Fußball

Rapid muss Zeichen setzen

Peter Pacult, seit 2008 bis heute der letzte Trainer, der Rapid zum Meistertitel geführt hatte, schaltete Mittwoch mit seinem albanischen Klub Kukesi im Viertelfinale des Cups den Titelverteidiger KF Tirana aus. Könnte man seinem ehemaligen Verein derzeit zutrauen, Red Bull Salzburg  zu eliminieren? Nach den Leistungen in den ersten zwei Runden dieses Jahres auf keinen Fall. Samstag liegt es an Grün-Weiß daran, im Krisengipfel gegen Sturm Graz, für den bereits mehr als 20.000 Karten verkauft sind, ein Zeichen zu setzen. Nicht nur ein sportliches.

Da geht es auch um die Fans, wie sie sich fünf Tage nach der Rekordstrafe, die Rapid von der Bundesliga wegen des vom Fanblock inszenierten Derbyskandals erhielt, verhalten. „Normal“ wäre es mit eigenwilligen Transparenten und Sprechchören unter der Gürtellinie. Oder gibt´s gar ein Umdenken? Die breite Mehrheit der Anhänger hat von den Eklats durch unkotrollierbare Krawallmacher genug. Dieses Szenario gibt´s nicht in Hütteldorf, sondern auch in der deutschen Szene. Extrem derzeit beim 1.FC Köln, wo es sogar keine Gesprächsbasis zwischen der Chefetage und einer Ultras-Gruppierung mehr gibt. Bei Rapid blieb Präsident Michael Krammer bei seiner bisherigen Marschroute: Gespräche mit den Fan-Capos, ohne damit medial in die Öffentlichkeit zu gehen. Solange sich das nicht ändert, wird imemr die Frage auftauchen, ob Krammer mit seinen Geboten, Richtlinien oder was auch immer das nötige Gehör findet. Oder ob es bald so weiter geht wie bisher?

Im Allianz-Stadion wird Krammer heute zu der Problematik nicht reden. Eine Reaktion dahingehend zu erwarten, dass irgendwer während des Spiels spontan via Mikrofon erklärt, dass Rapid dieses oder jenes entrollte Transparent nicht will, ist Illusion. Dazu wird´s nicht kommen. Wer letzten Montag via „Sky“ den deutschen Zweitligaschlager zwischen den Kultklubs St. Pauli und 1.FC Nürnberg verfolgte, der bemerkte, dass am Hamburger Millerntor vor dem Anpfiff auch das Klublied der Nürnberger Gäste gespielt wurde, ohne dass ein St. Pauli-Fan pfiff oder schimpfte. Ebenso verhielten sich Nürnbergs Angang bei der St.Pauli.Hymne korrekt. Dies auf das Allianz-Stadion umzulegen, wäre  bei Rapid-Sturm unmöglich. Die 1500 Fans der Grazer, die kommen werden, würden  die Rapid-Hymne auspfeifen, umgekehrt wäre das noch viel gnadenloser und lauter. Sollte das einmal nicht passieren, wäre das ein erstes, erwünschtes Zeichen. Vorerst gibt es nur falsche. Dazu gehört auch, dass der Ex-Rapidler Thomas Schrammel den Chef der Ultras-Szene anrief, ihm seine Motive für den Wechsel nah Graz erklärte, um nicht bei der ersten Rückkehr nach Hütteldorf der Buhmann zu sein. Weit ist es gekommen.

