Eine Woche nach dem bitteren Abstieg von Wacker Innsbruck sorgte Wattens dafür, dass der Tiroler Fußball auch nächste Saison erstklassig und in der Bundesliga vertreten sein wird: Wattens schaffte mit einem 3:1 (2:0) in Horn den 19.Sieg im 30. Spiel, den sechsten in Serie, damit den Aufstieg. Ried nützte es nichts, im Frühjahr mit dem neuen Trainer Gerald Baumgartner ohne Niederlage geblieben zu sein, Wattens gehört nach 48 Jahren Pause wieder zur obersten Spielklasse. Dahinter steht eine Präsidentin, für die das alles auch ein persönlicher Triumph ist: Diana Langes Swarovski, die Urenkelin des Firmengründers, mit der man es sich nur verscherzen kann, wenn man sie als Kristallerbin oder Society-Lady bezeichnet. Sie selbst charakterisiert sich als traditionsbewussten Familienmenschen mit Sonne im Herzen. Die war für den Aufstieg in sechs Jahren aus der Regionalliga in die Bundesliga auch notwendig.
Sie erfüllte den Auftrag ihres Vaters Gernot, der in den Achtzigerjahren als Boss des FC Swarovski Tirol europaweit für Aufsehen gesorgt hatte, als er Trainerguru Ernst Happel vom Hamburger SV nach Innsbruck gelotst hatte, als unter anderem der ehemalige deutsche Teamspieler und Inter Mailand-Legionär Hansi Müller, der Argentinier „Pipo“ Gorosito und Heimkehrer Bruno Pezzey in der Mannschaft, die zur Nummer eins in Österreich wuchs, die Stars gewesen waren. Einen Widerspruch seiner Tochter duldete Papa Gernot nicht, als er ihr vor 2013 den Auftrag gab, Präsidentin zu werden und den Klub zu pushen: „Das kann keine besser als du“ gab er ihr mit auf den Weg. Und er sollte recht behalten. 2016 der Aufstieg in die zweite Liga, die damals Sky Go Erste Liga hieß, jetzt die Nummer eins in der Hpybet Zweiten Liga, damit erstmals bei den zwölf Klubs in der Tipico-Bundesliga. Das Credo der Präsidentin: „Sich selbst immer treu blieben, nie verstellen. Wenn man zusammenhält, kann alles gelingen.“ Beim ersten Aufstiegsjubel am Horner Rasen war sie mittendrin unter den Aufsteigern. Inklusive der Bierduschen.
Seit 2018 ist sie Botschafterin des ÖFB, kümmert sich um Frauenfußball, gehört auch zum Aufsichtsrat der Bundesliga. Vertreterin der zweiten Liga wie bisher kann sie künftig nicht mehr sein. Das „verhindert“ der gewonnen Kampf um die Nummer eins in Tirol, Wacker Innsbruck zu überholen. Dieses Ziel reizte ihren ganzen Ehrgeiz, sie sah darin so etwas wie David gegen Goliath mit Happy End. Man kann mit ihr über alles reden, nur für die Pläne einer Konzentration der Tiroler Kräfte, einer Spielgemeinschaft zwischen Innsbruck und Wattens, die es zwischen 1971 und 1986 durchaus erfolgreich gegeben hatte, hat sie kein offenes Ohr. Selbst Landehauptmann Günther Platter kann sie da nicht umstimmen. Von ihrem Büro in Wattens kann sie auf das Haus sehen, in dem Innsbruck-Präsident Gerhard Stocker wohnt: „Außerhalb des Fußballs verstehen wir uns sehr gut“, sagt Diana Langes. Künftig ist Brigitte Annerl von Hartberg nicht mehr die einzige Präsidentin in der Bundesliga. Für Stocker wurde der Job in Innsbruck seit Samstag noch schwerer.
Langes hat den Ruf, alle ihre Ziele zu schnell umsetzen und realisieren zu wollen. Das hörte sie im Laufe der gemeinsamen sechs Jahre auch von Sportchef Stefan Köck und dem von der Liga zum Trainer der Saison gewählten Thomas Silberberger. Der Aufstieg gelang zwei Tage vor seinem 46. Geburtstag. Jetzt heißt das Ziel, einen bundesligatauglichen Kader auf die Beine zu stellen. Köck, der wie Silberberger eine Vergangenheit bei Wacker Innsbruck hat, sieht dabei keine großen Probleme, glaubt, dass die Situation vor drei Jahren nach dem Aufstieg in die zweite Liga schwieriger war. Für die Tore in Horn sorgten der Wiener Innenverteidiger Michael Svoboda, der letzte Saison noch in der Regionalliga Ost bei Stadlau war, und der 19jährige Kevin Yeboah, Träger eines großen Namens. Vater Anthony war Schützenkönig in der deutschen Bundesliga, Torjäger bei Eintracht Frankfurt, dem Hamburger SV und und in England bei Leeds. Sein Trainer auf der letzten Station seiner Karriere in Katar war mit Josef Hickersberger ein Österreicher. Wattens stützte sich auch auf Routiniers wie den 33jährigen spanischen Innenverteidiger Ione Cabrera, der zuvor in Altach, Grödig, beim LASK und der Admira spielte, als sehr verletzungsanfällig gilt. Er köpfte letzten Mittwoch das Goldtor gegen Austria Lustenau, ohne dem der Aufstieg nicht gelungen wäre. Florian Mader, der zu Austrias letzter Meistermannschaft 2013 gehörte, ist inzwischen 36, Clemens Walch (früher Ried) 31. Andi Dober, 2008 mit Rapid Meister, sass in den letzten Wochen auf der Bank, beendete mit dem Einsatz in Horn über acht Minuten mit 33 seine Profikarriere. Sinan Kurt, das im Winter mit viel Publicity geholte frühere deutsche Ausnahmetalent mit Vergangenheit bei Bayern und Hertha BSC Berlin, überzeugte bisher mehr im Training als bei den Spielen. Von seinen 13 Einsätzen ging keiner über die volle Distanz, er kam nur auf ein Elfmetertor. Aber der 22jährige soll bleiben.
Wahrscheinlich spielt Wattens als WSG Swarovski Tirol in der Bundesliga. So heißt bereits die Kapitalgesellschaft für die Profiabteilung. Der Aufstieg bedeutet den Startschuss für den Ausbau des Gernot Langes-Stadions in Wattens auf einen Fassungsraum von 6500 Zuschauern. Bis dieses Ziel in die Tat umgesetzt wird, bestreitet Wattens die Heimspiele am nicht einmal 17 Kilometer entfernten Innsbrucker Tivoli. Das Budget für die erste Bundesligasaison liegt bei sechs Millionen Euro. Von einem Swarovski-Werksklub will die Präsidentin nichts hören. Auch dann kann sie böse werden. Obwohl man das ihr gar nicht zutraut, wenn man einmal mit ihr persönlich gesprochen hat.