Auf der Homepage der UEFA schien LASK gegen Manchester United am Mittwoch Mittag noch nicht unter den Spielen des Achtelfinales der Europa League auf, die Donnerstag Abend ohne Zuschauer ausgetragen werden müssen. Das hatte sich noch nicht bis in die Zentrale nach Nyon an den Genfer See durchgesprochen. Dort wurden nur die Duelle zwischen Inter Mailand und Getafe, Wolfsburg und Ukraine-Mister Schachtjor Donezk und Olympiakos Piräus gegen Wolverhampton als Geisterspiele angekündigt. Womit Ex-LASK-Trainer Oliver Glasner im Norden Deutschlands das gleiche Schicksal trifft wie seinen ehemaligen Klub. Griechenlands Tabellenführer Olympiakos schaffte es, dass der Corona-Alarm auch Englands Premiere League erreichte. Wegen Klubchef Evangelios Marinakis, bei dem Corona nachgewiesen wurde. Der war vor 13 Tagen beim Sensationsaufstieg von Olympiakos im Londoner Emirates-Stadium gegen Arsenal nach dem Match mit einigen Spielern der Verlierer in Kontakt. Die wurden daher in eine 14 tägige häusliche Quarantäne geschickt. Womit das Nachtragsspiel gegen Manchester City verschoben werden musste. Wolverhampton wollte auch nicht in Athen spielen, aber dafür hatte die UEFA kein Verständnis. Dennoch kam es Mittwoch Nachmittag zu zwei Absagen: Weil das Charterflugzeug mit der Mannschaft des AS Roma bekam keine Landeerlaubnis in Sevilla, sich Getafe weigerte in ein „Epizentrum“ des Corona-Virus nach Mailand zu reisen.
Von Manchester United kam keiner mit Corona in Kontakt, aber einer schon mit dem LASK: Winterkauf Bruno Fernandes hatte am 3. Oktober im Jose Avalade-Stadion das Siegestor zum 2:1 von Sporting Lissabon im Gruppenspiel gegen die Linzer erzielt. Das Linzer Stadion mit vollen Rängen lernte er am 12. Dezember nicht kennen, da er bei Sportings 0:3 geschont wurde. Donnerstag wird´s solche Jubelszenen der Linzer wie im Herbst (Bild oben) vor ausverkauftem Haus nicht geben können. Die Freude über ein Tor wäre im ersten Europacupduell der Linzer gegen eine englische Mannschaft aber ähnlich groß. Obwohl das Match ohne Zuschauer gefühlt den Charakter eines Testspiels bekommen könnt, weil doch Emotionen verloren gehen. Adi Hütter, der mit Eintracht Frankfurt 2018 in Marseille unter Ausschluß der Öffentlichkeit 2:1 gewinnen konnte: „Den Vorteil hat der, der es schafft die Spannung hoch zu halten!“ Das solle ja gegen einen Mythos wie Manchester United gelingen.
Das Spiel des LASK lebt vom Mut und den Glauben an sich. Der dies Monag bei Servus-TV behauptete, muss es wissen: Emanuel Pogatetz, Ex-Legionär bei Middlesbrough in England, bis Dezember noch im Dress des LASK, der beim 3:0 gegen Sporting zum letzten Mal im Einsatz gewesen war: „Sie dürfen nicht vor dem Mythos Manchester United in die Knie gehen, dann ist etwas möglich!“ Ein Rezept dazu verriet Routinier James Holland: „Wir denken gar nicht daran, dass es ein Nachteil sein könnten, ohne Fans zu spielen!“ Er trifft auf der leeren Gugl eines alten Bekannten: Er spielte früher bei Alkmaar mit Uniteds Tormann Sergio Romero, der Nummer zwei hinter David de Gea. In der Europa League läßt Trainer Ole Gunnar Solskjaer mitunter aber auch Romero, 2014 mit Argentinien Vizeweltmeister, ran. Zuletzt auch gegen den FC Brügge. Wie überhaupt die Frage sein wird, welche Leistungsträger Solskjaer vier Tage nach dem Derbysieg schonen und auf der Bank beginnen lassen wird.
Solskjaer hat schon Österreich-Erfahrung, spielte in der Champions League für United gegen österreichische Meister. United verlor von den acht Spielen gegen Rapid uns Sturm Graz keines, gewann sieben. Das einzige Unentschieden gab es 1968/69 im Viertelfinale des Europacups der Meister nach einem 3:0 in Old Trafford mit 0:0 im Praterstadion. Die klingendsten Namen damals waren die Weltmeister Bobby Charlton und Nobby Stiles, der nordirische Exzentriker George Best und der Schotte Dennis Law. 1996/97 stürmte Solksjaer in den Gruppenspielen der Champions League gegen Rapid an der Seite des Franzosen Eric Cantona, im Mittelfeld wirbelten damals David Beckham, Roy Keane und Ryan Giggs Grün-Weiß etwas durcheinander, Tormann Peter Schmeichel ließ sich nicht bezwingen. Beim 2:0 in Old Trafford erzielte Solksjaer die Führung, auch in Wien gewann United 2:0. 1999 in der Gruppenphase gewann United in Graz gegen Sturm 3:0, in Old Trafford 2:1. In Graz spielte bei Sturm Österreichs aktueller Teamchef Franco Foda Libero, beim 2:1 in Old Trafford am 2. November sorgte Solskjaer für die Führung, erzielte Ivo Vastic aus einem Elfmeter knapp vor Schluss das bisher einzige Tor einer österreichischen Mannschaft gegen United. Eine Saison darauf gelang es in der Zwischenrunde nicht mehr: Manchester siegte 2:0 und 3:0.
Das erste österreichische Tor seit 21 Jahren gegen United, laut Wettquoten (siehe unten) auch in Linz klarer Favorit, wäre Donnerstag schon ein Erfolgserlebnis. LASK-Trainer Valerien Ismael kann sich etwas in die englische Mentalität hineindenken: 1998 spielte er als 22 jähriger ein Jahr lang in London für Crystal Palace. Er verspricht, auch ohne den Verletzten Thomas Goiginger, Marvin Potzmann, ohne den gesperrten Innenverteidigern Philipp Wiesinger und Petar Filipovic eine topfite Mannschaft zu präsentieren: „Wir wissen, wie wir trainieren und wie wir uns erholen müssen!“ Das große Ziel in dem vom portugiesischen Referee Artur Dias geleiteten Match: Ein Resultat zu erzielen, das für das Retourspiel im „Theater of Dreams“ noch eine Chance für eine Jahrhundertsensation läßt. Darauf könnte sich der LASK „dank“ Corona gezielter vorbereiten, da er am Wochenende Pause hat. Manchester spielt Sonntag in London gegen Tottenham.