Mit dem letzten Aufgebot im vierten Europa League-Gruppenspiel erstmals keine Niederlage, sondern ein 1:1 (1:0) bei Spaniens Tabellenführer Real Sociedad – wer hätte das Sturm Graz vier Tage nach der 0:3-Heimpleite gegen Wolfsberg zugetraut? Dieses Unentschieden ist praktisch ein Sieg für Sturm, weil die „Blackies“ auch erstmals in der Europa League in Führung gehen konnten. Das 1:0 durch Kapitän Jakob Jantscher (Bild oben) nach starker Vorarbeit von Manprit Sarkaria hielt aber leider nur 15. Minuten. Die Saisonbilanz von Jantscher nach seinem ersten Treffer in der Europa League liest sich sehr gut: Je zwölf Tore und Assists in 22 Spielen. Auf so einen Stürmer sollte der Teamchef eigentlich nicht verzichten, auch wenn er bereits 32 Jahre alt ist.
Seit Sturm Mittwoch Nachmittag nach San Sebastian kam, regnete es in Strömen. Während des Spiels kam zeitweise noch ein wahres Hagelinferno dazu. Am Spieltag kam noch ein Ausfall dazu: Kelvin Yeboah hatte einen positiven Corona-Test. Der zweite Fall in der Mannschaft nach Jusuf Gazibegovic, der deshalb in Graz geblieben war. Trainer Christian Ilzer stellte das System um, brachte mit Niklas Geyrhofer, Gregory Wüthrich und David Affengruber drei Innenverteidiger, agierte mit Fünferabwehr. Die oft in letzter Minute vor der Linie retten konnte, nur den Ausgleich durch Norwegens Teamstürmer Alexander Sörloth nach einem Eckball nicht verhindern konnte. Am Ende hieß das Schussverhältnis 30:7 für Real Sociedad. Damit erging es den Basken ähnlich wie Sturm letzten Sonntag beim 0:3 gegen Wolfsberg, als die Kärntner mit zwei Schüssen zu drei Treffern gekommen waren. Das Unentschieden brachte die erste Prämie, immerhin 210.000 Euro. In der Tabelle half es nicht weiter: Sturm hat als Letzter weiter drei Punkte Rückstand auf den Dritten PSV Eindhoven, der mit dem Österreicher Philipp Mwene bei AS Monaco ein 0:0 schaffte.
Ein dringend nötiges Erfolgserlebnis hatte auch der Bundesligaletzte LASK in der Conference League mit dem 2:0 (1:0) gegen FC Alashkert im praktisch leeren Klagenfurter Wörthersee-Stadion mit einer Notabwehr. Linksverteidiger Rene Renner musste im Abwehrzentrum aushelfen. Mittelfeldspieler als Linksverteidiger. Der Erlöser der Linzer war ein Japaner: Keito Nakamura, 21 Jahre jung, erzielte beide Treffer, seine ersten in der Europa League. Ohne die zehn Ausfälle wäre Nakamura, der im Winter von Gamba Osaka ausgeliehen wurde, zuvor schon in Belgien und Holland spielte, nie in der Startelf gestanden. Sein Doppelpack sorgte dafür, dass der LASK gleichauf mit Tabellenführer Maccabi Tel Aviv (3:0 gegen HJK Helsinki) blieb. Sollte sich die Personallage in den nächsten drei Wichen nicht merkbar verbessern, wird beim Duell um den Gruppensieg im Bloomfield-Stadion wenig zu holen sein. Der Aufstieg ist aber schon sicher.
Ex-LASK-Trainer Oliver Glasner schaffte mit Eintracht Frankfurt in Athen ohne den verletzten Offensivstar Filip Kostic durch ein 2:1 (1:1) gegen Olympiakos Piräus schon den Aufstieg ins Achtelfinale der Europa League. In der Bundesliga läuft es gar nicht, international schon. Seinen Abwehrchef Martin Hinteregger schonte Glasner für das Bundesligaspiel gegen den Letzten Fürth am Sonntag. Stefan Ilsanker spielte nur in den letzten acht Minuten. Das Siegestor fiel in letzter Minute durch den norwegischen Joker Jens Hauge. Glasner wütete mitunter auf der Bank. Aus Ärger über einen Fehlpass drosch er einmal den Ball mit hochrotem Kopf auf die Tribüne und sah die gelbe Karte. Heinz Lindner verlor mit dem FC Basel in der Conference League durch ein 1:1 auf Zypern bei Omonia Nikosia die Tabellenführung an Qarabag Agdam.
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