niederlage von Österreichs Team so oft, wie stolz man auf diese Leistung sein könnte. Teamchef Ralf Rangnick gab zu, so eine starke Vorstellung nach den Ausfällen eigentlich nicht erwartet zu haben. Sportchef Peter Schöttel versicherte, man sei guter Dinge, Aserbaidschan zum zweiten Mal zu bezwingen. Zu viel Selbstsicherheit sollte aber nicht sein. Selbst in Erinnerung an den souveränen 4:1-Heimsieg gegen Aserbaidschan vor sieben Monaten im Linzer Stadion. Bei dem Marcel Sabitzer mit zwei Toren und einem Assist der herausragende Spieler war. Ob er nach seinem Kurzeinsatz am Freitag Montag zur Startelf zählen wird?

Eine Umstellung steht bereits fest: Kevin Danso (Bild) wird in Baku nicht sein 16. Länderspiel bestreiten. Sein Austausch nach 66 Minuten am Freitag war eigentlich mehr als Vorsichtsmaßnahme gedacht, da er Probleme mit den Adduktoren hatte. Eine Magnetresonanz am Samstag zeigte aber, dass es wenig Sinn machen würde, ihn aufzubieten. Das trifft wie befürchtet auch auf Michael Gregoritsch zu. Würde er spielen, bestünde die Gefahr eines längerfristigen Ausfalls. Das Risiko will keiner eingehen, auch wenn er als Zielspieler in vorderster Front dem Team sehr guttun würde. Wer beginnt statt Danso? Gegen Belgien ersetzte ihn Debütant Samson Baidoo und konnte gefallen. Wie souverän der 19 jährige gegen eine Klassestürmer wie Romelu Lukaku agierte, gefiel auch Rangnick sehr. Also Montag der erste Teameinsatz von Baidoo in der Startelf?

Freitag fiel nicht nur Ex-Teamspieler Sebastian Prödl als Experten in Servus TV auf, dass der Abwehr ohne David Alaba der Leadertyp fehle, der die Mitspieler richtig einteile. Das zeigte sich vor allem beim dritten Treffer Belgiens. Von Baidoo kann man nicht verlangen, schon ein Leadertyp zu sein. Aber unter dem „Leader-Aspekt“ könnte es eine andere Variante geben: Bei Borussia Mönchengladbach sind alle sehr angetan, wie Max Wöber die Abwehr dirigiert, seit er links im Zentrum spielt.  Das könnte man auch im 19. Länderspiel des 25 jährigen Wieners probieren. Als Außenverteidiger kann er nicht so viel Einfluss nehmen wie in zentraler Rolle. Das merkte man in der Vergangenheit auch am Beispiel von David Alaba. Entscheidet sich Rangnick für den Innenverteidiger Wöber, dann bräuchte er einen anderen Linksverteidiger. Auf der Position machte im Finish Sturms Mittelfeldspieler Alexander Prass gegen Belgien keine schlechte Figur.

Zu glauben, der Sieg in Aserbaidschan wird ein Selbstläufer, wäre ein großer Fehler. Eine Warnung gibt es: Belgien gewann im September in Baku nur knapp 1:0 mit einem Tor von Yannick Carrasco. Damals tauschte Tedesco seine Flügelzange mit Jeremy Doku und Dodi Lukebakio erst nach 66 Minuten ein. Aserbaidschans italienischer Teamchef Gianni de Biasi bot Freitag in Tallinn beim 2:0-Sieg über Estland in der Startelf nur noch vier Spieler auf, die in Linz zu den ersten elf gehört hatten. Stürmer Ramir Sheydaev, der gegen Estland einen Elfmeter verwandelte, machte in Sommer einen seltenen Transfer: Von Qaragbam Agdam nach Thailand zu Buriam United.

Österreich spielte bisher zweimal in Aserbaidschan: 2005 gab es im Rahmen der verpassten WM-Qualifikation für 2006 nur ein 0:0. Das war das 31. Spiel in der Teamchefära von Hans Krankl und zugleich das letzte nach drei Jahren und acht Monaten. 2011 war das Ticket für die EM 2012 bereits verspielt, als Österreich mit David Alaba und Marko Arnautovic in Baku 4:1 gewann. Unter Interimsteamchef Willi Ruttensteiner. Bei Aserbaidschan amtierte damals ein Teamchef aus Deutschland, nämlich Berti Vogts.

 

Foto: UEFA.

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