Eishockey

Aubins Wechsel nach Zürich zeigt, was die Liga wert ist

Eishockeymeister Vienna Capitals ist bereits wieder für die Play-offs qualifiziert. Als einzige Mannschaft. Da kann es der überlegene Tabellenführer locker verschmerzen, wenn das Schlusslicht Znaim, wie Freitag geschehen, mit einem Sieg nach Penaltyschießen überraschend zwei Punkte aus der Schultz-Halle in Kagran entführt. Was soll´s: Der Vorsprung auf Platz zwei, auf Linz, beträgt vor dem „ewigen“ Schlager gegen den Dritten KAC am Sonntag noch immer 13 Punkte. Aus dem Umfaller der Capitals aber zu konstruieren, wie gut und ausgeglichen die Erste Bank Eishockey-Liga ist,wenn der Letzte beim Ersten gewinnt,  kann man durchaus als verwegen bezeichnen. Wer das Gegenteil behauptet, liegt eher bei der Realität.

Wie viel diese Liga wert ist, zeigt der Meistertrainer. Der Kanadier Serge Aubin verkündete zum Jahreswechsel das Ende seiner Ära in Wien mit der Saison. Er wechselt dann nach zwei Jahren zum kriselnden Schweizer Traditionsklub Züricher SC. Aubin hat das mit dem entsprechenden Anstand und Respekt korrekt über die Bühne gebracht, äußerte sich in den Schweizer Medien begeistert über die grossartige Chance, die er bei den ZSC Lions in Zürich erhält. Mit der es sich der 42jährige sicher finanziell verbessert. Aber er handelte sich auch die schwierigere Aufgabe als in Wien ein. Beim Züricher SC muss er Antreiber, Lehrer und Babysitter in einer Person sein, kann vor allem nicht zwölf Kanadier und Amerikaner  wie bei den Capitals einsetzen. Trotzdem:  Wenn eine bessere Liga wie die Schweizer oder die DEL in Deutschlans ruft, dann gibt es für einen Trainer, der bei einem österreichischen Klub arbeitet, kein Halten. Dann wechselt er. Egal ob er bei den Vienna Capitals, beim KAC, in Salzburg, bei Linz, Dornbirn oder Innsbruck hinter der Bande steht. Das hat ein Jahr vor Aubin schon Dan Ratushny vorexerziert. Er nützte im Frühjahr seine Ausstiegsklausel  bei Salzburg, quittierte seinen Job als Österreichs Teamchef, um in der Schweiz bei Lausanne anzuheuern. Nach einem verpatzten Start  in seine zweite Saison ist Ratushny bei Lausanne seit 11. Oktober bereits Geschichte. Aubin wechselt zur besseren Adresse als vor ihm Ratushny.

Das alles läßt auch den Umkehrschluss zu: Nach Österreich kommen nur die ausländischen Trainer, die in der Schweiz oder Deutschland kein Engagement bekommen, gerade nicht gefragt sind. Davon gibt es einige. Darum bieten sich bei den Vienna Capitals schon einige für die Nachfolge von Aubin ein. Dass Wien eine Stadt ist, der es sich leben läßt, hat sich natürlich herumgesprochen. Auch deshalb bezeichnen sich die Capitals selbst gerne als gute Adresse in Europa.  Das mag schon stimmen. Vor allem für diejenigen, die in den besseren europäischen Ligen keinen Vertrag bekommen. Aus der Erste Bank Liga waren in den letzten Jahren mehr die Trainer als die Spieler gefragt. Kein Schweizer Spitzenklub umgarnte einer der hochgejubelten nordamerikanischen Legionäre. Egal, ob von den Capitals wie Riley Holzapfel oder Jerry Pollastrone, vom KAC wie Jamie Lundmark oder David Fischer, von Salzburg wie  John Hughes, Ryan Duncan, von den Black Wings Linz wie Rick Schofield oder Corey Locke oder Jonathan D´Aversa. Deshalb bedurfte es nirgends einer wirklich großen Leistung des Managements, die Mannschaften zusammenzuhalten, soferne dies der Plan war. Was von den Stars, die in Österreich auffällig spielen, in besseren Liga zu halten ist sah man vor zweieinhalb Jahren am Beispiel von Kris Foucault. Den holte Aubins künftiger Klub aus Wien von den Capitals nach Zürich, setzte ihn fast nur in seinem Farmteam, bei den Grasshoppers, ein.

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