Fußball

Rapids Waterloo mit Gerüchten um Bickels Ende und Rückkehr von Barisic

Das grün-weiße Waterloo ist perfekt: Rapid spielt in den letzten zehn Runden der Saison nicht in der Meistergruppe, sondern geht mit einem Punkt Rückstand auf Mattersburg als Achter in die Qualifikationsgruppe. Der sportliche Imageschaden wird größer sein als der wirtschaftliche, auch wenn der mehr als eine halbe Million Euro betragen dürfte. Rapid kann nur noch via Uniqa-Cup oder Platz sieben und dem Play-off gegen den Fünften und Vierten  der Meistergruppe das Ziel Europacup erreichen. Ob das gelingt, muss man nach den Eindrücken des enttäuschenden 2:2 (2:0) gegen Hartberg allerdings bezweifeln, auch wenn Trainer Didi Kühbauer (Bild oben) trotz seines Frusts meinte: „Ich glaube an diese Mannschaft. Über den Winter hat sich etwas zum Besseren geändert.. Wenn man das nicht sehen will, ist mir das egal.“ Gegen Hartberg und auch eine Runde zuvor gegen Mattersburg war davon aber wenig zu erkennen.

Unter den 19.500 Zuschauern in Hütteldorf drückten auch die Ex-Rapidler Florian Kainz, Stefan Kulovits und Dominik Wydra die Daumen. Zunächst schien alles positiv für Grün-Weiß zu laufen: Hartbergs Keeper Rene Swete brachte mit einem unnötigen Elferfoul an Christoph Knasmüllner Rapid in die Spur, nach 29 Minuten stand es „nur“2:0, weil ein reguläres Kopftor  von Max Hofmann wegen einer falschen Abseitsanzeige des Schiedsricherassistenten nicht zählte.  Zu diesem Zeitpunkt lag Wolfsberg daheim gegen Admira 1:2 zurück, stand es in Graz bei Sturm gegen Austria 0:0. Aber dann sah Rapids Wunschspieler Sasa Kalajdzic, der zuvor Admiras 1:1 erzielte, in Wolfsberg innerhalb von zwei Minuten Gelb-Rot. Und in Graz Austrias chilenischer Fehlkauf Cristian Cuevas nach 31 Minuten glatt Rot. Aber bei diesen Pausenständen fehlten Rapid nur noch zwei Tore zur Meisterrunde.

Aber dann kam die totale Wende. Rapid gab innerhalb von vier Minuten  das Match in der Hand. Schlechte Abwehr von Tormann Richard Strebinger auf den Oberschenkel von Hofmann, nur noch 2:1. Rapid völlig desorientiert, das erlaubte Hartbergs aufgerückten Innenverteidiger Michael Huber sogar den Ausgleich. Unfassbar. Kurz zuvor gelang Wolfsberg der Ausgleich, brachte der Ex-Rapidler Lukas Grozurek Sturm in Führung. Den bot Trainer Roman Mählich erstmals in diesem Jahr auf. Die Begründung: „Weil er für seine Verhältnisse in den letzten zwei Wochen gut trainierte.“ Die Rapid-Spieler dürften dies  mitbekommen haben. Jedenfalls kam von ihnen keine richtige Reaktion, was auch Kainz nachher wunderte: „Ungewöhnlich, gegen einen Aufsteiger daheim ein Spiel so aus der Hand zu geben.“

Dass es um Punkte für die Qualifikationsrunde ging, schienen Rapids Spieler nicht registriert zu haben. Winterkauf  Aliou Badji zeigte bei seinem bisher längsten Einsatz über 36 Minuten zwar gute Ansätze, aber noch gelingt keinem, ihn in Szene zu setzen. Keine guten Flanken auf den Riesen usw. Die Latte verhinderte in der 95. Minute beim Schuss von Andrij Ivan das 3:2. Daher zog Mattersburg mit dem 1:0 in St. Pölten an Raid vorbei, geht als Siebenter in die letzten zehn Partien. Rapids empörte  Fans reagierten mit einem wüsten Pfeifkonzert.Ob sich der Ärger bis zur Qualifikationrunde legt? Nach  der Punkteteilung sieht alles so aus:

Mattersburg geht mit 14 Punkten in den zehn Spiele, Rapid und Hartberg mit je 13, Admira mit 10, Altach mit 9, Wacker Innsbruck mit 8. Kein Selbstläufer für den Rekordmeister. Mattersburgs Trainer Klaus Schmidt: „In den letzten zehn Runden wird die Messerstecherei beginnen.“

Das Scheitern nach 22 Runden führte nachher nicht nur für riesengroße Enttäuschung und zu ersten Gerüchten um Änderungen in der sportlichen Führungsetage. Platz acht spricht ja nicht für gute Arbeit. Sondern soll wie man nachher im VIP-Club Gerüchte hörte, wahrscheinlich für das Ende für Sportchef Fredy Bickel. Ob der Schweizer selbst die Konsequenzen zieht oder gehen muss, darüber gab´s  geteilte Meinungen. Aber wenn der Namen des Nachfolgers stimmt, den grün-weiße Insider nannten, dann wäre das die wahre Bombe: Zoran Barisic. Die Rückkehr des Ex-Trainers nach zweieinhalb Jahren als Sportchef, als Vorgesetzer seines Freunds Kühbauer. Das wäre spannend, ein Signal. Was spricht dafür? Vor allem, dass schon alles klar mit dem Barisic-Wechsel nach Altach schien, aber der seit Mitte der letzten Woche vom Tisch scheint. Das grün-weiße Comeback würde „Zoki“  natürlich mehr reizen als Altach.

Wie es für Rapid in der Qualifikationsrunde weiter geht, weiß man Mittwoch. Dann gibt die Bundesliga die Auslosung bekannt. Rapid wird nur am Samstag spielen. In der Meisterrunde änderte sich in der 22.Runde wenig an der Ausgangsposition. Tabellenführer Red Bull Salzburg siegte beim letzten Wacker Innsbruck pflichtgemäß 2:0 (1:0), wobei dem 18 jährigen Ungarn Dominik Szoboszlai in letzter Minute sein erster Treffer in der Bundesliga gelang. Da auch der LASK gewann, in Altach nach einem 0:1 noch 2: gewann, bleiben nach der Punkteteilung von neun Punkte Vorsprung noch vier. Die Ausgangsposition:

Salzburg bleiben 27 Punkte, LASK 23, Sturm Graz, Wolfsberg, Austria und St.Pölten je 15. Verspricht laut Salzburgs Trainer Marco Rose eine „enge Kiste“ um den Meistertitel, wird ein spannender Kampf um Platz drei.

Bei Austria änderte sich mit dem Trainertausch vorerst wenig. Auch in kompletter Besetzung offensiv harmlos. Interimstrainer Robert Ibertsberger änderte etwas in der Aufstellung, brachte in der Fünferabwehr den 19jährigen Alexandar Borkovic in der  Innenverteidigung , setzte Uros Matic auf die Bank. Gebracht hat das wenig. Auch die Austria wird sich so wie Rapid einfallen lassen müssen. Man kann darüber streiten, ob es leichter sein wird, Platz drei zu erkämpfen oder wie Raid über Platz sieben und das Play.off in den Europacup zu kommen. Auf jeden Fall „wertete“ Rapids Versagen die Qualifikationsgruppe auf. Ohne Grün-Weiß  hätte die  in den nächsten Wochen nie so große Aufmerksamkeit, auch medial. Die Reformer werden das als Beweis für ihren gelungenen neuen Modus werten.

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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