Einladungen von „Sky“ zum „Talk und Tore“ am Sonntag Abend über die Fanproblematik für Rapid-Funktionäre blockte Pressechef Peter Klinglmüller nach Rücksprache mit Krammer, Wirtschaftsvorstand Christoph Peschek und Klubservicechef Andy Marek ab. Keine Wortmeldungen während eines schwebenden Verfahrens. Rapid wird Protest einlegen, bekam aber bis Freitag von der Liga noch nicht die „Langfassung“ des Montag vom Senat eins gefällten Urteils, um dazu Stellung nehmen zu können. Die sportlichen Zeichen müssen von  Spielern wie Philipp Schobesberger oder Thomas Murg sowie von Trainer Goran Djuricin kommen. Von ihm auch durch personelle Maßnahmen. Die über die Rückkehr des wieder fitten Boli Bolingboli, für den Mario Pavelic auf die Bank übersiedeln wird müssen, hinausgehen. Nochmals auf die versagenden Legonäre Veton Berisha und Thanos Petsos zu setzen, würde Djuricin noch angreifbarer  machen. Alternativen gäbe es ja: Etwa Tamas Szanto oder Steffen Hofmann. Aber es ist eher anzunehmen, dass Djurcin den Ehrenkapitän wieder als überzähligen Ausländer auf die Tribüne schickt, dieses „No Go“ zu Rapids Schaden prolongiert. Eine Variante, die er bringen könnte, wäre mit Giorgi Kvilitaia ganz vorne und Joelinton dahinter. Ob das den Umschwung bringt, kann keiner wissen. Andererseits, es kann so nur besser gehen als bisher.

Irgendwie stellte sich die Frage vor dem Duell zwischen dem Dritten und Zweiten: Welches Tief ist das schlimmere? Denn Sturm erzielte heuer bisher kein Tor, holte keinen Punkt, was Rapid nicht nützen könnte, um seine Lage zu verbessern. Trainer Heiko Vogel hängte Rapid wegen es Heimvorteils die Favoritenrolle um, sah mehr Druck  bei den Gastgebern, verstand die negative Stimmung in den Medien um seine Mannschaft nicht. Es stimmt zwar, dass Sturm selbst bei er dritten Niederlage in Serie Zweiter bleiben würde, für Rapid hingegen verlieren den Verlust von Rang drei bedeuten könnte, aber bitte Herr Vogel, was soll man  positives berichten, wenn Sie eine Mannschaft mit einem Punkt Vorsprung als Erster übernehmen und nach zwei Runden unter ihrer Regie fünf Punkte Rückstand haben?

Sollte Sturm erstmals in dieser Saison gegen Rapid als Verlierer vom Platz gehen, stünde der Deutsche  in Graz schon nach eineinhalb Monaten ziemlich unter Druck. Keine Frage. Sportchef Günter Kreissl reagierte auf die zwei 0:1-Niederlagen: Vorerst keine Vertragsgespräche mehr mit Dino Maresic, Marvin Potzmann und Stefan Hierländer. Kreissl sieht alle einmal zurecht in der Bringschuld, legt so den Fokus darauf. Potzmann und Hierländer werden prompt als mögliche Neuzugänge bei Rapid im Sommer gehandelt. Unter Druck steht auch Austrias Trainer Thorsten Fink in Mattersburg. „Sehr wichtig, wir müssen gewinnen“, wusste der ehemalige Chef von Vogel beim FC Basel. Sollte Violett mit einer Niederlage auf Platz acht hinter die Burgenländer purzeln, hätten  Durchhalteparolen über die mögliche Qualifikation  zur Europa League keine Berechtigung mehr. Heimkehrer Michael Madl fehlt weiter verletzt aus. Fink wird trotz der Pleite gegen den LASK nicht tausend Dinge ändern.

Geändert hat sich etwas bei Schusslicht St. Pölten: Nach dem Rückzug von Langzeit-Präsident Gottfried Tröstl  lief auch die Zeit für den von Tröstl letzten Juli geholten Sportchef Markus Schupp ab. Trainer Oliver Lederer durfte bleiben. Der Vorwurf, dass Schupp seit letzten Sommer nichts eingefallen sei, um die Talfahrt zu bremsen, einige Fehlkäufe passierten, besteht zurecht. General Manager Andreas Blumauer übernahm interimistisch. Aber die ganze „Macht“ soll beim Wirtschaftsbeirat liegen. Zu dem gehört auch Toni Pfeffer. Der hatte schon zu aktiven Zeiten den Spitznamen „Rambo“.

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