Fußball

Dank Joker ein historischer Sieg als Befreiungsschlag: „Es ist phantastisch!“

Im siebenten Anlauf hat es Österreich endlich geschafft: Erstmals bei einem EM-Spiel in Führung gegangen, erstmals gewonnen. Ein historischer Sieg, mit dem alle Beteiligten Geschichte schrieben. Von Teamchef Franco Foda angefangen bis zu den 15 Spielern, die im Einsatz waren. Nach dem 3:1 (1:1) gegen Nordmazedonien lebt auch die Chance, erstmals die Vorrunde zu überstehen. Für die entscheidenden Toren sorgte die Joker, die Foda nach einer  Stunde brachte: Michael Gregoritsch erzielte das 2:1, Marko Arnautovic mit seinem  ersten Tor im Teamdress seit  September 2019 das 3:1. Jetzt ist Foda wieder obenauf, fand die richtige Antwort auf die zum Teil überzogenen Kritiken. Mit einer Art Sternstunde für Österreichs Fußball. Den ersten Sieg bei einem großen Turnier seit 1990.

Wenn man gewinnt, dann macht man alles richtig. Trifft auch auf den Teamchef zu. Er setzte auf ein 3-5-2-System, statt auf eine Viererabwehr wie bei den letzten zwei Tests auf eine Dreierkette im Abwehrzentrum mit Aleksandar Dragovic, David Alaba und Martin Hinteregger. Das passte. Ebenso richtig die Besetzung der zentralen Mittelfeldpositionen mit Konrad Laimer und Xaver Schlager. Der ungemein laufstarke Marcel Sabitzer zeigte sich auf der Position hinter den Spitzen sehr initiativ, bereitete mit einem gekonnten Querpass auf Stefan Lainer Österreichs Führung mit der ersten Chance vor.  Der Salzburger übernahm direkt, traf ins lange Eck. Sein zweites Tor in 30  Länderspielen. Das erste erzielte er ebenfalls gegen Nordmazedonien. Das 2:0 beim 2:1 im November 2019, mit dem Österreich das  EM-Ticket sicherte. Ein Nordmazedonien-Spezialist.

Zehn Minuten später folgte der Ausgleich. Dazwischen lag eine vergebene Chance von Sasa Kalajdzic zum 2:0.  Das 1:1 war eigentlich ein Eigentor. Eine missglückte Abwehr von Hinteregger, der Sabitzer anschoss, machte es möglich. Der Ball flog in Österreichs Strafraum, Tormann Daniel Bachmann hatte ihn schon in den Händen, ließ ihn wieder aus, Oldie Goran Pandev nützte es zu Nordmazedoniens erstem Treffer bei einer Europameisterschaft.  David Alaba wurde zwar von Aleksandar Trajkovski in Bachmann hineingestoßen, der Video-Referee in Nyon sah aber  keinen Grund zum Eingreifen. Keine schwerwiegende Fehlentscheidung. Zur zweiten Hälfte musste Foda Philipp Lienhart für Dragovic bringen. Den hatte ein Ellbogencheck von Trajkovski außer Gefecht gesetzt. Lienhart bewies wieder einmal, dass auf ihn Verlass ist, wenn man ihn braucht.  Auch bei den Kontermöglichkeiten der defensiv  eingestellten  Nordmazedonier, die erst in der eigenen Hälfte zu attackieren begannen, es in Österreichs Überlegenheit hinein, immer wieder gab.

Dann kam der Austausch. Kalajdzic und Christoph Baumgartner konnten sich nicht richtig durchsetzen, daher brachte Foda gleich zwei neue Spitzen. Sicher riskant, aber das ging auf. Ebenso wichtig war, dass Foda nach 70 Minuten Alaba und Hinteregger die Positionen tauschen ließ. Hinteregger hatte für Vorstösse viel Raum, da kam aber wenig heraus. Bei Alaba hingegen eine starke Flanke zum kurzen Eck, in die Gregoritsch hineinlief, mit rechts vor Tormann Stole Dimitrevski an den Ball kam. Ausgerechnet Gregoritsch erzielte das Tor. Nach der schwersten Saison der Karriere in Augsburg. Seine Nominierung in den EM-Kader löste sogar Kritik aus. Kein Wunder: Das letzte Tor in der Bundesliga erzielte er am 19. September 2020, es blieb sein einziges. Zuletzt spielte er am 17.Oktober über die volle Distanz. Foda hielt an ihm fest, Gregoritsch bedankte sich für das Vertrauen. Bei den Tests gegen England und die Slowakei kam er im Finish als Joker zu Torchancen, die er vergab. Sonntag traf er. Am Geburtstag seines Bruders: „Es ist phantatsisch“ sagte er noch im ORF-Interview, ehe ihm die Tränen kamen.  Als er sich bei Mutter, Vater, Österreichs U 21-Teamchef und Freundin für die Unterstützung in den schweren Monaten bedankte Sein fünftes Tor im 27. Länderspiel, sein erstes seit 11. Oktober 2020 (Siegestor in der Nations League zum 1:0 gegen Nordirland in Belfast war vielleicht das wichtigste in seiner Karriere, auf jeden Fall ein Highlight für den 27 jährigen.

Das war die Vorentscheidung nach 75 Minuten. Im Finish folgte noch das 3:1 von Arnautovic nach einem fast genialen Fersler von Laimer. Auch sein Jubel war total emotionell, er geigte Gegenspielern in deren Landessprache, die er ja auch beherrscht, die Meinung. Nachher musste er zur Dopingkontrolle. Alaba wurde zum „man of the match“ gewählt. Schön auch die Geste, dass die Torschützen Lainer und Gregoritsch nach den Toren ein weißes T-Shirt mit „Stay strong, Eriksen“ einen Gruß an Christian Eriksen schickten. Fodas Schlusswort stimmte: „Heute war alles  gut!“

 

 

Foto: UEFA.

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