Stolz auf die eigene Leistung mit über 50 Prozent Ballbesitz, die beim LASK eine Rarität sind, Ärger über die verpatzte Premiere des Video Assistant Referee in Österreich und Frust über zu wenig Unterstützung durch die Bundesliga. Das ist die Bandbreite der Reaktionen auf die erste Saisonniederlage der Linzer, die ausgerechnet im ersten Play-off-Duell um die Qualifikation gegen die Champions League gegen den FC Brügge mit 0:1 passierte. Nach drei vergebenen Chancen auf die Führung in den ersten sieben Minuten vor dem falschen, entscheidenden Elferpfiff für die Belgier. Falsch, wegen der vom Videoreferee übersehenen knappen Abseitsstellung des von Gernot Trauner doch unterhalb des Knies getroffenen Lois Openda. Knapp heißt ein Schritt. Dem Schiedsrichterassistenten an der Linie ist kein Vorwurf zu machen, aber sehr wohl dem Video Assistant Referee Pawel Gil.
Trainer Valerien Ismael ärgerte die schwache Chancenverwertung aber mehr als das irreguläre Brügge-Tor, wie er behauptete. Irgendwie trotzig sandte er eine Kampfansage nach Belgien: „Brügge wird besser spielen müssen, um aufzusteigen.“ Das heißt nicht mehr und nicht weniger, als dass Ismael kommenden Mittwoch im Jan Breydel-Stadion eine bessere LASK-Leistung als auf der ausverkauften Gugl erwartet. Daher heißt es alle Kräfte bündeln und mobilisieren. Da Brügge von der belgischen Liga am Wochenende eine Pause erhält, nicht in Charleroi spielen muss, entstand in Linz Frust über zu wenig Unterstützung durch die Bundesliga. Bei der Präsident Siegmund Gruber (Bild oben) prompt am Mittwoch den Antrag stellte, den Samstag-Schlager gegen Rapid im Hütteldorfer Allianz-Stadion zu verschieben.
In Belgien geht das leichter. Da kann die Liga Verschiebungen eigenmächtig bestimmen. Ohne Zustimmung des Gegner und des TV-Rechtsinhabers. Die sind in Österreich notwendig. Zudem plant man in Belgien etwas langfristiger als in Österreich. Der TV-Rechtsinhaber „Sky“ wird sich kaum in den Weg stellen. Denn es wäre in seinem ureigensten Interesse, dass Österreich erstmals zwei Klubs in der Champions League hat, da die TV-Rechte der Europa League bei Puls 4 und DAZN liegen. Bleibt der Gegner Rapid, dem Gruber sicher nicht ohne Hintergedanken den schwarzen Peter zuspielte. Eine vernünftige Gesprächsbasis zwischen Hütteldorf und Linz gibt es derzeit offenbar nur zwischen LASK-Vizepräsident Jürgen Werner und Rapids Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic, wie der „geräuschlose“ Wechsel von Marvin Potzmann nach Linz am Montag zeigte. Aber ansonst herrscht Eiszeit. Seit Grubers Offensive gegen Rapid in Sachen TV-Gelder, für die er Mitstreiter (Red Bull Salzburg, Wolfsberg, Austria, Admira) organisierte, seit Verteidiger Max Ullmann den Wechsel nach Hütteldorf dem Verbleib in Linz vorzog. Aber man sieht sich im Leben nicht nur einmal, sondern öfters.
Normal wäre es gewesen, hätte Gruber Rapid nicht via Liga Mittwoch zu Mittag vom Verlegungswunsch informieren lassen sollen, sondern selbst Präsident Michael Krammer angerufen und das Anliegen, über das man durchaus diskutieren kann, vorzubringen. Nur hätte das nicht drei Tage vor Rapid-LASK passieren sollen, sondern schon eigentlich vor Saisonbeginn. Natürlich stecken da auch ureigenste Interessen, nicht nur in Sachen Champions League, dahinter. Der LASK ahnte wohl, dass ein Auswärtsspiel gegen Rapid den zweiten Anzug mehr fordern würde als zuvor die Spiele gegen Admira und Wattens. Möglicherweise sogar überfordern, falls Ismael wieder wie bei diesen zwei Partien in großem Stil rotiert. Andererseits müsste die Stammformation anfangs der Saison für drei Spiele in neun Tagen gerüstet sein, zumal es für sie mit Ausnahme von Tormann Alexander Schlager und Trauner, die als einzige in allen bisherigen sieben LASK-Partien in der Startelf standen, die erste englische Woche wäre. Rapid wiederum spekuliert sicher auch darauf, dass der LASK in Hütteldorf nicht in Bestbesetzung antreten wird, was die Chancen auf den dritten grün-weißen Sieg hintereinander vergrößern würde. Daher war die Bereitschaft, dem Wunsch des LASK zu entsprechen, nicht sehr groß, sondern eigentlich gleich null.
Das machte Rapid gegen 13 Uhr auch offiziell. Verwies darauf, in vergangenen Jahren im Play-off für Champions und Europa League vor ähnlichen Situationen gestanden zu sein. Die Termine für die Play-off-Spiele seien seit Monaten festgestanden, der LASK habe seit Mai gewusst, dass er in der letzten August-Woche ein Entscheidungsspiel haben könnte. Zudem verwies Rapid auf mehr als 15.000 verkaufte Karten für das Samstag-Spiel und die Vorbereitungen auf die Partie mit Sicherheitsdienst, Catering etc. Rapid regte an, die Bundesliga solle neue Regelungen für die Runde vor den entscheidenden Play-off-Rückspielen erarbeiten und der Klubkonferenz präsentieren. Eine kurzfristige Entscheidung wie in Belgien würde aus Rapid-Sicht nicht dem Fairplay-Gedanken entsprechen. Nach diesem „Vorspiel“ wird ein heißer Samstag in Hütteldorf garantiert sein. Nicht nur wegen der sommerlichen Temperaturen.