Nächsten Dienstag weiß man, auf wen Österreichs Teamchef Franco Foda für die entscheidenden November-Spiele in der Nations League gegen Bosnien und Nordirland baut, wen er in den Kader holt. Die Teamstürmer machten in den letzten Wochen nicht gerade mit Toren Schlagzeilen. Weder Guido Burgstaller bei Schalke noch Michael Gregoritsch in Augsburg oder Marc Janko bei Lugano. Marko Arnautovic fehlte bei West Ham letzten Samstag in Leicester wegen eines fiebrigen Infekts. Montag machte einer, der zuletzt auf Fodas langer Abrufliste stand, mit einem Doppelpack auf sich aufmerksam: Bochums Lukas Hinterseer (Bild oben) traf zweimal beim 3:3 gegen Jahn Regensburg. Es waren zwar nur Slapstick-Tore, aber immerhin liegt der 27jährige Tiroler auf Platz zwei der Schützenliste in der zweiten deutschen Liga hinter dem überragenden Kölner Torjäger Simon Terodde. Die Hinterseer-Bilanz: In elf Spielen sieben Tore, davon zwei aus Elfmetern. Dazu bereitete er vier Treffer vor.
Die Slapstick-Tore: Regensburgs Tormann schoss bei einem Freistoß seinem koreanischen Abwehrspieler Lee den Ball an die Schulter, von wo er Richtung Tor kullerte. Hinterseer reagierte und verlängerte in den leeren Kasten zum 2:1. Auch das 3:1 elf Minuten später entsprang einer Co-Produktion zwischen Südkorea und Tirol: Lee servierte Hinterseer den Ball, der nahm das Geschenk an. Konnte sich am Ende aber nicht freuen, weil Bochum in der 93. Minute den Ausgleich kassierte. Der Revierklub liegt auf Rang sieben, drei Punkte hinter den Aufstiegsplätzen.
Hinterseers zwölftes und bisher letztes Länderspiel liegt schon zwei Jahre zurück. War noch in der Ära von Marcel Koller am 15.November 2016 beim 0:0 gegen die Slowakei im Wiener Happel-Stadion. Seit Robin Dutt im Februar als Trainer nach Bochum kam, lief es dort für Hinterseer, den der Traditionsklubs 2017 nach seinem Bundesligaabstieg mit Ingolstadt um 1,25 Millionen Euro kaufte, sehr gut. Da traf er 15-mal in 23 Spielen. Dafür weiß Hinterseer noch einen anderen Grund: „Ich denke, dass man nicht nur auf dem Fußballplatz Profi sein muss, sondern auch daneben“. Daher trifft er sich häufig mit seinem australischen Offensiv.Kollegen Robbie Kruse, um sich über verschiedene Taktiken und Laufwege zu unterhalten. Und zudem ist Hinterseer seit eineinhalb Jahren Vegetarier. Seine Frau beschäftigt sich mehr mit dem Thema als er. „Wir kaufen nur noch ausgewählte Lebensmittel mit vernünftiger Herkunft.“
Jetzt klopft der Vegetarier Hinterseer bei Foda an. Das Comeback würde auch den Opa sehr freuen. Den inzwischen 86jährigen Slalom-Oympiasieger von 1960 in Squaw Valley. Ernst Hinterseer und der Enkel haben einen sehr guten Draht zueinander. Einmal pro Woche telefonieren sie regelmäßig miteinander. Da konfrontiert der Großvater den Enkel mit den Fragen eines Olympiasiegers, die heißen: Gibst du alles? Isst du gut? Schläfst du gut? „Ich kann dann immer nur mit Ja antworten“, versichert Lukas. Und das macht den Opa in Kitzbühel sehr zufrieden.