Der schwarze Sonntag für die steirischen Klubs begann am Nachmittag, als Hartberg etwas blauäugig daheim in ein 0:6 (0:4)-Debakel gegen Meister Red Bull Salzburg lief, in den ersten 25 Minuten nicht bundesligatauglich war, wie Trainer Markus Schopp eingestand. Und setzte sich am Abend in Hütteldorf mit einem 0:4 (0:2) von Sturm Graz gegen Rapid fort. Die Steiermark verlor 0:10, Rapid feierte den einzigen Heimsieg der zweiten Runde im oberen Play-off, seinen höchsten seit dem 5:0 gegen Admira im September, holte den Zweiten Wolfsberg in der Tabelle ein, hat nur die um einen Treffer schlechtere Tordifferenz, überholte den LASK um einen Punkt. Das „verrückte“ Duell um Platz zwei in der Lavanttal-Arena endete vor den Augen von Teamchef Franco Foda 3:3 (0:1), sein Assistent Imre Szabics sass in Hütteldorf auf der leeren Tribüne, sah wie das 50. Spiel von Didi Kühbauer als Rapid-Trainer genau nach dessen Vorstellungen lief.
Das Allianz-Stadion ohne Zuschauer und damit ohne Stimmung ist schwer gewöhnungsbedürftig. Aber man merkt dadurch einiges, was sich ansonst in den Logen des VIP-Clubs abspielt. Sonntag Abend etwa Gespräche zwischen Präsident Martin Bruckner und Finanzier Michael Tojner, der auch mit Sturms Boss Christian Jauk den Small Tal pflegte. In Zeiten wie diesen sind gute Kontake zur Finanzwelt sehr, sehr wichtig. Bei Rapid geht es konkret um die Finanzierung des Trainingszentrums, an der sich Tojner nicht unwesentlich beteiligen soll. Infolge der leeren Ränge hört man auch vieles, was ansonst Sprechchöre und Gesänge übertönen würden. Etwa die resoluten Rufe, mit denen Rapids Tormann Tobias Knoflach seine Vorderleute dirigierte. Und wenn die nicht reagieren, dann folgte rasch darauf die Ermahnung: „Hearst, hörtst mi net?“ Knoflach kam zum Zug, weil Richard Strebinger über Rückenschmerzen klagte. Das war der vierte Ausfall innerhalb von fünf Tagen. Aber die spielten diesmal keine Rolle.
Kühbauer ließ mit Viererkette spielen, mit dem 19 jährigen Leo Greiml neben Max Hoffmann im Abwehrzentrum. Mit Dejan Ljubicic und Kapitän Schwab davor im zentralen Mittelfeld, mit Thorsten Schick, der seine Chance erhielt und Kelvin Arase als Flügelzange. Anfangs klappte durch viele unnötige Fehlpasses im Spielaufbau wenig. Nach 25 Minuten half Sturms Tormann Jörg Siebenhandl Rapid, in die Spur zu finden: Schlechter Abschlag auf Ljubicic, der den Ball per Kopf zu Taxiarchis Fountas brachte. Bei dessen Pass in den Lauf von Arase lief Siebenhandl schlecht heraus, das der 21jährige Rapidler ausnützte. Vier Minuten später schlug er wieder zu: Nach einem Eckball kam wieder der Assist von Fountas, Arase überraschte Siebenhandl mit einem Schuss ins kurze Eck. Sein erster Doppelpack in der Bundesliga machte Rapid glücklich. Umso größer die Überraschung, dass er zur zweiten Hälfte nicht mehr auf den Rasen kam. Eigentlich gegen seine Willen. Der schnelle Arase (Bild oben) der wie kein anderer die Grazer Abwehr beschäftigte, immer viel Aufwand betreibt, mit viel Herz dabei ist, klagte zur Pause über muskuläre Probleme, wollte nicht aufhören. Das ließ aber Kühbauer nicht zu: „Ich will nicht, dass er sich nicht verletzt. Wir brauchen ihn dringend.“ Auch Mittwoch im Duell gegen den LASK in Pasching.“
Geschont hat Kühbauer auch im Finish Greiml. Der seine Chance nützte, voll da war,als in Rapid brauchte. Bei der einzigen Sturm-Chance im ganzen Spiel gegen den Bulgaren Kiril Despodov sehr gut verteidigte. Der 19 jährige spielte so solid, dass er seinen Platz nicht verlieren dürfte, wenn Matteo Barac demnächst wieder fit wird. Einen gelungenen Kurzauftritt gab es auch für den jüngsten Rapidler: Yussuf Demir gelang vier Tage nach dem 17. Geburtstag der Assist zum 4:0 von Fountas, sein erster in der Bundesliga. Dabei stand der Grieche knapp im Abseits. „Taxi“ war das Wort, das während der 93 Minuten am öftesten gerufen wurde. Sowohl von der Bank als auch von den Mitspielern. Die hatten Fountas vieles zum Sagen. Prompt war „Taxi“ immer, fast bei allen gefährlichen Aktionen, vor allem aber bei allen Treffern dabei: Als Siebenhandl ihn abräumte, holte er den Elfmeter heraus, den Schwab souverän zum 3:0 verwandelte.
Rapid liegt jetzt sieben Punkte vor Sturm. Das Ziel, die Grazer aus dem Rennen um die internationalen Startplätze zu nehmen, scheint derzeit erreicht. Die Grazer, die Mittwoch Salzburg empfangen, machten nicht den Eindruck, als sollten sie nochmals die Wende schaffen. Auch die Aufstellung von Trainer Nestor el Maestro mit Thorsten Röcher als einzige Spitze passte ganz und gar nicht. Im Abwehrzentrum hat Lukas Spendlhofer deutliche Defizite in Sachen Schnelligkeit. Daher kein Punkt aus den ersten zwei Partien nach der Corona-Pause. Als einzige der sechs Mannschaften.
Nur einen Punkt holte der Tabellenführer nach 22 Runden, der LASK. Der würde derzeit auch ohne den Anzug von sechs Punkten hinter Salzburg liegen. In Wolfsberg schienen die Linzer schon am Weg zum Sieg, als sie nach 56 Minuten 2:0 führten. Doch die Kärntner kamen zurück, was gegen die Linzer alles andere als einfach, eine Seltenheit ist. Glichen nicht nur aus, sondern gingen sogar in der vorletzten Minute durch Verteidiger Michael Novak in Führung. LASK drohte die zweite Niederlage hintereinander durch ein spätes Tor wie gegen Hartberg. Aber Joker Samuel Tetteh glich nooh aus, zudem gab es sogar noch eine LASK-Möglichkeit zum Siegestreffer. Daher lobte Trainer Valerien Ismael seine „Mentalitätsmonster“, wie er die Spieler nannte. Sah die Leistung viel besser als die gegen Hartberg: „Ein Schritt in die richtige Richtung!“ Rapid soll Mittwoch den nächsten spüren,