Fußball

Rot-Weiß-Rot in Trnava mit el Maestro auf Titelkurs: Egho und Pehlivan

Österreichs Trainerlegionäre blieben entweder Erster oder in der  Meisterschaft weiterhin siegloser Letzter: Damir Canadi reichte mit Griechenlands Sensationsteam Atromitos ein 0:0 im kleinen Athener Derby gegen Panionios, um weiter ungeschlagen vor Austrias Europa League-Gegner AEK Athen, der durch das 1:0 im Spitzenspiel gegen Paok Saloniki zwei Punkte aufholte, gleichauf liegt, Tabellenführer zu bleiben. Adi Hütter verteidigte mit Young Boys Bern durch das 1:1 im Spitzenduell beim FC Basel vor 32.456 Zuschauern den Siebenpunkte-Vorsprung. Die Bestätigung als Schweizer Topteam dieser Saison. Peter Stöger musste hingegen nach der schlimmen 0:3-Heimpleite des 1. FC Köln gegen Hoffenheim mit seinen Landsleuten Florian Grillitsch und Stefan Posch zugeben: „Die waren zu gut für uns“. Statt wie erhofft „Fack Ju Krise“ noch tiefer im Schlamassel.

Ein verpatzter Sonntag auch für Max Wöber: Unerwartet erste Niederlage des Ex-Rapidlers mit Ajax Amsterdam daheim gegen Utrecht, er trotz ansprechender Leistung nach 64 Minuten ausgetauscht, als es 1:1 stand. Ajax damit jetzt acht Punkte hinter Tabellenführer PSV Eindhoven Zweiter. Andere mit grün-weißer Vrgangenheit haben hingegen eine Autostunde von Wien entfernt neun Punkte Vorsprung: Yasin Pehlivan und Marvin Egho sind in der Slowakei mit Spartak Trnava auf Titelkurs. Trotz des ersten Unentschiedens nach 12 Siegen und zwei Niederlagen am Sonntag daheim beim 1:1 gegen Ruzomberok. Sie singen Lobeslieder auf einen Trainer, der letzte Saison noch bei Austria als Assistent von Thorsten Fink agierte, mit Künstlernamen Nestor El Maestro heißt. Ein in England aufgewachsener Serbe namens Jevtic.

Mit dem Traditionsklub könnte ihm im ersten Job als Cheftrainer tatsächlich ein Meisterwerk gelingen. Er war Nachwuchscoach bei West Ham und Juventus, kam 2002 durch die Übersiedlung der Familie nach Wien, wurde Schüler von Austrias Akademiechef Ralf Muhr, von dem er viel lernte. Wechselte dann nach Valencia, ehe er mit 23 einen Vertrag als Assistent von Mirko Slomka, als Techniktrainer bei Schalke 04 bekam.  Ihre Tätigkeit im Kohlenpott beendete der spätere Rapid-Sportchef Andreas Müller, als er diese Funktion noch bei Schalke hatte. El Maestro folgte Slomka nach Hannover und Hamburg, ehe er wieder zu  Austria kam. Dort im Sommer 2016 für Fink vor der Qualifikation zur Europa League Spartak Trnava beobachtete, so mit den Funktionären in Kontakt kam. Denen gefiel er, also bekam er vor fünf Monaten den Job. Stellte eine neue Mannschaft zusammen. Mit zwei Österreichern, die er unbedingt holen wollte:  Den 17fachen Teamspieler Pehlivan als Organisator für das Mittelfeld, den 23jährigen Egho (drei Spiele in Österreichs U21) als vorderste Spitze.  Der 34jährige El Maestro hat es nicht bereut. Sein jüngerer Bruder Nikon, einst als Wunderkind hochgejubelt, das aber später die Erwartungen, unter anderem unter Stöger beim SC Wr. Neustadt nicht erfüllte, ist sein Assistent.

