Fußball

Der deutsche Heilsbringer im karierten Holzfällerhemd

Fussball-Deutschland atmete 244 Tage vor Beginn der Heim-Europameisterschaft auf. Der Einstand des neuen Teamchefs Julian Nagelsmann prolongierte und verstärkte  mit dem 3:1 (1:1) gegen die USA in Hartford die Aufbruchstimmung, die schon im Spiel eins nach Nagelsmann-Vorgänger Hansi Flick, dem 1:0 gegen Vize-Weltmeister Frankreich mit Sportchef Rudi Völler auf der Bank, entstanden war. „Julian hat seine Unbekümmertheit auf die Mannschaft übertragen“, konstatierte Völler zufrieden,“das war schon ansehnlich.“

Es begann schon mit dem Outfit von Nagelsmann. Er war der erste deutsche Teamchef, der bei einem Spiel ein hellblau kariertes Holzfällerhemd trug. Kein Trainingsanzug, kein feiner Zwirn, nein ein Hemd, das man für nicht einmal 20Euro kaufen kann. Ein Heilsbringer im New Look. Erst zur Pressekonferenz nach dem Sieg wechselte Nagelsmann in die offizielle DFB-Trainingsjacke, als er analysierte: „Mir hat gefallen, dass wir nach dem 0:1 ruhig und mutig blieben, so das Spiel drehten. Das hohe Pressing kann noch besser werden, aber wir sind auf einem guten Weg.“ Lerneffekte in Rekordzeit sorgen für EM-Hoffnung. Explizit lobte Nagelsmann Kapitän Ilkay Gündogan. Der Barcelona-Legionär erzielte noch vor der Pause nach der amerikanischen Führung durch Ex-Dortmund-Stürmer Christian Pulisic den Ausgleich, in der zweien Hälfte trafen Dortmund-Stürmer Nicolas Füllkrug und Bayern-Jungstar Jamal Musiala. Er und Leroy Sane waren die einzigen zwei Spieler aus Nagelsmanns ehemaliger Bayern-Mannschaft, die zur Startbesetzung gehörten. Joshua Kimmich fiel wegen eines grippalen Infekts kurzfristig aus. Im US-Team war auch ein Spieler von Adi Hütter und Frankreichs Tabellenführer AS Monaco bis zur 66. Minute im Einsatz: Mittelstürmer Folarin Balogun.

Deutschland agierte im 4-2-3-1 mit Füllkrug aus einziger Sitze. Dahinter wirbelten Sane und die 20jährigen Jungstars Musiala und Florian Wirtz von Tabellenführer Leverkusen. Die nötige Erfahrung brachten Gündogan und der nach zwei Jahren zurückgekehrte Mats Hummels mit. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch will Nagelsmann in Philadelphia noch andere Spieler sehen, am 18. November gegen die Türkei in Berlin und drei Tage später im Prestigeduell gegen Österreich im ausverkauften Happel-Stadion wird nicht mehr experimentiert. 7,4 Millionen Zuschauer lockte das Nagelsmann-Debüt am Samstagabend vor die TV-Schirme.

Foto: DFB.

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