Um neun Uhr sagte Ö 3 in den Weltnachrichten den ersten Arbeitstag von Austrias neuem Sportvorstand Peter Stöger an. Sechs Minuten später fuhr der mit seinem Dienstwagen, einem dunkelblauen VW, in die Tiefgarage der Generali-Arena. Vorbei an Kamerateams, die auf ihn warteten, vorbei an Fotografen und einem Fan, der einen Pappendeckel mit der Aufschrift „Willkommen zurück, Peter“ in die Höhe hielt, auch ein kleines Geschenk, das wie eine violette Schultüte aussah, parat hatte. Stöger war sich nicht zu schade, aus der Garage zu dem Fan zu kommen, um sich zu bedanken und sich mit ihm fotografieren zu lassen. Typisch für seine offene, kommunikative, sympathische Art.
Sein Büro ist im ersten Stock. Wie alle mit Blick auf die Trainingsfelder. Neben dem von Sportchef Ralf Muhr, unweit dem vom Wirtschaftsvorstand Markus Kraetschmer, dem anderen Teil der nunmehrigen Doppelspitze der Austria-AG. Stöger sieht sein sportliches Reich, zu dem vorrangig der mit ihm gekommene Sportkoordinator Alexander Bade und Muhr gehören, wie eine Art Trainerteam, das Violett auch sportlich wieder auf ein internationales Level bringen will. Interne Besprechungen zwischen dem Quartett gab es bereits vor dem ersten Arbeitstag (Bild oben). Donnerstag stand um zehn Uhr nach Interviews wieder ein Termin bei Kraetschmer am Kalender. Stöger sieht vor allem Nachholbedarf an der Basis, den „eigenen Jungs“ und ihrer Weiterentwicklung von der Akademie via Young Violets in der zweigen Liga. Da müsse man Empathie zeigen, den Talenten das Gefühl geben, dass man sie wahrnimmt und unterstützt. Das Scouting will er verbessern, um „noch früher da zu sein“. Auch das Coaching der Coaches gehört zu den Punkten seines Programms. Regelmäßige Treffen, um sich zu fragen, wie man sie in ihrer persönlichen Entwicklung weiterbringen kann.
Da seine Tätigkeit vor allem am Auftreten der Kampfmannschaft gemessen wird, stehen auch Transfers, sofern möglich, auf dem Programm. Den bevorstehenden Leihvertrag mit Englands Meister Manchester City über den 22jährigen amerikanischen Innenverteidiger Erik Palmer Brown brachte noch Muhr auf Schiene. Andere Transferpläne? „Wir leiern alles an, schauen, was machbar ist.“ Dass Spieler aus Borussia Dortmund XXL-Kader ein ernstes Thema werden können, kann sich Stöger im Moment nicht vorstellen. Er weiß, um das Gehaltsniveau bei seinem Ex-Klub. Und das liegt auch bei der zweien Garnitur über dem von Austria.
Vorstellen kann sich Hartberg einen neuen Stürmer, der Erwin „Jimmy“ Hoffer, heißt. Zehn Jahre nach seinem Wechsel von Rapid zu Napoli um fünf Millionen Euro, mit dem er damals Österreichs teuerster Fußballer war, bahnt sich die Rückkehr an. Bei Napoli blieb er nur eine Saison, dann verlieh in Italiens Vizemeister eine Saison an Kaiserslautern, eineinhalb Jahre an Eintracht Frankfurt, sechs Monate erneut an Kaiserslautern, danach zwei Jahre an Fortuna Düsseldorf. Als er 2015 nach Karlsruhe wechselte, war er bereits ablösefrei. Ab 2017 stürmte er für Belgiens Zweitligist Beerschot, der zweimal den Aufstieg nicht schaffte. Letzte Saison auch mit Ex-Austrianer Rubin Okotie, womit Österreichs Traumsturm von der U20-WM 2007 in Kanada komplett war. Aber nicht den erwarteten Erfolg brachte. Daher erhielten beide keinen neuen Vertrag. Jetzt ist Ex-Austrianer Raphael Holzhauser der Österreicher, mit dem Beerschot einen neuen Anlauf unternimmt.
Hoffer, der in der nähe von Graz ein schönes Haus besitzt, will mit 32 noch nicht aufhören. Seit Mittwoch trainiert er unter Markus Schopp zur Probe. Hartberg braucht und sucht noch einen Stürmer. Der ablösefrei wie Hoffer ist, es sich zudem leisten kann, im Herbst seiner Karriere kleinere finanzielle Brötchen zu backen. Denn in der Steiermark erzählen sich viele, dass Zweitligist Lafnitz besser zahlt als Hartberg.