Fußball

Fußballgott Steffen auf der Suche nach dem eigenen Weg

16 Jahre Rapid, 540 Pflichtspiele mit 128 Toren, 2010 auch Schützenkönig der Liga, zweimal Meister, einmal in der Champions League, viermal in der Gruppenphase der Europa League, vor drei Jahren im All-Star-Team der UEFA. Die Zahlen sagen eigentlich alles, warum die Rapid-Fans ihre Nummer elf als Steffen Hofmann Fußballgott verehren, einen Stellenwert gaben, über den nichts geht. Irgendwo tut´s weh, dass er Sonntag Abend die endgültige Abschiedsvorstellung in Hütteldorf auf dem grünen Rasen des Allianz-Stadions gibt. Nicht nur die Rapid-Fans hätten es sich gewünscht, dass der 37jährige das Rad der Zeit auf immer zurück drehen kann, nie aufhören muss. Aber einmal kommt der Tag.

Eigentlich kam er ja bereits am 20. Mai. Das letzte seiner 434 Bundesligaspiele im grünen Dress nach einem Jahr voller Enttäuschungen, ungerechtfertigter sportlicher Demütigungen, als er als überzähliger Ausländer viel zu oft auf die Tribüne musste, viel zu wenig spielte. Als man sogar das Gefühl hatte, einige hätten es darauf angelegt, die letzte grün-weiße Galionsfigur zu beschädigen. Für mich war´s eine seiner größten Leistungen, wie er seine Devise „keiner ist wichtiger als der  Verein“ vorlebte, zu allem schwieg. Die Fans bezogen für ihn mit Transparenten klar Stellung. Half auch nichts.  Wie er damit umging, das vergrößert den ohnehin bereits großen Respekt vor der außergewöhnlichen Persönlichkeit. Und war daher wie so vieles andere auch, dass er in seiner Rapid-Zeit machte, die richtige Reaktion. Aber an diesem 20.Mai zeigte er, was er noch immer drauf hat: Nach 66 Minuten eingewechselt, sieben Minuten später traf er zum 4:1 gegen Altach. Irgendwie war das wie Hollywood in Hütteldorf.

Ein Tag auch an Emotionen kaum zu übertreffen. So wird´s auch Sonntag sein. Halt andere Emotionen, wie Steffen schon vorher wußte: „Es werden einige Tränen fließen“, weiß Steffen. Gibt aber auch zu: „Ich werd´ froh sein wenn das alles vorbei ist.“ Die ersten Emotionen wird´s schon vor dem Spiel geben, wenn seine Töchter Sophie Marie und Emily mit einer Abordnung der Volksoper „you never walk alone“ aus dem Musical „Carousel“ singen. Die Töchter gehören zum Kinderchor der Volksoper. Weitere Überraschungen, sowohl musikalischer, als auch anderer Art, sind bei Rapids Fanservice-Chef Andy Marek traditionell zu erwarten. Als der die Pläne für die Abschiedsgala unterbreitete, da war Steffen skeptisch. Die Vorstellung, dass es  in der Urlaubszeit nur ein halbvolles Stadion geben könnte, die erschien ihm gar nicht so reizvoll. Dass aber bis Samstag knapp 25.000 Karten verkauft sind, es ein volles Haus geben wird, wenn Rapid auf Steffen& Friends trifft, das erfüllt ihn mit Stolz und Dankbarkeit gegenüber dem Rapid-Anhang, der ihm danke & servus sagen will: „Es zeigt mir, dass ich in den 16 Jahren doch nicht zu viel falsch gemacht habe.“ Nicht zufällig warb der ORF für die Live-Übertragung vom Abschied mit Steffens Sager: „Es gab für mich nichts größeres, als für diesen Verein zu spielen.“

Wie kann man sich Hofmanns Zukunft vorstellen? Er ist bereits seit einem Jahr Rapids Talentemanager, sieht sich selbst aber da noch in der Eingewöhnungsphase. Er muss sich jetzt praktisch selbst organisieren, das ist Neuland. Irgendwie füllt es dann doch den ganzen Tag aus, „nur“ zwei oder drei Dinge zu erledigen. Mitunter überfällt ihn doch das Gefühl, dass er lieber am Platz stehen würde als sich im Büro mit anderen Dingen zu beschäftigen: „Ich bin dabei, meinen eigenen Weg zu finden.“ Mit der zweiten Mannschaft war er im Trainingslager, er sieht dort Talente, bei denen es sich lohnen würde, ihnen zu vertrauen, auf sie zu setzen: „Da gibt´s einige, die es wie Max Wöber oder Dejan Ljubicic schaffen könnten. Ich bin dazu da, ihnen bei der Karriereplanung zu helfen, den richtigen Weg zum Profi aufzuzeigen.“  Da würde er auch nicht davor zurückschrecken, dem ein oder anderen zu sagen, dass es manchmal besser wäre, sich verleihen zu lassen: „Aber nicht zu jedem Verein.“

Die richtigen Tipps zu geben, das sieht er als seine Rolle, di auch Rapid zu Gute kommen soll: „Ich seh genug Potenzial, damit es aufwärts geht. Die Ausbildung im Nachwuchs ist okay.“ Kein Thema bedeutet es für ihn, irgendetwas zur Aufstellung der Kampfmannschaft zu sagen. Wenn ihm danach ist, mitzutrainieren, wird dies bei der zweiten Mannschaft geschehen, sozusagen als Co-Trainer von Muhammet Akagündüz. Außer bei Rapid wird sich Hofmann auch in der neuen Stiftung „motion4.kids-wir bewegen unsere Zukunft“ engagieren. Die es sich zur Aufgabe gemacht hat, für mehr Bewegung und Bildung bei den Kindern zu sorgen Bei Hofmanns Sohn Moritz, der heuer in die Schule kommt, passiert dies über Radfahren und Schwimmen: „Fußball interessiert ihn überhaupt nicht“, berichtete Vater Steffen. Ohne dass ihn das irgendwie stört. Hingegen schon etwas, dass sein erster großer Förderer, als er zu Rapid kam, Samstag nach Marbella flog statt Sonntag Steffen & Friends zu coachen: Josef Hickersberger, der Trainer, der Hofmann zum Rapid-Kapitän beförderte, unter dem er seinen ersten Meistertitel gewann.

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