Ein entspannter Oliver Glasner schaute Mittwoch gut gelaunt beim Training von Österreichs Team in Windischgarsten vorbei. Eineinhalb Wochen nach seinem letzten Spiel als Eintracht Frankfurt-Trainer stehen Golfen und Tennis bei ihm derzeit als Urlaubsbeschäftigung im Mittelpunkt. Keine Überlegungen, welchen Klub er künftig trainieren wird. Beim Team sind mit Alexander und Xaver Schlager ehemalige Schützlinge von ihm aus LASK-und Wolfsburg-Zeiten dabei. Dass Teamchef Ralf Rangnick in seiner Zeit als Salzburg-Sportchef nicht ganz unbeteiligt daran war, dass Glasner den Job als Koordinator gegen den als Co-Trainer von Roger Schmidt tauschte, ist ebenfalls kein Geheimnis.
Rangnick kann derzeit nicht so entspannt wie Glasner. Wahrscheinlich sind es nur fünf aus der belgischen Mannschaft, die Rangnick bei der WM in Katar beim 0:2 gegen Marokko und 0:0 gegen Kroatien beobachtete, die Samstag im ersten Heimspiel der EM-Qualifikation gegen Österreich beginnen werden: „Mir wäre lieber gewesen, Belgien wäre damals aufgestiegen, dann hätte es nicht den großen Umbruch mit einem neuen Teamchef gegeben!“ Die fünf sind Tormann Thibaut Courtois, gemeinsam mit Österreichs Teamkapitän David Alaba der Rückhalt bei Real Madrid, der 36 jährige Oldie- Innenverteidiger Jan Vertonghen von Anderlecht, Rechtsverteidiger Timothy Castagne von England Absteiger Leicester, Mittelfeldspieler Yannick Carrasco sowie Sturmtank Romelu Lukaku. Er und Vertonghen sind die letzten übrig gebliebenen Feldspieler der sogenannten goldenen Generation, die aber keinen Titel gewann.
Für Rangnick stellt sich die Frage, wie er es anlegt, dass Favorit Belgien „keinen Spaß gegen uns“ haben wird, wie er es ankündigte. Keine Frage, durch Aggressivität in den Zweikämpfen. Anzunehmen, dass er darauf in der Aufstellung achten wird. Anzunehmen, dass er Österreichs Team eher im 4-2-3-1 wie in Linz gegen Aserbaidschan und Estland beginnen lassen wird und nicht im 4-4-2 wie beim 2:0-Heimsieg gegen Italien im November. Xaver Schlager wird wohl kein Thema für die Startelf sein, da er dieser Tage selbst zugab, nach der Syndesmoseband-Operation und drei Kurzeinsätzen noch nicht bei 100 Prozent zu sein. Auf das Comeback von Marcel Sabitzer, den herausragenden Spieler beim Sieg über Aserbaidschan, nach Meniskusoperation, hofft Rangnick erst Dienstag gegen Schweden im Happel-Stadion. Wer beginnt außer Konrad Laimer und Nicolas Seiwald, die gesetzt sind, Samstag noch im Mittelfeld?
Ein heißer Kandidat ist sicher Florian Kainz (Bild). Nicht nur, weil er als Joker gegen Estland, sieben Minuten nach der Einwechslung für Patrick Wimmer, mit dem Ausgleich die Wende einleitete. Sondern, weil er es seit damals in neuer, zentraler Offensivrolle hinter den Spitzen beim 1. FC Köln richtig gut machte. Von schüchtern sowie früher ist beim 30 jährigen keine Spur mehr. Sechs Tore und zehn Assists in der letzten Saison sorgten für Selbstvertrauen. Wird Rangnick dem Steirer mit Rapid-Vergangenheit in seinem 25. Länderspiel erstmals eine zentrale Rolle geben oder setzte er ihn wieder auf der Außenbahn ein, auf der Kainz eigentlich zu Hause ist? Köln verlor von neun Spielen mit Kainz auf der Zehner-Position nur zwei, schaffte souverän den Klassenerhalt. Kainz selbst stellt keine Ansprüche, ihm ist die Position egal. Aber er prophezeit: „Belgiens Spiel wird uns Möglichkeiten bieten, wenn wir an unsere Grenzen gehen!“
Foto: 1.FC Köln/Bucco.