Fußball

„Mischliga“ als Unterbau: Das kann nicht funktionieren!

105 Minuten vor der  Bundesliga startet Freitag Abend die neue zweite Liga mit ihren 16 Klubs. Mit dem Oberösterreich-Derby zwischen Vorwärts Steyr, der als einziger Verein in der zweithöchsten Spielklasse ohne einen Profi auskommt, und Ried. Die Innviertler sind eine der Mannschaften mit deklarierten Aufstiegsambitionen. Wurde die Bundesliga letzte Woche im Museum für angewandte Kunst präsentiert, so „begnügte“ sich die neue zweite Liga letzten Dienstag mit dem lauschigen Schutzhaus am Schafberg. War wirklich nett. Ob die Liga auch so sympathisch wird? Es gehörte zu den Aufgaben der Ligavorstände Christian Ebenbauer und Reinhard Herovits, sie als Liga der Bodenständigkeit und Emotionen anzupreisen, als Drehscheibe zwischen Profitum und Amateuren, mit mehr Sportplatz-als Stadion-Atmosphäre.  Als in Klagenfurt im Mai 2016 die Idee zur Reform erstmals präsentiert wurde, sprach der inzwischen leider verstorbene Ligapräsident Hans Rinner von einer Mischliga.  ÖFB-Boss Leo Windtner stellte bei der Gelegenheit fest, die Reform könnte nur erfolgreich werden, wenn diese zweite Liga funktioniert. Aber kann sie funktionieren, wird das wirklich Fußball pur?

Ein Sponsor fand sich bisher nicht. So überzeugend kann die Idee also nicht sein. Obwohl zum Glück der in der Bundesliga nicht zum Zug gekommene ORF mit der Live-Übertragung von Spielen einsprang. Die Zahlen der Klubbudgets bewegen sich  von 1,5 Millionen bis zu fünf der  Salzburg-Filiale Liefering, die einen Tag vor dem Auftakt Malis U 20-Teamspieler Ousmane Diakite neu verpflichtete. Als 15. Legionär. Die jüngste Truppe der zweiten Liga (Durchschnittsalter 18,8 Jahre) würde sicher zu den Aufstiegskandidaten zählen, aber sie darf ja nicht hinauf, hat von den Bestimmungen her ein „Aufstiegs-Verbot“. Das würde auch für die Young Violets der Austria gelten, bei der über den Aufstieg  aus der Regionalliga groß gejubelt wurde (siehe Bild). Ob das so bleibt? Aber die Young Violets, die Freitag in Kapfenberg beginnen, werden mit den Spitzenrängen wenig zu tun haben. Ebenso die Amateure des LASK, die Oberösterreich-Juniors und von Wacker Innsbruck.

Es ist zwar gut, dass Austria Klagenfurt  sich wieder in der zweiten Liga versucht, wenn auch in der Wörthersee-Arena meist wohl 27.000 oder noch mehr Plätze frei bleiben werden. Es gibt interessante Langzeitprojekte bei Horn, Blau-Weiß-Linz,  interessante Trainernamen wie Carsten Jancker bei seinem ersten Job als Cheftrainer in Horn, Andi Igris bei den Austria-Talenten, Ex-Teamspieler Ferdinand Feldhofer in Lafnitz beim Aufsteiger, aber man kann sich nicht vorstellen, wie diese Mischliga funktionieren soll. Das kann nicht gut gehen. Auch finanziell für die Vereine. 50.000 für jeden als Sockelbetrag von der Liga, dazu 250.000 für jeden, der eine Profi-Lizenz löst, aber den Aufstieg verpasst. Okay, aber das ist nicht abendfüllend. Die Zuschauerzahlen werden sich in Grenzen halten. Der Floridsdorfer AC wird auch ins seiner fünften Zweitliga-Saison nicht entscheidend an Attraktivität dazugewonnen haben, für Aufsteiger Amstetten ist das Neuland, Wr.Neustadt hat nach dem verpassten Aufstieg ein stark reduziertes Programm. Auch wenn Torjäger Hamdi Salihi an Bord blieb.

Aufstiegsambitionen gibt´s in Wahrheit außer bei Ried und in Vorarlberg bei Austria Lustenau vor allem in Wattens. Da setzen Trainer Thomas Silberberger und Manager Stefan Köck außer auf eine Leihgabe von den Juventus-Junioren aus Guinea vor allem auf Routine. Zu Florian Mader, der 2013 mit Austria Meister war, kamen sein Tiroler Landsmann Clemens Walch aus Ried,  Andi Dober aus Rapids letzter Meistermannschaft 2008 und der bei Admira dauerverletzte Spanier Ione Cabrera. Die Präsidentin will alles daran setzen, die Nummer eins in Tirol zu werden, Wacker Innsbruck zu überholen: Diana Langes-Swarovski aus der fünften Generation einer der führenden österreichischen Unternehmer-Dynastien, seit Frühjahr Botschafterin des ÖFB, seit letzter Woche neu im Aufsichtsrat der Bundesliga. Von ihrem Vater Gernot-Langes-Swarovski, der 1987 Trainerstar Ernst Happel vom Hamburger SV zum FC Tirol geholt hatte, „erbte“ sie Unternehmensstrategie, Weitblick und Kampfgeist.

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