Fußball

Den Spielern ist es nicht egal, wer sie vertritt

Die Weiterentwicklung und Gleichberechtigung in Frauenfußball mussten Montagabend als Thema des younion Fußball-Talks im ÖGB-Catamaran am Wiener Handelskai herhalten, damit younion-Vorsitzender Christian Meidlinger und das für Fußball zuständige Mitglied des ÖGB-Präsidiums, Thomas Kattnig, zunächst die Möglichkeit bekamen, younion als Fußballgewerkschaft, als Dein starker Partner an Deiner Seite, zu positionieren. Es ging in der eigenartigen Atmosphäre natürlich in erster Linie um den Konflikt gegen die Vereinigung der Fußballer. Meidlinger stellte zunächst einmal in den Raum, dass die Frauen ohnehin schon erfolgreicher als die Männer sind, sah für die einen Aufholbedarf. Mit solchen Behauptungen werden ihn die Fußballer kaum als Partner an ihrer Seite akzeptieren, sollten sie überhaupt daran denken.

Meidinger und Kattnig behaupteten, die Kollektivfähigkeit liege nur beim ÖGB, das sei auch für die Bundesliga und namhafte Juristen fraglos. Die Vereinigung der Fußballer könne nicht die gleichen Leistungen bieten: „Es sollte jedem einleuchten, dass es ein Unterschied ist, ob der ÖGB oder ein kleiner, sich selbstständig gemachter Verein für Spieler verhandeln soll!“ Eine kühne Fetstellung, hat doch der kleine Verein so viele Bundesligaspieler und Legionäre als Mitglieder, die der ÖGB derzeit gerne haben würde. Der hat praktisch keinen einzigen. Ansonst wäre der Montag mit großem Brimborium präsentiert worden. Zu dem Szenario passte auch der Satz des langjährigen Legionärs Thomas Pichlmann (Bild), der sich für die Younion künftig um die Männer kümmern soll und noch nicht sattelfest wirkte: „Den Spielern ist es mehr oder weniger egal, wer sie vertritt!“ Was sicher so nicht stimmt. Sonst wären nicht die Spieler zum VdF gewechselt, der sich bisher um sie kümmerte, womit sie zufrieden waren.

ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer und Ligavorstand Christian Ebenbauer bildeten für die sonderbare Veranstaltung sozusagen den Begleitschutz: „Wir sind alle die Gruppe Fußball“, meinte Hollerer. Was immer das auch heißen sollte. Fakt ist, dass die VdF-Vertreter vor dem Streit mit der younion den geltenden Kollektivvertrag verhandelten, das traditionelle Camp für vertragslose Spieler ins Leben riefen. Auch die bekannte Bruno-Gala wurde nicht von younion organisiert, sondern vom VDF, der für die letzte einen Sponsor (spusu) namhaft machte, womit die Gala komplett finanziert gewesen wäre, weil immer zu hohe Kosten vorgeworfen wurden. Ganz so am Konsens wie behauptet dürfte Kattnig nicht interessiert gewesen sein. Sonst hätte er die letzte Verhandlung nicht am Abend vor dem festgelegten Termin abgesagt und danach nur noch am bisher letzten Derbysonntag eine Punktation dem VdF übermittelt, in der von Konsens keine Spur mehr war.

Die Gewerkschaft lässt ihre Muskeln spielen, setzt auf seine politischen Verbindungen und darauf, den längeren Atem, finanziell mehr Möglichkeiten zu haben. Ein Kollektivvertrag für die Spielerinnen in allen Ehren, aber in Österreich gibt es bei den Frauen nicht einmal 50 Profis, für die Fußball Beruf ist. Sollte das Bundeseinigungsamt in den nächsten Monaten zur Ansicht kommen, dass der ÖGB exklusiv die Rechte hat, den Kollektivvertrag zu verhandeln, dann ist der VdF gewillt, bis zur letzten Instanz zu gehen. Bis zum Verfasssungsgerichtshof.

Foto: Younion/Martin Steiger.

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