Die Disziplinarkommission der UEFA unter der Leistung des Österreichers Thomas Partl verschonte Englands Topstar Jude Bellingham nach seinem obszönen Jubel, der im Achtelfinale auf das spektakuläre Rückziehertor zum 1:1 gegen Slowenien in der Nachspielzeit gefolgt war. Der 21 jährige kam mit einer Geldstrafe von 30.000 Euro davon, die er mit seinem Millionengehalt locker verkraften kann, kann daher Samstag im Viertelfinale gegen die Schweiz in Düsseldorf spielen. Ganz England hofft auf einen neuen Genieblitz von Bellingham, der nach einer langen Saison, bei der er sowohl bei Real Madrid als auch bei England immer ran musste, am Ende seiner Kräfte wirkt: „Nach dem Sieg gegen Slowenien war ich komplett tot“, gab er zu. Ähnlich dachte Teamchef Gary Southgate bereits letzten Sonntag: „Ich hätte beide früher auswechseln können, weil sie müde waren. Aber ich wusste, dass sie den Unterschied machen können!“ Bellingham und Kapitän Harry Kane verhinderte die blamable Pleite, lassen England weiter hoffen. Die tipp3-Titelquoten bei England ist 5,5, bei der Schweiz 15.
Österreichs Teamspieler muss der Viertelfinalsamstag weh tun. Mit der Schweiz sind sie auf Augenhöhe, wie das 1:1 im letzten Spiel vor der EM in St. Gallen zeigte. Sie spielen in roten Puma-Dressen wie die Österreicher, nur mit dem Schweizer Kreuz statt des Bundesadlers auf der Brust. In denen schalteten sie souverän den desolaten Titelverteidiger Italien aus, kamen damit weiter als ihre Nachbarn. Konnten sich eine Woche auf das nächste Spiel vorbereiten. Wie die Österreicher auf das Achtelfinale. Ein schlechtes Omen? Noch mehr weh tun als das Schweizer Duell gegen England wird Christoph Baumgartner & Co das letzte Viertelfinale, in dem sie hätten spielen können: Nochmals gegen Holland. Wäre wieder ein Sieg, wie im letzten begeisternden Gruppenspiel möglich gewesen? Die Holländer sehen jetzt die Chance, so wie 1988 in Deutschland Europameister zu werden. Zumal die Türken im Finish beim Aufstieg gegen Österreich sehr müde, stehend k.o. wirkten.
Zudem reagierte die UEFA auf den Wolfsgruß als Jubel des Doppeltorschützen Merih Demirel konsequent: Sperre für zwei Spiele. Zur Empörung der Türken. Den Wolfsgruß wird man garantiert im Berliner Olympiastadion von vielen türkischen Fans als Reaktion auf das Urteil sehen wird. Staatschef Recep Erdogan, der nach Berlin kommt, reagierte auch verärgert auf das UEFA-Urteil. Andererseits haben die Türken Kapitän Hakan Calhanoglu und Innenverteidiger Abdülkerim Bardakci, die beim 2:1 gegen Österreich gesperrt waren, wieder zur Verfügung. Calhanoglu, einer der sechs in Deutschland geborenen Spieler, prophezeite: „Wir haben ein Heimspiel!“ In Berlin wird Samstag Ausnahmezustand herrschen. Besonders um den Breitscheidplatz, wo der türkische Fanmarsch beginnt, oder in den Bezirken Kreuzberg und Neukölln, den „Türken-Hochburgen“.
Foto: FIFA.