Samstag zog die Bundesliga Bilanz über den Transfer-Boom in diesem Sommer. 113 Neuzugänge in der Bundesliga, elf mehr als im Vorjahr, in der zweiten Liga 158. Um 40 mehr als 2022. Lafnitz übertraf mit 17 sogar Meister Red Bull Salzburg um einen. Rang zwei in der Bundesliga belegte der LASK. Die Liga nannte zwölf Einkäufe, die Linzer sprachen nur von zehn. Rapid belegt trotz der drei neuen Legionäre in der letzten Woche, dem Holländer-Duo Nerayisho Kasanwirjo und Terence Kongolo am Freitagabend, mit acht Transfers, gleichauf mit Vizemeister Sturm und Wolfsberg, Rang drei. Innenverteidiger Kongolo hatte letzte Saison in Frankreichs zweiter Liga bei Le Havre einen Trainer mit Österreich-Bezug: Den Slowenen Luka Elsner, den Enkel des ehemaligen Wacker Innsbruck-Erfolgstrainers Branko, der 1975 für zwei Spiele und von 1985 bis 1987 Österreichs Teamchef war.
In Rapids Kader stehen aktuell mit Nenad Cvetkovic,Kongolo, Kasanwirjo, Aleksa Pejic, Nicolas Kühn, Fally Mayulu, Dennis Kaygan und Thierry Gale acht Legionäre. Mehr als in den Saisonen davor. Cvetkovic kann nach der Knieoperation erst im nächsten Jahr wieder spielen, das deutsche Talent Kaygan ist derzeit kein Thema für die Bundesliga. Das heißt, es wird zumindest bis Jahresende keine Probleme mit dem „Österreicher-Topf“ geben. Auf die Einnahmen daraus kann Grün-Weiß zum Unterschied von Salzburg, Sturm oder LASK nicht verzichten, letzte Saison waren sie siebenstellig. Sonntag beim „Klassiker“ in Salzburg, bei dem Kapitän Guido Burgstaller und Thorsten Schick fehlen, werden vermutlich nur zwei beginnen: Kühn und Mayulu auf Burgstallers Position.
Salzburg und der LASK wissen seit Samstag ihren Fahrplan für Champions und Europa League: Der Meister gastiert zum Start am 20. September im Estadio da Luz bei Benfica Lissabon und Ex-Trainer Roger Schmidt, der am 12. Dezember an seinem ehemaligen Betötigungsfeld zu Gst sein wird. Da könnte es noch um den Aufstieg gehen. Das erste Heimspiel hat SAlzburg am 3. Oktober gegen Real Sociedad. Der LASK eröffnet seine Gruppe am 21. September daheim mit dem Kracher gegen den FC Liverpool. Rapid ist wie letzte Saison nur in den Zuschauerrolle, tanzt nur noch auf zwei Hochzeiten. Ob man dafür wirklich noch zwei neue Abwehrspieler brauchte?
Matthias Seidl war bisher Rapids auffälligster Neuzugang, der auch gegen Fiorentina sein Können bewies (Bild). Sonntag ist für den Teamneuling in Wals-Siezenheim vor den Augen von Teamchef Ralf Rangnick ein besonderes Spiel: Seidl, der aus Kuchl, 30 Kilometer von der Landeshauptstadt entfernt, stammt, erstmals als Gegner in Salzburg. Seine Familie, viele Freunde werden auf der Tribüne sitzen. Seidl konnte sich im Nachwuchs der „Bullen“ nicht entscheidend profilieren und durchsetzen, wurde vor acht Jahren „vereabschiedet“. Jetzt sagt er trotz der Enttäuschung in Florenz: „Wir sind gut darauf, können jeden schlagen und drei Punkte mitnehmen“. Das klingt ziemlich keck. Weil Rapid in den letzten 16 Duellen gegen den Abonnementmeister kein Sieg gelang (13 Niederlagen, drei Unentschieden), Salzburg seit 35 Partien in der Liga ungeschlagen ist. Warum sollte Rapid diese Serie beenden? „Wir wollen alles raushauen, ein zäher Gegner sein“, meinte Zoran Barisic vor seinem 150. Bundesligaspiel als Rapid-Trainer. Mehr schafften vor ihm nur Ernst Dokupil (181), Otto Baric (172) und Peter Pacult (165) mit dem bisher letzten Meistertitel als Krönung.
Salzburg-Trainer Gerhard Struber weiß, dass man gegen Rapid ans Limit gehen muss, um zu gewinnen. Das ist ihm sehr recht. Denn er will die zwei Partien vor der Champions League gegen Rapid und nach der Teampause in Graz gegen Sturm dazu benutzen, dass die Mannschaft richtig auf Betriebstemperatur kommt. Der Brasilianer Fernando, ein Unterschiedsspieler, wird das nicht schaffen: Nach monatelanger Pause reichten zwei Kurzeinsätze in Hartberg und Wolfsberg über insgesamt 45 Minuten, um schon wieder passen zu müssen. Wegen Adduktorenbeschwerden. In Wolfsberg bereitete Fernando Salzburgs bisher letztes Siegestor vor.
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