Fußball

Warum gelang Hartberg der Umbruch besser als der Austria?

Nach Rapids Niederlage in Wolfsberg wusste die Austria, auch bei einer Heimniederlage gegen Meister Red Bull Salzburg nicht den „begehrten“ sechsten Platz, der nach 22 Runden im März 2019  den Sprung in die Meisterrunde bedeuten würde, verlieren zu können. Aber deswegen den offenen Schlagabtausch mit Österreichs Vorzeigemannschaft zu suchen, das war für Trainer Thomas Letsch keine Überlegung wert. Und wie zuvor bei Rapid kam auch für den zweiten Wiener Klub das k.o. spät. Nur sechs Minuten früher. Nach 87 ging Salzburg bei seiner Premiere in der neuen Generali-Arena vor nur 10.500 Zuschauern in Führung, am Ende hieß es 2:0. Verdiente drei Punkte für die Mannschaft, die sich um das Spiel bemüht, weit aktiver war.

Die Austria peilte  „nur“ ein Unentschieden an. Ein Punkt hätte Violett und dem Trainer in der momentanen Situation  sehr, sehr gut getan. Letsch versuchte, dies mit einem 4-4-1-1 zu schaffen, bot, was gewöhnungsbedürftig ist mit  Thomas Ebner, James Jeggo, Uros Matic und Vesel Demaku, einen ehemaligen Schützling von ihm und Marco Rose im Salzburger Nachwuchs, vier zentrale Mittelfeldspieler auf. Max Sax (Bild oben im Duell gegen Stefan Lainer) spielte zwischen Mittelfeld und der einzigen Spitze Christoph Monschein. Druck auf Salzburg zu erzeugen war in dieser Konstellation nicht drinnen, zumal nicht zum ersten Mal die Räume an den Flanken zu sehr vernachlässigt wurden. Etwas mehr nach vorne wagte sich Austria erst in der zweiten Hälfte, als Innenverteidiger Igor mit einer Knöchelverletzung draußen bleiben musste. Für ihn kam mit dem Brasilianer Lucas Venuto ein Offensivspieler, der schnellste Austrianer. Es gab mehr zwar mehr Konterchancen, Möglichkeiten zum schnellen Umschalten, die aber ungenützt blieben. Und so stand Austria am Ende, als sogar drei violette Stürmer am Rasen waren, mit leeren Hände da, weil Seriensieger Salzburg noch immer sehr gierig darauf ist, zu gewinnen. Die vielen späten Tore, wie Sonntag  in den Minuten 87 und 93, wie eine Runde zuvor gegen Mattersburg in Minute 94, sind kein Zufall. Die haben viel mit Mentalität zu tun.

Das bewiesen die Jubelszenen nach den Treffern von Xaver Schlager und des eingewechselten Takumi Minamino. 28 Minuten reichten dem eingewechselten Helden von Trondheim für je einen Assist und einen Treffer. Das nennt man Qualität. Letsch wies nicht zu Unrecht auch auf die unterschiedlichen Joker hin.  Bei Salzburg ersetzte der japanische Teamspieler Minamino Smail Prelvjak, der letzte Saison Zweiter in der Schützenliste war. Bei Austria kam statt des 18jährigen Demaku der 17jährige Niels Hahn. Trotzdem versuchte Letsch nach fünf Runden ohne Sieg das Positive beim vierten sieglosen Heimspiel hintereinander herauszustreichen: „Wir konnten lange eine europäische Spitzenmannschaft kontrollieren.“ Die Austria verweist, vom neuen Präsidenten Frank Hensel über AG-Vorstand Markus Kraetschmer, Sportchef Ralf Muhr bis zu Letsch immer auf den im Sommer begonnenen Umbruch, der mehr Zeit erfordere. Das provoziert aber nach Hartbergs fünftem Sieg in Serie dem 2:1 in Mattersburg, doch die Frage: Warum kann der steirische Aufsteiger den Umbruch besser? Das kann nicht mit den geringeren Erwartungen zusammenhängen. Auch Markus Schopp musste wie Letsch im Sommer eine neue Mannschaft formen, brachte die aber schneller auf Kurs. Zu mehr Siegen als erwartet. Bei Austria sind´s weniger, obwohl mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Sicher profitiert Hartberg auch von Glück, das derzeit alles gelingt. Wie in Mattersburg mit dem Eintausch von Mario Tadic zur zweiten Hälfte, der prompt für die Führung sorgt. Dabei wirkt er wie der andere Torschütze, Christoph Kröpfl, eher übergewichtig als austrainiert. Aber es imponiert, wie optimal Schopp Hartbergs Möglichkeiten nützt. Dazu fehlt bei Austria einiges.

Salzburg hat die Qualität zum Siegen, auch wenn es nicht optimal läuft. Rose kostete nicht zum ersten Mal Referee Robert Schörgenhofer Nerven.  Er nicht der einzige Trainer, der sich über den Vorarlberger ärgert. Das zeigte sich im Finish  daran, dass Rose wütend seine Jacke auszog und sie erst nach dem ersten Treffer wieder anzog. Roses Ärger musste auch der vierte Referee Markus Hameter spüren. Die Vieraugengespräche nahmen an Heftigkeit immer mehr zu, je länger es 0:0 stand. Xaver Schlager erlöste somit auch Hameter. Nach der Teampause muss der Tabellenführer nach Hartberg. Ein Schlager der 15.Runde. Wer hätte das vor der ersten gedacht? Und dass nach 14 die Wiener Großklubs Austria und Rapid zusammen vier Punkte weniger haben als Salzburg allein?

 

 

Foto: © FC RB Salzburg Media (GEPA).

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