Wenn derzeit in Österreich eine Trainerstelle zu vergeben ist hört man automatisch den Namen von Christian Ilzer. In der zweiten deutschen Bundesliga war es in den letzte Wochen nicht anders. Mit zwei Ausnahmen: Aufsteiger 1.FC Köln kaufte Achim Beierlorzer um 650.000 Euro aus dem Vertrag bei Jahn Regensburg heraus, damit er künftig unter anderem Louis Schaub und Florian Kainz trainiert. Und der Hamburger SV, der Sonntag mit einem peinlichen 1:4 bei Aufsteiger Paderborn blamabelst den Aufstieg vergeigte. In der Hansestadt fiel bei allen Trainerdiskussionen bisher nicht der Name Ilzer. Kann ja noch passieren. Der Wolfsberg-Trainer hat mit Christian Sand einen sehr umtriebigen Manager. Was steckt hinter dem Hype, um den 41jährigen Steirer, der laut Wolfsbergs Präsident Dietmar Riegler von ihm die Erlaubnis zu Verhandlungen mit dem LASK und der Austria bekam?
Bereits mit knapp 17 trainierte er erstmals eine Nachwuchsmannschaft. Vor zwölf Jahren stieg er als Co-Trainer von Bruno Friesenbichler bei Hartberg ein. Dessen Sohn Kevin trainiert er derzeit bei Wolfsberg. Nach vier Jahren bei Friesenbichler wechselte er zu Wr. Neustadt, war dort zweiter Mann hinter Helge Kolvidsson und Heimo Pfeifenberger. In dieser Zeit heuerte er auch beim ÖFB als Assistenztrainer bei Nachwuchsteams an, speziell beim steirischen Landsmann Rupert Marko: „Er ist durch sehr gute Analysen aufgefallen“, erinnert sich der damalige ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner, „war auch auf mich böse, weil er nicht rasch den Profikurs belegen durfte.“ Pfeifenberger nahm Ilzer als Assistent nach Wolfsberg mit. Den Job quittierte der Steirer 2017, weil er Chef in Hartberg wurde. Und führte die Oststeirer sensationell in die Bundesliga. Von dort ging es wieder zurück über die Pack nach Wolfsberg. Er hätte gleich nach Pfeifenbergers Beurlaubung im Frühjahr 2018 Chef werden sollen oder können, wollte aber Hartberg im Stich lassen. Also installierte Riegler Ilzers Nachfolger als Pfeifenbergers Assistent, Robert Ibertsberger, als Interimslösung. Die für Ilzer nach drei Monaten den Platz auf der Trainerbank räumen musste. Das gleiche Schicksal droht Ibertsberger ein Jahr später bei Austria.
Ilzers Zugang zum Fußball war zunächst der eines Fitnesstrainers. Dann kam noch Video-Analyst dazu. Jetzt gilt die Menschenführung als eine seiner großen Stärken. Die möglicherweise Wolfsbergs beste Bundesligaplatzierung aller Zeiten am Ende einer Saison, vor der es den großen Umbruch im Kader gab, möglich macht. Nur Tabellenführer wie im September 2014 unter dem jetzigen Rapid-Trainer Didi Kühbauer war Wolfsberg unter Ilzer noch nicht. Am Ende der Saison stand Wolfsberg als Fünfter auf einem Europacupplatz, jetzt winkt Platz drei. Diese Chance treibt auch Ilzer jeden Tag an. Andi Herzog hätte nach seiner Bestellung zu Israels Teamchef Ilzer gerne in seinem Trainerteam gesehen, aber da arbeitete er schon in Wolfsberg. Der gute Draht zwischen Herzog und Ilzer nach wie vor. Als jetzt einigen Bundesligaklubs, darunter Wolfsberg, ein interessanter 23jährigen Offensivspieler namens Shon Weissmann von Maccabi Haifa angeboten wurde, setzte sich Ilzer mit Herzog in Verbindung, um sich genau zu erkundigen. Macht als ein Trainer, der im Gedanken schon bei der Austria oder dem LASK ist?
Ilzer absolviert derzeit noch den Trainerkurs zur UFA-Pro-Lizenz. Ist der der moderne Typ des Laptop-Trainers, der mit Wolfsberg bereits sein Meisterstück liefert? Darauf will Ruttensteiner ihn nicht reduzieren: „Ich sehe ihn immer noch als vielversprechendes Talent“, der Schritt zu einem Spitzenklub ist nicht leicht, muss wohl überlegt sein.“ Da gibt es das warnende Beispiel von Damir Canadi. Super bei Altach mit Platz drei und Europa League, super in den letzten zwei Saison mit Platz vier in Griechenland mit Außenseiter Atromitos Athen, aber dazwischen bei Rapid gescheitert. Oder vielleicht auch an Rapid. Könnte ähnliches auch Ilzer passieren? Wäre Violett und Wien das heißere Pflaster oder der Job beim Vizemeister LASK gefährlicher? Dort ist eigentlich der Leistungsplafond erreicht. Zudem steht Mastermind Jürgen Werner auf dem nachvollziehbaren Standpunkt, dass sich mit einem Trainerwechsel die Klubphilosphie nicht entscheidend ändern darf. Viel Platz für neue Ideen blieben Ilzer dort nicht. Mehr bei der Austria. Zumal ist dort die Wahrscheinlichkeit, dass es mit einem Trainerwechsel besser laufen wird, die größere.
Wenn der Steirer Wolfsberg verlässt,kostet er Ablöse. Da der Vertrag bis 2020 läuft. Riegler berichtet stets von einem speziellen Abkommen zwischen Präsident und Trainer. Das heißt: Sollte sich Ilzer mit einem anderen Klub einigen, weil er darin einen Schritt in seiner Karriere nach vorne sieht, wird der Wechsel nicht an Rieglers Forderungen scheitern.