Wer vor Saisonbeginn in einem Wettbüro darauf gesetzt hätte, dass Altach und Sturm Graz in der 15. Runde am 19. November um die Tabellenführung in der Bundesliga kämpfen werden, könnte jetzt einen netten Gewinn kassieren. Eine unerwartete Konstellation, die jedoch auch beweist,wie sehr Meister und Vizemeister, also Salzburg und Rapid, in dieser Saison bisher schwächelten. Egal wie das Spitzenduell im Ländle ausgeht, der Tabellenführer kann danach nur Sturm oder Altach heißen. Altach gewann diese Saison daheim von acht Spielen sieben, kassierste erst drei Tore. Nur Meister Salzburg konnte mit dem 0:0 einen Punkt aus der Schnabelholz-Festung entführen. Dennoch spricht die Statistik eher für die Steirer: Gegen keine andere Mannschaft verlor Altach so oft wie gegen Sturm (13mal in 27 Partien), gegen keine andere gibt es eine so negative Tordifferenz (-27). Der letzte Sieg von Altach über Sturm liegt schon drei Jahre zurück.
9000 Zuschauer passen in die Altacher Heimstätte. Normal müßte sie ausverkauft sein, wenn Altach erstmals in der Klubgeschichte nach Platz eins in der obersten Spielklasse greift. Mit dem Marketingleiter Werner Grabherr auf der Trainerbank: So lange Sportchef Georg Zellhofer keinen Nachfolger für Damir Canadi unter Vertrag genommen hat, sitzt dort Grabherr als Spitze eines Fünfer-Trainerteams. Seinen deutschen Wunschkandidaten Thomas Letsch bekam Zellhofer von Liefering nicht frei. Also heißt es weiter suchen. Bei Sturm gibt es das Trainerthema nicht mehr, seit sich Ingolstadt nicht für Franco Foda, sondern für Maik Walpurgis entschieden hat. Foda kommentierte seinen Flirt mit der Vorletzten der deutschen Bundesliga ganz locker: „Von einem Interesse bis zu Verhandlungen ist ja noch ein weiter Weg.“ Interesse, in der deutschen Bundesliga zu arbeiten, wird jeder Traienr in Österreich haben, ganz egal, bei welchem Klub er auf der Bank sitzt.
Dass Altach um Platz eins spielt, ist sicher auch Damir Canadi zu verdanken. Dass es ihm in dieser Situation nah sechs Spielen hintereinander ohne Niederlage, drei Siegen in Serie, nicht leicht fiel, das alles aufzugeben, kann jeder nachvollziehen. Er muss sich jetzt den Kopf darüber zerbrechen, wie er es einen Tag nach dem Spitzenduell an seiner ehemaligen Wirkungsstätte schafft, nicht der erste Rapid-Traineer seit Lothar Matthäus 2001 zu sein, der sein erstes Spiel in der Meisterschaft verliert. Matthäus zog damals im Hanappi-Stadion gegen Mödling (mit Jahrhundertrapidler Hans Krankl als Trainer) den kürzeren-0:1. Dieses Negativerlebnis blieb seither allen erspart. Egal, ob Josef Hickersberger, Zellhofer, Peter Pacult, Peter Schöttel, Zoran Barisic und sogar Mike Büskens. Canadi läßt solche Vergleiche nicht gelten. Seine einleuchtende Begründung: Keiner von ihnen musste auswärts gegen Salzburg spielen!