Ralf Rangnick bat Österreichs Teamkader Montagabend im Marbella zum ersten Training. Die Spione des Teamchefs sind diese Woche quer durch Europa unterwegs: Donnerstag in Cardiff und Warschau. Da geht es bei Wales gegen Finnland und Polen gegen Estland darum, wer ins Finale der Play offs um den freien Platz in der Österriech-Gruppe bei der Europameisterschaft kommt. Fünf Tage später wird das Endspiel zwischen den Siegern, entweder in Cardiff oder Helsinki, ebenfalls beobachtet. Das gilt auch für die Vorbereitungsspiele der EM-Gruppenegner, Holland gegen Schottland am Freitag in Amsterdam, Frankreich gegen Deutschland am Samstag in Lyon. Bei Österreichs Spielen in Bratislava gegen die Slowakei und gegen die Türkei im Happel-Stadion werden aber auch französische und holländische Scoute auf der Tribüne sitzen.
Der von Langzeit-Teamchef Didier Deschamps nominierte französische Kader hat mit 1,242 Milliarden Marktwert einen, der im Vergleich zu Holland um 565, 5 Millionen teurer ist, im Vergleich zu Österreich sogar um 975,2 Millionen. Auch das unterstreicht die Außenseiterrolle Österreichs im Juni. Der Franzose mit dem höchsten Marktwert ist Kylian Mbappe (180 Millionen), der Holländer Xavi Simons, bei RB Leipzig Mitspieler von Xaver Schlager, Christoph Baumgartner und Nicolas Seiwald, mit 70 Millionen, bei Österreich nach David Alabas Fehlen Konrad Laimer mit 28 Millionen. Der Franzose mit den meisten Länderspielen ist der 37 jährige Milan-Legionär Olivier Giroud mit 129 knapp vor Atletico Madrid-Star Antonie Griezmann (127), bei Holland der 34 jährige Abwehroldie Daley Blind (derzeit bei Spaniens Sensationsteam Girona) mit 104, bei Österreich Marcel Sabitzer mit 77. Giroud hat bisher auch die meisten Tore für Frankreich erzielt. 56 sind zehn mehr als Mbappe, der die allerdings schon in 75 Länderspielen, 54 weniger als Giroud, schaffte. Die meisten Tore für Oranje erzielte im aktuellen Kader Memphis Depay (44), bei Österreich Sabitzer (17). Frankreichs Kader hat die Erfahrung von insgesamt 718 Länderspielen, Holland von 737, Österreich nur von 490.
Logisch, dass Deschamps vor der Europameisterschaft nichts mehr ausprobieren will. 15 Spieler waren bei der WM 2022 in Katar dabei: West Ham-Tormann Alphonse Areola, in der Abwehr Theo Hernandez von Milan, Ibrahima Konate von Liverpool, Jules Kounde von Barcelona, Benjamin Pavard von Inter Mailand, William Saliba von Arsenal, der Ex-Salzburger Dayot Upamecano von Bayern, im Mittelfeld Eduardo Camavinga und Aurelien Tchouameni von Real Madrid, Adrian Rabiot von Juventus und Youssouf Fofana von AS Monaco, im Angriff Mbappe, Giroud, Griezmann, Ousmane Dembele und Randal Koulo Muani von Paris St.Germain sowie Marcus Thuram von Inter Mailand. Sechs von ihnen jubelten auch vier Jahre zuvor beim Gewinn des WM-Titels in Russland: Areola, Pavard, Dembele,Giroud, Griezmann und Mbappe. Der einzige Neue, der vermutlich zur Europameisterschaft sein, wird der 18 jährige Warren Zaire Emery von Paris St. Germain sein. Der Mittelfeldspieler absolvierte bisher nur ein Länderspiel.
Hollands Teamchef Ronald Koeman „bastelt“ hingegen noch. Nach einem Jahr Pause sind wieder Depay und Mittelfeldroutinier Giorgino Winaldum, Legionär in Saudiarabien bei Al Ettihad) dabei, im Mittelfeld darf sich ein Neuling (Quinten Timber von Feyenoord Rotterdam) zeigen. Bei Rangnick trainieren drei Neulinge, die Rapidler Christoph Lang und Leopold Querfeld sowie LASK-Tormann Tobias Lawal, zwei mit nur einem Länderspiel (Flavius Daniliuc, Max Entrup), einer mit zwei (Muhammad Cham), zwei mit drei (Alexander Prass, Matthias Seidl), insgesamt zwölf mit weniger als zehn. Bei Frankreich sind es mit Lens-Tormann Brice Simba, Zaire-Emery und Aston Villa-Stürmer Moussad Diaby nur drei, bei Holland zehn.
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