Pehlivan, Rapids Senkrechtstarter vor acht Jahren, mit 28 Jahren stolzer Vater einer drei Monate alten Tochter, hat wenig erfolgreiche sechs Jahre hinter sich.  Nach dem Abschied von Rapid in die Heimat seiner Eltern zunächst bei Gaziantespor (um das Geld prozessiert er noch immer), dann bei Bursaspor und Ercivesspor. Nach dem Abstieg dann ein Saison bei Red Bull Salzburg, danach ein Jahr Pause, weil der Vertrag nicht verlängert wurde. Im Sommer dann Neustart. Derzeit ist er mit Kurzhaarschnitt und nur Schnurrbart im Vergleich zu seinen Rapid-Erfolgszeiten zwar im New Look, erinnerte aber mit der für ihn neuen Rückennummer 10 an die damaligen Zeiten, als er als Newcomer alle überzeugte: „Die slowakische Liga ist besser als viele glauben, der Trainer setzt auf mich. Das baut auf.“ Spartak Trnava wirkt sehr gut organisiert, was Pehlivan als größten Vorteil in der Super Liga bezeichnet. Was ihm im Vergelich zu Rapid fehlt, das ist die Kulisse. Die Hardcore-Fans von Trnava sind im Clinch mit dem Klubboss, boykottieren die Heimspiele (Sonntag kamen nur knapp 4500 Zuschauer in das nach dem ehemaligen Admira-Trainer Anton Malatinsky, einer Trnava-Legende,  benannten Stadion, das ein Schmuckkästchen ist), unterstützen die Mannschaft nur auswärts. Die Rückkehr zu Rapid war für Pehlivan immer ein Thema: „Ich habe auf einen Anruf gewartet, der nie kam. Alle wussten, dass ich mir einen Neubeginn gewünscht hätte. Bei Austria holen sie fast alle verkauften Spieler zurück, bei Rapid keinen. Die Ausnahme heißt Petsos. Das hat mich schon getroffen.“

Die größere Überraschung als Pehlivan heißt bei Trnava aber Egho. Vor drei Jahren verließ er Rapid, weil er von den Amateuren nicht in den Kader der ersten Mannschaft kam. Bei  Admira schaffte er nur sieben Bundesligaspiele. Im Jänner 2016 daher zu Wr.Neustadt, sechs Monate später zu Ried. In der Abstiegssaison der Innviertler zehn Spiele mit einem Tor. Danach folgte er dem Ruf von El Maestro, in der Slowakei ging dem starken Linksfuß der Knopf auf: Fünf Tore und acht Assists in 14 Runden, ehe er Sonntag ein Häufchen Elend war, nach dem Schlusspfiff  am liebsten den Kopf im Rasen vergraben hätte. Kopfball in der letzten Aktion der dreiminütigen Nachspielzeit an die Stange, zuvor bei zwei Chancen am 1,98 Meter großen Tormannriesen Matus Macik gescheitert: „Der hat mich gebrochen“, gestand  Trnavas torgefährlichster Spieler. Egho hat einen Zweijahresvertrag mit Ausstiegsklausel, alle sind hoch zufrieden mit ihm. Sein Berater Reiner Tichy: „Bis Sommer passiert gar nichts, es tut ihm gut,  Stammspieler zu sein.“ Der dritte Österreicher bei Trnava ist der erste Joker, hat auch eine Vergangenheit bei Raids Amateuren: Kubilay Ilmaz, 23. Er war der erste Österreicher bei Trnava, kam über Znaim schon im Jänner 2017.

Wie es aussieht, winkt El Maestro, Egho und Pehlivan der Meistertitel und die Champions League-Qualifikation:  Zwar gibt es in der slowakischen Zwölferliga nach zwei Grunddurchgängen auch ren Play-off der ersten sechs um den Titel, aber zum Unterschied von Österreich ab 2019 werden die Punkte nicht halbiert, sondern alle mitgenommen. Trnava hat schon neun mehr als der Zweite Dunajska Streda, zehn mehr als Zilina und elf mehr als Slovan Bratislava. Zilina und Slovan gelten als die größten Konkurrenten.  Das schaut fast schon ach einer Vorentscheidung aus, Nach der Länderspielpause geht´s mit dem Schlager bei Slovan Bratislava weiter.

 

 

 

 

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