Als er im Juli mit dem deutschen Aufsteiger Union Berlin zum Jubiläum der Vienna auf der Hohen Warte spielte, da zeigte sich Christopher Trimmel zum Thema Rückkehr ins Nationalteam entspannt: Ich stand zuletzt immer auf der Abrufliste, bin damit im Fokus des Teamchefs. Da kann es schnell gehen!“ Drei Monate später passierte es: Das Verletzungspech von Stefan Lainer, der mit einem Kaselbandriss im linken Sprunggelenk länger pausieren wird müssen, bedauert Trimmel als ehrliche Haut, auch wenn es für ihn den Weg zurück ins Team nach neuneinhalb Jahren frei machte. Bisher kam er bei drei Einsätzen zu insgesamt 52 Minuten im Teamdress. Donnerstag Abend gegen Israel könnte es passieren, dass er erstmals in Österreichs Startelf steht. Trimmel debütierte 2009 als 21jähriger 23 Minuten lang beim 0:2 gegen Kamerun in Klagenfurt. Damals war bei ihm die Stoppelglatze in. Im September spielt er in der WM-Qualifikation 28 Minuten beim 1:1 gegen Rumänien in Bukarest. Sein dritter Einsatz im Teamdress beschränkte sich 2010 beim 1:0 im Freundschaftsspiel gegen Dänemark im Happel-Stadion auf zwei Minuten. Vom derzeitigen Kader spielte Trimmel vor zehn Jahren mit Kapitän Julian Baumgartlinger und Aleksandar Dragovic zusammen.
Erst mit 20 begann seine Profikarriere, als ihn Rapid nach dem bisher letzten Meistertitel aus Horitschon in der burgenländischen Rotweingegend nach Hütteldorf holte. Als Stürmer für die zweite Mannschaft. Eine Saison später kam er zu den Profis, machte bald auf sich aufmerksam: Drei Tore in den letzten sechs Minuten zum 5:1 gegen Austria Kärnten im Hanappi-Stadion. Worauf der damalige Rapid-Präsident Rudi Edlinger jubelnd behauptete: „Wir kaufen keine Stars, wir machen sie selbst“. Das verstand er als Seitenhieb auf Großeinkäufer Red Bull Salzburg. Als der jetzige ÖFB-Sportchef Peter Schöttel Rapid-Trainer war, wanderte Trimmel immer weiter zurück, sicherte sich einen Stammplatz als Rechtsverteidiger. Vor fünf Jahren war er bereits Rapids Vizekapitän hinter Steffen Hofmann, zu dem Trimmels Kontakt bis heute nicht abgerissen ist. Das grün.weiße Angebot zur Vertragsverlängerung lehnte er ab, weil er etwas Neues probieren wollte,nach Möglichkeit im Ausland. Die Perspektiven, die ihm Union Berlin bot, überzeugten ihn. Schon damals war vom Aufstieg die Rede: „Wir haben uns Schritt für Schritt weiter entwickel“ skizziert Trimmel seine Zeit im Berliner Stadtteil Köpenick, im Kultstadion an der Alten Försterei. 170 Spiele bestritt er für Union Berlin, davon 152 in der zweiten Liga. Jetzt sieben in der Bundesliga mit einem Sensationssieg gegen Borussia Dortmund.
Auch Trimmel entwickelte sich weiter, ist jetzt sicher ein bessere, kompletterer Spieler als beim Abschied aus Hütteldorf. Als der Aufstieg gelang, war Trimmel der Union-Kapitän, der immer darauf achtete, dass die interne Stimmung passte, auch die Reservisten im Boot blieben: „Er hat Jahr für Jahr mit seiner bisher besten Saison überrascht, daher gab es um eine Vertragsverlängerung nie eine Diskussion“, erinnerte sich Ex-Union Sportchef Helmut Schulte, der Trimmel bereits aus der gemeinsamen Rapid-Zeit kannte. Alle, die Trimmel näher kennen, sehen das Teamcomback mit viel längeren Haaren (siehe Bild oben) als beim Debüt als Belohnung für seinen Einsatz und Willen, die er sich vollauf verdient hat. „Er hat einen Supercharakter“, erinnert sich Zoran Barisic, Trimmels letzter Trainer bei Rapid, „und physische Vorzüge wie kaum ein anderer“. Damit meinte er das läuferische Potenzial, die Robustheit im Zweikampf. Trimmel läuft ähnlich wie Lainer die rechte Seite unermüdlich rauf und runter, bereitet mit Flanken und Standards Tore vor: „Bei uns war er wegen seiner Kopfballstärke noch vorne im Strafraum gefragt, jetzt schießt er Eckbälle und Freistöße selbst. Und das sehr gut“, freut sich Barisic über die Entwicklung seines früheren Schützlings, die er als Sport-Geschäftsführer vor dem TV-Schirm verfolgt: „Den Vorwärtsdrang hatte er immer schon, er hat sich auch taktisch und in der Defensivarbeit verbessert!“ Vor seinen Eckbällen und Freistößen hebt Trimmel meist die linke Hand. Erinnert irgendwie an Steffen Hofmann.
Trimmel, eigentlich der Typ idealer Schwiegersohn, hat aber auch andere Seiten. Leidenschaftlicher Motorradfahrer und Tattookünstler. Das begann ins einer Rapid-Zeit, setzte sich in der deutschen Hauptstadt noch fort. Nach dem Aufstieg versprach „Trimbo“ mitten in der Jubelstimmung den Union-Fans, ihnen einen Tattoo zu stechen. Einige nahmen das Angebot an. Möglich, dass er sich jetzt anlässlich des Teamcomebacks selbst ein neues sticht. Sein Konkurrent als rechter Verteidiger ist der um zehn Jahre jüngere Stefan Posch nach seiner starken Partie bei Hoffenheims 2:1 in München gegen Bayern am letzten Samstag, in der er erstmals als rechter Verteidiger in einer Viererabwehr zum Zug kam. „Trimbo“ ist alles gewohnt. Viererabwehr oder als ins Mittelfeld vorgeschobener Außenverteidiger, wenn drei Innenverteidiger spielen. Das wären wohl Posch, Dragovic und Martin Hinteregger, wenn Teamchef Franco Foda die gleiche taktische Variante wählt wie beim 2:4 in Haifa. Egal, was passiert, Trimmel wird sich als durch und durch positiver Typ die Freude über die Teamrückkehr nicht stören lassen. Positiv sehen auch die Kunden von tipp 3 Österreichs Chancen auf das EM-Ticket: 73 Prozent wetteten darauf, dass Österreich 2020 zum zweien Mal hintereinander bei der Endrunde dabei sein wird.