Fußball

Einstimmig für neue Austria-DNA mit Jürgen Werner

Ein Erfolgsabend für Violett. Die erste positive Meldung von der Austria kam um 21.21 Uhr mit der Vertragsverlängerung, die Sportchef Manuel Ortlechner gelungen war: Der 18jährige Muharem Huskovic, eines der größten Talente, unterschrieb bis 2025. Erst eine Stunde später, also nach der derzeit gültigen Corona-Sperrstunde, verkündete Frank Hensel das Ergebnis der Generalversammlung: Einstimmig für den vorgelegten Vertrag mit der Viola-Investment GmbH plus der Gruppe um den ehemaligen LASK-Vizepräsidenten Jürgen Werner. Es gab nur zwei Stimmenthaltungen. Ein Ergebnis, das auch für Werner überraschend kam.

In der  Saison 2022/23 soll die Austria wieder  positiv bilanzieren. Das verkündete Austrias AG-Vorstand Gerhard Krisch, der von massiven operativen Projekten sprach. Und von Gürtel enger schnallen, weiteren Einsparungen. Wie das geschafft werden soll? Die neue Investoren-Gruppe erwarb 40 Prozent der Austria AG um zehn Millionen Euro. Das wirkt angesichts der etwa siebenmal so hohen Schuldenlast der Violetten als zu wenig. Aber weitere 9,9 Prozent der AG sollen so schnell als möglich an einen neuen Gesellschaft verkauft werden.  Das würde weitere zwei Millionen bringen. Bleiben noch 1,5 Millionen offen, um die eingeplanten Einnahmen zu lukrieren. Etwa  mit Sponsoren für die Dressen. Dann müsste nicht mehr Vizepräsident Raimund Harreither mit seinen Unternehmen helfen.

„Wir haben die Austria mit dem Vertrag aus dem Koma geholt, aber sie bleibt ein Patient auf der Intensivstation“ meinte Werner, den nach seinem Ausstieg beim LASK Harreither und Hensel auf den Einstieg ansprachen. In der Funktion als Sportvorstand. Daraus entwickelte sich die Idee, dass Werner seine Kontakte spielen lasse, um Partner zu finden, um auch als Investor einzusteigen. Vier  fand er: Den Ex-Teamspieler Sebastian Prödl, den er jahrelang beraten hatte, sowie Andreas Sadlo,  Björn Bezemer und Peter Kroha. Alle drei gehören zur großen Berater-Agentur Roof. Sadlo hatte vor neun Jahren Peter Stöger beim Wechsel zum 1. FC Köln „begleitet“. Werner fungiert vorerst als Berater, da noch seine Funktionssperre durch die Bundesliga läuft. Gegen die er Protest eingelegt hat. Die Entscheidung darüber lässt überlange auf sich warten.

Werner hätte schon zu Spielerzeiten zweimal von VOEST Linz zur Austria wechseln sollen. Der damalige legendäre Mister Austria, Joschi Walter, bemühte sich um ihn. Bim ersten Mal taute sich Werner nicht drüber, beim zweiten Mal legte sich der mächtige VOEST-Betriebsrat Franz Ruhaltinger gegen seinen Verkauf quer. Jetzt mit 60 schließt sich der Kreis, will es Werner noch einmal wissen, ob er einen Traditionsklub, der in Schieflage geraten ist, zu besseren Zeiten verhelfen kann. Das Rezept: „Austria hat vielleicht sogar die besten österreichischen Talente. Vielleicht kann ich durch meine internationalen Beziehungen zu einer erfolgversprechenden Mischung mit Routiniers verhelfen“. Wobei Werner klar ist, dass Austria wegen der Schuldenlast derzeit nicht offensiv am Transfermarkt agieren kann. Der Kontakt zu Krisch könnte passen: Als Werner noch seine Agentur „Stars and Friends“ besass, gehörte der Sohn von Krisch zu den Spielern, die er betreute. So wie Sportchef Ortlechner.

Wer engagierte sich  ansonst noch bei der  Viola-Investment GmbH? „Vor allem, die Personen, die im letzten Frühjahr die Lizenz gerettet haben“, betonte Hensel. Also Harreither, er selbst und Vizepräsident Karl Pisec. Dazu kommen George Alaba quasi für seinen Sohn David, von dem eine Grußbotschaft aus Madrid via Vidiwall auf der Generalversammlung eingespielt wurde, ein ehemaliger Präsident (Peter Langer), ein langjähriger Förderer wie Werbeagenturbesitzer Rudi Rappel, der selbst bei Austria gespielt hatte, ehemalige Austria-Angestellte, die es via  e-Quadrat-Commerce-Agentur weit brachten (Leo Vogel, Michael Adler), Stephan Braunegg von der Firma RohrMax, der Architekt Peter Podsedensek, der Milliardär Martin Schlaff  und der Mediziner Wolfgang Speiser. Wenn man die zehn Millionen durch diese 17 Investoren teilt, müsste jeder rund 580.000 Euro eingezahlt haben.

Ob der Verteilerschlüssel auch wirklich so war? Eigentlich egal. Hauptsache, der Austria geht es in absehbarer Zeit wieder besser. Das wäre eigentlich auch im Interesse des österreichischen Fußballs.

 

Foto: FK Austria.

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