Fußball

Von Corona über Lockdown bis zur Luftfeuchtigkeit: Das große Salzburger Unbehagen

Das Unbehagen, groß wie nie vor einem Auswärtsspiel im Europacup, was nichts mit sportlichen Gründen zu tun hat, war fast zum Greifen, als der 45 Personen starke Tross Montag Vormittag am Salzburger Flughafen in die gecharterte Privatmaschine Richtung Tel Aviv zum Play-off um die Champions League bei Israels Meister Maccabi im Bloomfield Stadium stieg. „Wir verstehen es nicht, können es nicht nachvollziehen, müssen es aber annehmen. Es wird auf jeden Fall eigenartig“, meinte  Sportchef Christoph Freund. Geschäftsführer Stephan Reiter sprach von einer politischen Skurrilität, dass in einem Land, in dem der zweite Lockdown verhängt wurde, Fußball gespielt werden darf. Montag Abend mussten aber in der israelischen ha´Al-Liga zwei der angesetzten Spiele wegen Covid 19 abgesagt werden. Ab Dienstag gelten überdies Einreisebeschränkungen für Personen, die aus Österreich kommen. Salzburgs Trainer Jesse Marsch (Bild oben) hatte bereits Anfangs letzter Woche, Tage bevor die positiven Corona-Fälle bei Maccabi publik wurden,  bekräftigt, nicht in Israel spielen zu wollen.

Salzburg hielt den Kreis der Personen, die in Tel Aviv dabei sind, so klein wie möglich. Spieler, die nicht zum 18 Mann-Kader von Trainer Jesse Marsch gehören, flogen entgegen den sonstigen Gepflogenheiten nicht mit, auch einige aus dem Betreuerteam. In Tel Aviv bleibt Salzburg total isoliert. In einem Hotel, das nur für Österreichs Meister geöffnet wurde. Von dort geht´s  Montag Abend zum Training, Dienstag am Vormittag zum „Mobilisieren“ und am Abend zum Spiel, das erst um 22 Uhr Ortszeit angepfiffen und der englische Spitzenreferee Michael Oliver leiten wird.  Salzburg musste noch nie gegen eine Mannschaft spielen, in deren Umfeld es laut israelischen Pressemeldungen es 13 Covid 19-Fälle gibt. Das muss das Ergebnis der von der UEFA am letzten Samstag angeordneten Tests sein. Die sah danach trotzdem keinen Grund, das Spiel abzusagen. Nicht nachvollziehbar.

In Österreich wurde  Salzburgs Spiel in der ersten Runde des Uniqa-Cups bei Schwarz Weiß Bregenz einen Tag vorher wegen positiver Corona-Tests bei den Vorarlbergern verschoben. Genauso rätselhaft ist der UEFA-Plan, Donnerstag in Budapest das Supercupspiel zwischen Champions League-Sieger Bayern München und Europa League-Gewinner FC Sevilla im Puskas Stadion vor 20.000 Zuschauern durchzuziehen. Je 2000 Fans von Bayern und Sevilla dürfen in die ungarische Hauptstadt, für die es eine deutsche Reisewarnung gibt. Die Quarantäne bei der Rückkehr nach München bleibt den Bayern-Stars erspart. Weil  die „Geschäftsreise“  nicht länger als 48 Stunden dauert, mit Privat-Flugzeug absolviert wird.

Von den sieben Spielern, die Maccabi Tel Aviv wegen Covid 19 vorgeben muss,  gilt Dor Peretz im Mittelfeld als das Um und Auf. Letzten Mittwoch kamen in der dritten Runde der Qualifikation beim 1:0 gegen Weißrusslands Meister Dinamo Brest auch der spanische Verteidiger, Enric Saborit, und Routinier Dan Glazer über die volle Distanz zum Einsatz. Avi Rikan, Barbados-Legionär Nick Blackman und Jonathan Cohen wurden im Finish vom griechischen Trainer Georgios Dinos eingewechselt. Daniel Peretz ist der Ersatztormann. Auffällig: Maccabis brasilianischer Keeper Daniel kassierte in den drei Runden kein Tor. Sowohl gegen den FC Riga, bei Litauens Mister Suduva Marijampole als auch gegen Brest. In diesen Partien bekam Maccabi drei Elfmeter zugesprochen. Einen verwandelte  Nir Bitton gegen Brest zum 1:0 und Aufstieg ins Play-off gegen Salzburg.

Ins Bloomfield-Stadium wird auch ein Österreicher, der nicht zu den „Bullen“ gehört,  mit einer Sondergenehmigung von Israels Regierung kommen: Willi Ruttensteiner, Sportdirektor und Teamchef von Israel aus Oberösterreich. Er glaubt, dass in zwei Spielen sehr viel dafür spricht, dass die Salzburger im dritten Anlauf erstmals eine Mannschaft aus Israel ausschalten, erstmals über das Play-off in die Gruppenphase der Champions League kommen werden. Aber er prophezeit ihnen trotz der Ausfälle von Maccabi Schwierigkeiten, die Marschroute von Marsch, das Tempo och zu halten, umzusetzen. Den Grund sieht er nur in der Luftfeuchtigkeit: „Mit der haben alle Auswärtsmannschaften, die in Tel Aviv spielen, ihre Probleme. Davon wird auch Salzburg nicht verschont bleiben!“  Aber das wird trotzdem weniger stören als alles andere.

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