Teamchef Martin Scherb standen beim ORF-Interview auch die Tränen in den Augen, als er von der großen Leere sprach. Die das 0:1 (0:0) von Österreichs U 19 gegen die Slowakei im Playoff um einen Platz bei der U 20-WM 2023 in Indonesien auslöste. Bei 31 Grad im Anton Malatinsky-Stadion von Trnava verglühten die rot-weiß-roten WM-Hoffnungen. In einem Spiel, in dem viel gegen Österreich lief. Aber um ehrlich zu sein: Es fehlte spielerisch einiges, die Harmlosigkeit im Angriff ohne einen Strafraumstürmer war zu groß, um gegen die schwächeren Slowaken vor 4000 Zuschauern zu gewinnen.
Mehr Ballbesitz, mehr Torschüsse. Aber dennoch ging Österreich als Verlier vom Platz. Bereits nach zwei Minuten musste Kapitän Ervin Omic wegen einer Kreuzbandverletzung im linken Knie ausscheiden. Für ihn kam der Austrianer Florian Wustinger. Nach 22 Minuten war das Match für Linksverteidiger Justin Omoregie wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel beendet. Kurz vor der Pause vergab Hoffenheim-Legionär Jakob Knollmüller die beste Chance, die an seinen vergebenen Sitzer beim 2:4 gegen Israel erinnerte. Kurz darauf traf Wustinger, der nach 20 Minuten wegen eines „Textilfouls“ die gelbe Karte bekam, bei einem Rettungsversuch vor dem Strafraum statt des Balles einen Slowaken. Der kleinliche belgische Referee Nathan Verboom kannte kein Pardon. Wieder gelb, damit rot, die ganze zweite Hälfte nur mit zehn Mann. Verboom verteilte insgesamt 13 gelbe Karten, davon neun an Österreich. Auch Yusuf Demir wurde noch ausgeschlossen, als er nach 95 Minuten im Frust einen Slowaken niederstieß.
Trotz Unterzahl setzte Österreich die Slowaken unter Druck. Benjamin Kanuric (Bild oben) traf nach 62 Minuten die Oberkante der Latte, drei Minuten später das Verhängnis: Slowakeis Linksverteidiger Samuel Kopasek zirkelte aus 18 Metern den Ball mit rechts genau ins lange Eck. Ein Tausendgulden-Schuss. Eine klare Ausgleichschance gab es nicht mehr, obwohl Scherb nach 74 Minuten mit Onurhan Babuscu, Dominik Weixelbaum und Justin Forst drei neue Offensivspieler brachte. Irgendwie paradox, dass kurz nach dem Schlusspfiff in Trnava 160 Kilometer entfernt bei Austrias Testspiel in Traiskirchen das Comeback von Muharem Huskovic nach langwieriger Muskelverletzung und monatelanger Pause begann. Mit ihm wäre das U 19-Team höchstwahrscheinlich gefährlicher gewesen.
„Es war unser bestes Turnierspiel, daher ist die Enttäuschung umso größer“, behauptete Scherb, „wir waren auch mit zehn besser, hätten vor der Pause unsere Chancen nützen müssen.“ Die EM-Bilanz: Drei Niederlagen in vier Spielen, 5:9-Tore. Von den fünf Treffern keiner aus dem Spiel erzielt. Das tut sehr weh, wie Scherb gestand. Österreich-Bezwinger England kam durch ein 2:1 gegen Italien ins Endspiel. Gegner am Freitag in Trnava wird Österreich-Bezwinger Israel sein, der Favorit Frankreich überraschend 2:1 bezwang.
Foto: ÖFB/Patrick Vranovsky.