Mit der jüngsten Startelf der Bundesligageschichte, mit einem Durchschnittsalter von 21,6 Jahren, bezog Red Bull Salzburg in der 16. Runde die erste Niederlage. Der Meister und Tabellenführer verlor beim Aufsteiger Austria Klagenfurt 1:2 (0:1), erzielte das Tor erst in der Nachspielzeit. Trotz 70 Prozent Ballbesitz, 20:5-Torschüssen. Das passierte vier Tage nach der zweiten in der Champions League, nach dem 0:1 in Lille. Ungewohnt für Salzburg, dass es in den letzten sechs Spielen nur einen Sieg gab: 2:2 in Ried, dann 1:2 in Wolfsburg, dann 1:0 bei Austria, dann 0:0 gegen Admira, dann Lille und Klagenfurt. Da gestand auch Trainer Matthias Jaissle (im Bild beim Dialog mit Rasmus Kristensen): „Die Luft ist draußen. Solche Phasen kann es bei einer so jungen Mannschaft geben! Bis vor kurzem waren wir auf konstant hohem Niveau!“ Jetzt sollen zwei freie Tage helfen.
Gegenüber Dienstag gab es einige Änderungen. Es fehlten Jerome Onguene, Max Wöber, der beim Aufwärmen muskuläre Probleme hatte, Kapitän Andreas Ulmer, Nicolas Seiwald und Luka Sucic begannen auf der Bank. Dazu kamen die Ausfälle von Noah Okafor und Bernardo, der sich einer Knieoperation unterziehen muss, heuer nicht mehr spielen wird. Daher begannen im Abwehrzentrum Oumar Solet und der Pole Kamil Piatkowski nach seiner Sprunggelenksverletzung, als Linksverteidiger ersetzte der 19 jährige Mali-Legionär Daouda Guindo Ulmer, im Mittelfeld bekam Antoine Bernede nach einigen Wochen Pause eine Chance, die er nicht nützte. Solet leitete die Niederlage mit einem verlorenen Zweikampf im Mittelfeld gegen Christopher Cvetko ein, den Klagenfurt zum „Umschalten“ und zum Führungstor durch Tugay Gemicsibasi nützte. Nicht nur diese Szene diskutierten nach Spielschluss sowohl Jaissle, Solet und andere Salzburg-Spieler mit dem Wiener Referee Gerhard Grobelnik. Auf Foul von Cvetko zu entscheiden wäre auch kein Fehler gewesen.
„Wir waren auch zu nachlässig“, gestand Jaissle. Auch im Angriff. Das änderte sich nicht, als er im Verlauf des Spiels Seiwald, Sucic. Junior Adamu und den 19 jährigen Mamady Diambou einwechselte. Erst Verteidiger Kristensen traf, als schon alles verloren war. Beim zweiten Klagenfurter Tor durch Markus Pink nach 80 Minuten patzte Tormann Philipp Köhn. Auch das passt zur momentanen Lage. Wird sich die in den nächsten eineinhalb Wochen bis zum „Finale“ gegen den FC Sevilla ändern? Salzburg braucht etwas, das ganz nach dem Leitspruch von Sponsor Red Bull Flügel verleiht. Eine große Herausforderung für Jaissle. Samstag verlor der jüngste Trainer der Liga gegen den ältesten, gegen Peter Pacult.
Aufsteiger Austria Klagenfurt gelang ein Schritt in Richtung Meisterrunde, mit dem man nicht rechnen konnte. Der Folgen hatte. Vor allem für Gemicsibasi. Der hatte am Tag davor Pink versprochen, er dürfe ihm die Haare schneiden, falls eine Sensation gelinge. Das passierte noch in der Kabine. Pink entschied sich für eine Variante, mit der einst der Brasilianer Ronaldo in seinen Real Madrid-Zeiten nicht vorteilhaft aussah. Jetzt traf es Gemicsibasi. Wird eine Zeit lang dauern, bis er nicht mehr nach Ronaldo aussieht. Pacult wurde aus dem Wiener Sky-Studio von Martin Stranzl daran erinnert, was in gemeinsamen 1860 München-Zeiten an diesem Tag vor genau 22 Jahren passierte. Damals freuten sie sich über einen unerwarteten 1:0-Derbysieg gegen Bayern, bei dem Co-Trainer Pacult das Sagen hatte, weil Chef Werner Lorant gesperrt war, und Stranzl 20 Minuten vor Schluss einwechselte.
„Trainerlos“ feierte WSG Tirol den zweiten Sieg hintereinander, der noch Chancen auf die Meisterrunde ließ. Thomas Silberberger sah wegen eines positiven Corona-Tests das 3:0 (1:0) im Westderby beim Letzten Altach mit zwei Treffern der Juventus-Leihgabe Giacomo Vrioni vom Wohnzimmer aus am TV-Schirm, telefonierte 20 mal mit der Bank, auf der Assistent Martin Svejnoha ihn vertrat. Für Altach wird der Platz unter den ersten sechs nur noch schwer zu schaffen sein. Ähnliches gilt für Admira Wacker nach der 0:1 (0:0)-Heimpleite gegen Wolfsberg. Als alles schon nach 0:0 sah, verschuldete Innenverteidiger Sebastian Bauer völlig unnötig einen Elfmeter, was Trainer Andreas Herzog sehr verärgerte.