Zwei Heimsiege hintereinander in vier Tagen wie zuletzt am 15. und 18. September gegen Genk zum Start in die Gruppenphase der Europa League (3:2) und Mattersburg (3:0) braucht Rapid jetzt als Befreiungsschag. Die fünf Partien gegen Leobendorf, St. Pölten, Bilbao, Ried und Altach, die danach folgten, gaben wenig Grund zum Jubel. Mehr zum Frustschieben. Einiges muss passieren, dass sich dies nicht Donnerstag und Sonntag im Allianz-Stadion im Schlüsselspiel gegen Sassuolo im Kampf um die ersten zwei Plätze in der Europa League und im Dery gegen die Austria wiederholt. Einiges muss Rapid besser machen:
DIE KÖPFE FREI BEKOMMEN. Da sind Trainer Mike Büskens und sein Assistent Carsten Jancker vor allem als Psychologen gefragt: Vier sieglose Partien hintereinander zehrten sicher am Selbstvertrauen. Also bringt es nichts, wenn in dieser Situation auch noch die Trainer auf die Mannschaft draufhauen. Sie müssen versuchen, sie wieder stark zu reden.
MEHR TEMPO. Es hilft nichts, wenn der defensivste Mittelfeldspieler (gegen Altach war es Grahovac) sich zwischen den zwei Innenverteidigern anspielen läßt und den Ball dann quer zu einem Außenverteidiger weiter gibt statt nach vorne spielt. Den Fehler gab es bereit vier Jahre zuvor noch unter Peter Schöttel mit Muhammed „Momo“ Ildiz. Dann hat der defensivste Mittelfeldspieler zwar oft die meisten Ballkontakte, aber die meisten auf Höhe der Abwehr. Das ist nur Alibifussball. Bis der Ball endlich nach vorne kommt, hat sich der Gegner vor dem eigenen Strafraum längst formiert. In Sachen Tempo verschleppen sündigt im Mittelfeld auch Schwab. Der trotz einiger gelungener Spielverlagerungen zu oft den Fehler macht, den Ball zu lange zu treiben.
SCHAUB INS ZENTRUM. Louis Schaub ist sicher der Rapidler, der am besten und schnellsten dribbelt, der auch vor eins zu eins-Duellen nicht zurückschreckt. In dieser Saison beginnt er meist am rechten Flügel, orientiert sich oft zur Mitte, um mit dem starken linken Fuss den Abschluss zu suchen. Erinnert etwas an Arjen Robben bei Bayern. Es stimmt schon, dass er an den Flanken bereits meist freie Bahn hat, wenn er einen Gegner überspielt. Aber da Steffen Hofmann fehlt, käme er in der Mitte als zentrale Anspielstation sicher auf mehr Ballkontakte als am Flügel, kann daher auch mehr bewirken.
MEHR TORGEFÄHRLICHKEIT. Vier Tore in 18 Pflichtspielen (das schönte und wichtigste gegen Genk) sprechen nicht gerade dafür, dass der Brasilianer Joelinton für Torgefährlichkeit steht. Sportchef Andreas Müller und Büskens loben ihn dafür, dass er weite Wege geht, rackert-aber vielleicht ist das der Grund, dass er zu wenig trifft, nicht der Knipser ist, den Rapid braucht, seit dem Wechsel von Robert Beric zu St. Etienne nicht mehr hat. Joelinton reibt sich bei Zweikämpfen im Mittelfeld oder an den Flügeln auf statt im Strafraum zu agieren, wo er den Gegnern mehr weh tun kann. Dort fehlen ihm Ruhe und Konzentration. Kann sein, dass bei ihm weniger rackern sogar mehr wäre.
