Es lohnt sich Samstag, bis knapp vor Mitternacht aufzubleiben, um Ralph Hasenhüttls Auftritt im ZDF-Sportstudio zu sehen. Wie der 50jährige Trainer von RB Leipzig offen über seine Situation und seine Ziele sprach, wie er zuvor interessantes über den Ex-Salzburger Kevin Kampl erzählte: Der Slowene fuhr in der Nacht vor dem 4:1 gegen Wolfsburg knapp tausend Kilometer von Leipzig nach Solingen bei Düsseldorf und zurück, um bei der Geburt seines Sohnes Jordi Noel dabei zu sein. Hasenhüttl ließ ihn trotzdem von Beginn an spielen: „Weil der der einzige von uns war, der nach den erfolglosen Wochen mit positiven Gefühlen ins Spiel ging.“
Einen Beitrag über die letzten Monate und die Situation zur Vertragsverlängerung ließ der Grazer nicht so stehen. Da brachte er doch Korrekturen an. Da er bei den ersten Gesprächen mit Vereinsboss Oliver Mintzlaff und Sportchef Ralf Rangnick klare Wort gefunden habe, über die er heute noch sehr froh ist: „Es war doch auch im Sinne des Vereins, einmal eine Saison mit mir zu durchleben, von der wir alle wussten, dass sie nicht noch einmal so erfolgreich sein kann wie die vergangene und erst dann gemeinsam in Klausur zu gehen, um daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.“ Die Situation sei genau so gekommen, wie er das damals im Hinterkopf hatte. Nämlich, dass es einmal auch zu nicht so erfolgreichen Zeiten kommen könne.
Das Abwarten habe nichts mit anderen Angeboten zu tun: „Der heutige stand ist, dass ich nur einen losen Kontakt im Jänner zu Bayern München hatte sonst nichts.“ Bei dem er seinen Standpunkt darlegte, auf Grund fehlender internationaler Erfahrung könne er noch kein 1a-Trainer für den deutschen Renommierklub sein. Auf das Nachfragen von Moderatorin Katrin Müller Hohenstein, was man denn als losen Kontakt verstehen könnte, meinte er: „Eine Telefonat. Ist das lose genug?“ Wer ihn angerufen hatte, verriet er allerdings nicht. Ob Präsident Uli Hoeneß, Vorstandschef Karl Heinz Rummenigge oder Sportchef Hasan Salihamidzic. Hasenhüttl stellte klar, dass er sich in Leipzig wohl fühle und er auch sportlichen Perspektiven suche: „Wir haben die jüngste Mannschaft der Liga, spielten heute im Abwehrzentrum mit einem 18jährigen und einem 19jährigen Innenverteidiger. Wenn wir keine Perspektive haben,, wer dann?“ Der 18jährige war der Franzose Ibrahima Konate, der um ein Jahr ältere der Ex-Salzburger Dayot Upamecano.
Mit dieser Einstellung gehe er nach dem letzten Spiel in Berlin gegen Hertha BSC in die Gespräche mit Mintzlaff und Rangnick über die Verlängerung seines bis 2019 laufenden Vertrags: „Ich habe im Frühjahr sehr viel dazugelernt. Wenn wir uns für die Europa League qualifizieren, dann ist das sehr respektabel.“ Er unterschreibe jedenfalls keinen Vertrag, damit er eine sichere Zukunft im Hosensack habe: „Ein Vertrag macht nur dann Sinn, wenn beide Parteien miteinander können.“ Er geht davon aus, dass dies bei RB Leipzig der Fall ist. Auch Rangnick deutete nichts gegenteiliges an. Sein ganz großes Ziel in der weiteren Trainerkarriere liegt aber doch nicht bei aller Verbundenheit in Leipzig. Sondern so gut zu werden, dass er sich selbst als 1a-Trainer für Bayern sehen würde. Das dauert noch. Aber nicht 22 Jahre. Dann wäre er so alt wie jetzt Jupp Heynckes.