Fünfmal hat David Alaba mit Bayern den deutschen Pokal in Berlin schon gewonnen. Samstag müsste papierformgemäß im ersten Finalspiel mit leeren Tribünen im Berliner Olympiastadion das sechste Mal folgen. Denn seit dem Corona-Neustart verlor Meister Bayern noch kein Spiel, gewann unter anderem auch beim Endspielgegner Leverkusen glatt 4:2. Laut Papierform spricht alles dafür, dass Alaba den zweiten Schritt zu seinem zweiten Triple mit Bayern, sieben Jahre nach dem ersten, macht. Oder verhindern dies seine Freunde, Österreichs Teamkapitän Julian Baumgartlinger und Aleksandar Dragovic, den Alaba seit gemeinsamen Zeiten bei Austria in Frank Stronachs Nachwuchsakademie in Hollabrunn kennt? Das wäre eine ähnliche Überraschung wie am Donnerstag Abend das 0:0 von Heidenheim im ersten Relegationsspiel bei Werder Bremen. Heidenheim ließ keine einzige klare Chance von Werder zu. Könnte durchaus sein, dass am Montag eher Konstantin Kerschbaumer, der in der letzten halben Stunde spielte, der Österreicher sein wird, der jubelt. Und nicht Alabas Freund Marco Friedl bei Werder Bremen.
Bayerns Trainer Hansi Flick stimmte seine Stars bereits im Winter-Trainingslager in Doha auf das Triple ein. Alaba kann sich noch gut an die Präsentation mit den eingeblendeten drei Pokalen als maximales Saisonziel erinnern: „Fast die selben Worte hab ich von ihm auch in Bremen nach unserer perfekt gemachten Meisterschaft gehört. Noch auf dem Rasen“, erzählt Alaba. Die ungefähr so lauteten: „Wir können noch mehr erreichen, wir haben die Chance auf das Triple!“ Bayerns Abwehrchef aus Wien inmitten aller Transferspekulationen um ihn. Es wird zwar viel geredet, aber das meiste um den heißen Brei. Alaba bleibt bei seiner Version, sich eine Zukunft in München über 2021 hinaus vorstellen zu können, aber ebenso eine neue Herausforderung. Er ist die letzte große Personalie Bayerns für kommende Saison, der Einkauf von Flügelflitzer Leroy Sane ist perfekt. Letztes Jahr forderte Manchester City für ihn nich 140 Millionen Euro , nach seinem Kreuzbandriss und Coron kommt erfür wniger als 50 nach München, machte auch beim Gehalt Abstriche. Bayerns Chefetage spekuliert beim Poker um Alaba auch damit, dass in diesem Sommer niemand die mindestens 60 Millionen Ablöse stemmen kann. Auch nicht Real Madrid, Barceona, Paris St.Germain oder Juventus. Vielleicht Manchester City, Donnerstag Abend klarer 4:0-Sieger im Spitzenspiel der Premier League gegen den bereits feststehenden Meister Liverpool. Die Rückkehr zu seinem Ex-Trainer Pep Guardiola, der ihn als Erster für das Abwehrzentrum „entdeckt“ hatte, wäre für Alaba reizvoll, wegen der Europacupsperre der „Citizens“ bis 2022 aber andererseits fast ein kleiner Rückschritt. Eines steht für Alaba nicht zur Debatte: Auf das Finalturnier der Champions League in Lissabon im August zu verzichten, selbst wenn vorher sein Transfer über die Bühne gegangen sein sollte.
Baumgartlinger und Dragovic verpassten letztes Wochenende mit Leverkusen den Einzug in die Champions League. Daran könnt auch der zweite Pokalsieg, der erste seit 1993, nichts ändern. Baumgartlnger und Dragovic können der Devise von Sportchef Rudi Völler, sich noch mit einem Sieg in der Europa League (da steht Leverkusen nach einem 3:1 bei den Glasgow Rangers praktisch im Viertelfinale) für die Königsklasse zu qualifizieren, einiges abgewinnen, „Über die ganze Saison kann man Bayern nicht aufhalten“, glauben Baumgartlinger und Dragovic, „an einem Tag hat man aber die Chance, sie zu bezwingen. Dazu muss jeder mehr als 100 Prozent bringen“. Baumgartlinger wird eher in der Startelf stehen als Dragovic, dessen Spanien-Pläne schon ziemlich konkret waren ehe bei Valencia der Trainer und Sportdirektor gehen mussten.
Deutschlands Teamchef Jogi Löw wird erstmals nach der Corona-Pause bei einem Spiel auf der Tribüne sitzen. Die Konfetti-Kanone wird ihr Lametta verschießen, wenn der Pokalsieger gekürt wird. Der sonst übliche Goldregen entfällt. Maximal 1000 Personen sind im Olympiastadion erlaubt, es werden rund 700 sein. Auch ohne Rahmenprogramm soll es etwas Atmosphäre geben, Durch eine Lichtshow mit neunem LED-Licht. Das erste vollfarbige Flutlicht der Welt wird seien Premiere feiern. Im Dach installierte Lichtdesigner Mikki Kontuu, der auch die Olympia-Eröffnung 2008 in Peking inszeniert hatte, eine Membran-Beleuchtung. Die Arena wird in grün, der Farbe des DFB, erstrahlen. Zu sehen ist dies live in drei TV-Sendern: In der deutschen ARD, bei Sky und bei Servus-TV. Da ist als Kommentator ein österreichischer Ex-Teamspieler dabei, der im Berlin schon ein Finale um den Pokal (Bild oben) gegen Alaba und Bayern verloren hatte: Martin Harnik. Er erzielte in Bayerns Triplejahr 2013 zwar zwei Tore für den VfB Stuttgart, die nicht reichten, um Bayerns 3:2 zu verhindern.
Foto: Servus TV.
