Fußball

Drei Fragen zum neuen Austria-Trainer Thomas Letsch

Austria bleibt auf der deutschen Trainerwelle. Dienstag Vormittag leitete der selbstbewusste 49jährige Schwabe Thomas Letsch bereits in Steinbrunn erstmals das Training. Er stellte keine Bedingungen, als ihn der violette AG-Vorstand Markus Kraetschmer und Sportchef Franz Wohlfahrt erstmals kontaktierten, stimmte allem zu: Vorerst ein Vertrag bis Saisonende, der sich automatisch verlängert, sollte Austria noch die Qualifikation zur Europa League schaffen. Bei dem die Austria eine einseitige Option zur Verlängerung hat, sollte sie mit der Arbeit des Nachfolgers von Thorsten Fink zufrieden sein, auch wenn er das vorgegebene, zugegebenermaßen schwere Ziel nicht erreicht. Erinnert alles an das Modell des letzten Austria-Meistertrainers Peter Stöger bei Borussia Dortmund seit letzten Dezember. Also kann man daraus schließen, dass Letsch in der Austria eine ähnliche Chance sieht wie Stöger in der Borussia. Die derzeitige Lösung läßt für Austria im Sommer noch adere Varianten offen. Weiter die mit Marcel Koller.

Warum fiel die Wahl auf Letsch, der den Ruf eines guten, offenen Typen hat? Die interne Variante mit Andi Ogris ließ man fallen, weil er die Amateure aus der Regionalliga Ost in die neue  zweite Liga mit 16 Mannschaften führen soll. Nestor el Maestro, den ehemalige Assistenten von Fink, hätte man mit 100.000 Euro aus seinem Vertrag mit dem slowakischen Tabellenführer Spartak Trnava herauskaufen müssen. Zudem gab es da Bedenken wegen zu großer Ähnlichkeiten mit Fink. Weniger,weil sie mit Alen Augustincic den gleichen Berater haben, sondern bezüglich Spielanlage. Und da erwartet Austria von Letsch eine völlig neue, schnellere als bisher. Ungefähr ähnlich wie die von Red Bull Salzburg dem früheren Arbeitgeber von Letsch. Zu dem ihn der frühere Sportchef Ralf Rangnick geholt hatte. Dort begann er in der Akademie, betreute von 2015 bis 2017 die Talentschmiede in Liefering, sass  im Dezember 2015 für zwei Spiele als interimistischer Nachfolger von Peter Zeidler in der Bundesliga auf der Bank, ehe Oscar Garcia engagiert wurde. Die Ergebnisse dabei: 0:0 in Mattersburg, 2:0 gegen Rapid durch Tore von Jonathan Soriano und Naby Keita.

In den zwei Jahren bei Liefering hatte Letsch vor allem mit jungen Spielern zu tun, die inzwischen den Sprung nach Leipzig (Dayot Upamecano, Keita, Konrad Laimer) oder Basel (Dimitri Oberlin) schafften, oder fester Bestandteil der aktuellen Salzburger Erfolgstruppe wie Duje Caleta-Car, Diadie Samassekou, Xaver Schlager, Hee-Chan Hwang, Hannes Wolf oder Amadou Haidara sind oder von Salzburg an andere Bundesligaklubs verliehen wurden wie Smail Prevljak und Masaya Okugawa nach Mattersburg, Mergim Berisha und Samuel Tetteh an den LASK, David Atanga an Mattersburg oder Igor an Wolfsberg. Aber wer zweifelt, ob Pressing und schnelles Umschalten wie bei Salzburg mit Austrias Spielermaterial umzusetzen ist, vor allem mitten in der Saison, könnte nicht ganz falsch liegen. Schnelle Spielern, die Letsch forciert, sind Luc Venuto und Felipe Pires. Beide waren ja auch bei Salzburg.

Abwarten was Letsch bei seinem Debüt als Cheftrainer in der obersten Spielklasse alles einfällt. Trotzdem drängen sich drei Fragen auf: Warum kam  in Salzburg nach dem überraschenden Abgang von Oscar Garcia im letzten Juni nicht Letsch zum Zug, sondern nach Marco Rose nach seinem Triumph in der Youth League? Zu der Entscheidung gratulieren sich beim Meister derzeit alle. Kommentiert wird sie offiziell nicht. Letsch quittierte daraufhin den Job bei Liefering. Angeblich hatte er fixe Zusagen, Garcia-Nachfolger zu werden. Worauf sich aber normal kein seriös geführter Klub wie Salzburg einlässt.

Er heuerte daraufhin in der zweiten deutschen Liga bei Erzgebirge Aue an. Als Nachfolger des zu Schalke gewechselten Jungstars Domenico Tedesco, der zuvor als Feuerwehr den Klassenerhalt gerettet hatte. Doch nach nur drei Spielen, nach dem 0:2 gegen Fortuna Düsseldorf, 1:2 gegen Heidenheim und dem 0:2 im Pokal gegen Drittligist Wehen Wiesbaden war für Letsch und seinen österreichischen Assistenten Wolfgang Luisser, der inzwischen unter Klaus Schmidt bei Altach arbeitet, Schluss. Was passierte dort? Das ist die zweite Frage. Dahinter soll eine Intrige des keinesfalls loyalen Co-Trainers Robin Lenk gestanden sein. Der hat als Schwiegersohn von Präsident Helge Leonhardt einen besonders guten Zugang zu ihm. Daher zog Letsch bei der Forderung, Lenk oder er, den kürzeren. Derzeit schwebt Aue auf Rang 14 wie erwartet in Abstiegsgefahr.

Letsch löste den bis 2020 laufenden Vertrag in Aue für die Chance bei Austria auf. Das hätte er schon im Dezember getan, wäre er bei Sturm Graz zum Zug gekommen. Doch Sportchef Günter Kreissl entschied sich für Heiko Vogel. Die Frage nach den Gründen, ob Vogel den erfolgversprechenderen Eindruck hinterließ, ein besseres Konzept vorlegte, wäre die dritte. Außer Diskussion steht, dass Letsch einen viel erfolgreicheren Start bei Austria braucht als Vogel bei Sturm. Vier Runden mit nur einem Punkt kann sich Violett in seiner derzeitigen Situation nicht erlauben. Letsch fordert vor allem hohe Intensität in jedem Training und jedem Spiel: „Grundvoraussetzung ist die Mentalität!“

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