Die Osttribüne im Viola-Park ist auch für das letzte Heimspiel der Conference League am Donnerstag gegen Lech Posen ausverkauft. Obwohl es in dieser Saison sowohl in der Qualifikation zur Europa League gegen Fenerbahce als dann auch gegen Hapoel Beer Sheva und Villarreal kein Tor der Austria zu bejubeln gab. Das muss sich gegen den Siebenter der polnischen Ekstraklasa ändern. Nur mit Siegen gegen Lech Posen und eine Woche später in Israel gegen Beer Sheva gibt es eine Chance, im Europacup zu überwintern. Aber groß ist sie nicht, so ehrlich muss man sein. Austrias Trainer Manfred Schmid muss anders darüber reden, daran erinnern, dass seine Mannschaft beim 1:4 in Posen am 15. September vor der Pause bei 1:1 einen Elfmeter vergab, bis zur 2:1-Führung von Lech mindestens auf Augenhöhe war.
Aber die Erinnerung an damals zeigt auf, dass der Holländer John van van den Brom auf Posens Trainerbank ganz andere Möglichkeiten hatte als Schmid: Unter den eingesetzten Spielern waren elf Legionäre aus Schweden (darunter der 29 jährige Teamstürmer Mikael Ishak), Portugal, Norwegen, Kroatien, der Slowakei, Schottland und Georgien. Am letzten Wochenende schaffte Lech trotzdem nur ein 0:0 beim Neunten Cracovia. Anderseits hat sich Austrias prekäre Personalsituation gegenüber dem 2:2 beim LASK am Sonntag nicht gebessert. Da Nicola Dovedan in der Conference League nicht einsatzberechtigt ist, gibt es für Schmid eine Möglichkeit weniger. Kapitän Lukas Mühl fällt weiter aus, hinter Andreas Gruber und Aleksandar Jukic steht ein Fragezeichen. Leicht wird es nicht, eine Startelf zu finden, die auf Sieg spielen kann.
Seit Sonntag gibt es aber unerwartet noch ein anderes Thema, das die Frage stellt, was denn hinter den Austria-Kulissen so abläuft. Ausgelöst durch Schmids Antwort in einem Sky-Interview, in dem er auf seinen mit Saisonende auslaufenden Vertrag angesprochen wurde: „Ich hoffe, dass ich ausstrahle, dass mir das Arbeiten mit den Jungs jeden Tag Spaß macht. Es waren doch eineinhalb erfolgreiche Jahre. Mit mir hat noch niemand gesprochen, aber ich gehe davon aus, dass in Kürze ein Gespräch folgen wird!“ Eine Trainerdiskussion wäre das letzte, was die Austria jetzt brauchen kann. Warum dann nicht für klare Verhältnisse sorgen? Für Schmids Engagement hatte sich letztes Jahr Kurt Gollowitzer, der stellvertretende Vorsitzende im Aufsichtsrat der Austria AG stark gemacht, ihn auch immer unterstützt. Dafür bedankte sich Schmid beim Geschäftsführer der Wien-Holding in aller Öffentlichkeit. Dass Investor Jürgen Werner nicht zu Schmids Freunden zählt, gilt als offenes Geheimnis. Das wird der Trainer wissen. Daher ist es noch beachtlicher, was er in diesem Umfeld geleistet hat.
Werner schwärmt stets von dem, was dem LASK unter Oliver Glasner als Trainer und mit ihm als Mastermind dahinter gelang. Er gilt als Verfechter des Spielstils von Glasner mit drei Innenverteidigern, Pressing etc. Bei Austria wird mehr auf Ballbesitz Wert gelegt. Weil nicht die nötigen Spieler vorhanden sind, um so zu agieren, wie früher der LASK unter Glasner. Werner dürfte das nicht ganz so sehen. Sonst wäre dieser Tage nicht in der Öffentlichkeit über Alternativen zu Schmid spekuliert worden. Etwa über Ronnie Brunmayr, seit Sommer 2021 Glasners Assistent bei Eintracht Frankfurt. Werner weiß allerdings, dass die Austria-Fans diesen Wechsel nicht ohne Nebengeräusche zur Kenntnis nehmen würden, auch wenn der 47 jährige Brunmayr eine violette Vergangenheit als Spieler (von 1996 bis 1998) hat. Zwischen Schmid und Sportchef Manuel Ortlechner soll es zuletzt einmal gekracht haben. Ortlechner reagierte zum Trainerthema auf Nachfrage des „Kurier“ mit einer Mischung aus beleidigt und irritiert, die bei ihm nichts Neues ist. Man werde sich von niemanden unter Druck setzen und etwas aufoktroyieren lassen.