Fußball

Das Veto gegen Barnes kam aus dem Innenministerium

Der Fußballbund lud in den Tower von Cupsponsor Uniqa. Weil der seine Aktivitäten deutlich erweitert: Dressenwerbung bei den Torhütern des Nationalteams am Trainingsgewand, Patronanz für das Unter 17-Team von Manfred Zsak, eine Gala über 100 Jahre Cup am Abend  vor dem Finale am 1. Mai in Favoriten im Viola Park,  der rund um das Finale nicht seinen offiziellen Namen Generali-Arena tragen darf. Der Endspiel des Uniqa-Cup im einem nach einem Konkurrenzunternehmen benannten Stadion, das geht ja gar nicht.  Aber das beherrschende Thema kam zum Abschluss: Das Veto gegen die Einbürgerung von Ashley Barnes. Verkündet Montag Abend aus dem Sportministerium. In Wahrheit aber aus dem Innenministerium. Die Bedenken hatte Generalsekretär Peter Goldgruber gegenüber ÖFB-Präsident Leo Windtner (Bild oben) erstmals letzte Woche geäußert. Die ÖFB-Chefetage mit Windtner, Generalsekretär Thomas Hollerer als mit der Causa befasster Jurist, Geschäftsführer Bernhard Neuhold und Sportchef Peter Schöttel fühlt sich nach siebenmonatigen Bemühungen vor den Kopf gestoßen: „Bis vor zehn Tagen bekamen wir nur positive Signale aus dem Sportministerium“, versicherte Windtner, „das muss eine politische Entscheidung sein.“

Mit Einbürgerungen läuft beim ÖFB in letzter Zeit wenig wie eerhofft. Die von Steffen Hofmann vor der Heim-Europameisterschaft 2008 wäre auf Grund seiner familiären Wurzeln in Österreich kein Problem gewesen, scheiterte aber daran, dass der damalige FIFA-Präsident Sepp Blatter nicht zu seinem Wort stand. Die von Tormann Thomas Gebauer in seiner Ried-Zeit gelang, im Nationalteam spielte er danach freilich nie. Jetzt ist Gebauer schon 36 Jahre alt. Wegen Burnley-Stürmer Barnes fühlte der ÖFB nach ersten Kontakten mit Barnes im April erstmals im Juni rund um das Brasilien-Spiel beim Sportministerium vor, bekam positive Signale. Zwar nicht für die Nations League im Herbst, aber bis zur Qualifikation zur Europameisterschaft sollte es zu schaffen sein. Wenn Barnes wirklich benötigt werde, keinem jungen Österreicher einen Platz verstellt. Tut der 29jhrige nicht. Durch Verletzungen im Teamkader wie etwa Guido Burgstaller, wäre der Burnley-Stürmer sicher eine Hilfe: „Wir haben uns die Entscheidung, Barnes einbürgern zu wollen, nicht leicht gemacht“, versicherte Schöttel. Wenn man bedenkt, welche Granaten Qualifikationsgegner Polen im Angriff am 21.März im Happel-Stadion zur Verfügung haben wird, angefangen von seinem Kapitän, Bayerns Torjäger Robert Lewandowski über den neuen Milan-Überflieger Kryzstof Piatek bis zur Arkadius Milik von Napoli, wäre Barnes sicher kein „Luxus“, auf den man so leicht verzichte könnte oder sollte. Im Gegenteil.

Darum fühlte sich der ÖFB vor den Kopf gestoßen, als aus dem Sportministerium Montag Abend via  Aussendung von Sektionschef Philipp Trattner festgestellt wurde, dass Barnes wesentliche  Kriterien nicht erfülle, weil er seine bisherige Leistungen nicht in Österreich erbrachte habe. Seine österreichische Großmutter spiele keine Rolle.“ Interessant, dass dies mit Trattner der ehemalige Sekretär des Basketballverbands kund tat. Bei der Einbürgerung von Amerikanern im Basketball sah er damals keine Bedenken. Windtner und Hollerer versichern hingegen, Barnes würde die juristischen Kriterien für die Einbürgerung erfüllen: „Er erfüllt alle bis auf eine“, versicherte Hollerer, „aber es steht nirgends geschrieben, das mann zwingend alle Kriterien erfüllen muss.“Nicht zu begreifen, diese Causa.

Vor allem, warum das Sportministerium mit dieser Aussendung vorprescht, wenn das Veto aus dem Innenministerium kam. Der ÖFB hofft weiter, dass sich der Ministerrat am Mittwoch doch mit Barnes beschäftigen wird. Windtner wurde dazu während der Pressekonferenz angerufen, schöpfte daraus wieder etwas Zuversicht, dass die politische Entscheidung wieder rückgängig gemacht wird. Wenn Sportminister Heinz Christian Strache wirklich so viel am Fußball liegt, wie er bei seinem Eintreten für ein neues Nationalstadion immer glaubhaft machen will, dann sollt es ihm als Vizekanzler und FPÖ-Chef doch möglich sein, seinen Parteifreund, Innenminister Herbert Kickl, in einem Vieraugengespräch nochmals die Causa Barnes zu erklären und ihm verklickern, dass ideologische Bedenken, die es bei Kickl offenbar auch wegen Barnes gibt, in diesem speziellen Fall übertrieben und unangebracht sind.  Derzeit sieht alles komisch, verworren, fast nach einem abgekarteten FPÖ-Spiel aus. Bei dem am Ende für den ÖFB nur die Devise, außer Spesen nichts gewesen, seine Gültigkeit hat. Der verbitterte Windtner: „Dann müssen sich die Politik einige Leute in den Spiegel schauen.“

Dienstag Abend schoss Barnes erstmals nach vier Spielen kein Tor, bezog mit Burnley in Newcastle die erste Niederlage dieses Jahres. Beim 0:2 (0:2) kam nach 71 Minuten für Barnes der 38jährige Peter Crouch. Barnes wusste um die neueste Entwicklung wegen seiner Einbürgerung. Ob er deswegen kaum zur Geltung kam?

 

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