Eishockey

Ein Wiener mehr in Wien: Wie oft wird Starkbaum spielen?

Es geschehen oft zwar nicht Zeichen und Wunder, aber doch Überraschungen in  Österreichs Eishockeyszene. Etwa, dass die Vienna Capitals, derzeit nach einer Siegesserie zu Beginn der EBEL-Liga etwas im „Zwischentief“ und Dritter hinter dem KAC und den Graz 99ers, österreichische Spieler verpflichten. Etwa den 21jährigen Verteidiger Lucas Birnbaum, der schon drei Länderspiele hinter sich hat. Wegen Ausfällen gab´s Handlungsbedarf, aber diesmal kam kein neuer Legionär, sondern der Steirer, der in Salzburgs zweiter Mannschaft spielte, von dem Teamchef Roger Bader aber schon lange sagte, er habe das Zeug, um in dieser Liga ständig zum Einsatz zu kommen. Für mehr Schlagzeilen sorgte die Tatsache, dass der Anteil von Wienern beim Klub aus der Hauptstadt größer wurde. Durch die Rückkehr von Bernhard Starkbaum nach 13 Jahren. Nach Stationen in Villach, wo ihm der Durchbruch zu Österreichs Nummer eins gelungen war, in Schweden bei MODO und Brynäs, in Salzburg und bei Kloten. Mit dem 34jährigen Amerikaner Jean-Philippe Lamoureux und Österreichs Teamtorhüter glauben die Capitals das beste Keeperduo de Liga zu haben. Sicher das routinierteste. Miteinander sind Lamoureux und Starkbaum 66 Jahre alt.

Weil sich Salzburgs Coach Greg Poss eingebildet hatte, es sei an Starkbaum gelegen, dass letzte Saison im Finale gegen Bozen der Meistertitel nicht gewonnen wurde bekam Starkbaum keinen neuen Vertrag. Obwohl er Österreich bei der A-WM in Kopenhagen zum Klassenerhalt verholfen hatte. Kein anderer österreichischer Klub holte ihn, rätselhaft. Auch die Capitals hätten schon zugreifen können, sie taten es aber nicht. Möglicherweise wäre auch Starkbaum damals noch nicht bereit gewesen, die Lösung mit Lamoureux zu akzeptieren, der  als untastbar gilt. Der Wiener  unterschrieb daher beim Schweizer Traditionsklub Kloten in der zweiten Liga, hatte aber nach neun Spielen dort keine Zukunft mehr. In dieser Klasse dürfen nur zwei Legionäre pro Klub eingesetzt werden. Bald holte Kloten lieber einen zweiten kanadischen Stürmer, engagierte von Davos einen jungen Schweizer Torhüter, um konkurrenzfähiger zu werden. Bader bangte bereits  um seine Nummer eins für die A-WM 2019 in Bratislava, bis es zum Transfer nach Wien kam.

104 Länderspiele bestritt Starkbaum bisher, bei drei A-Weltmeisterschaften und Olympia in Sotschi stand er im Tor. In Wien trifft er auf ehemalige Mitspieler aus den Anfangszeiten der Karriere bei den Wiener Eislöwen. Wie Rafael Rotter, Kapitän Andreas Nödl oder Mario Fischer. Der Starkbaum-Wechsel könnte allen etwas bringen, wenn ihn Trainer Dave Cameron regelmäßig einsetzt. Auch im Play-off. Bisher vermittelte Cameron den Eindruck, den Österreichern mehr zutrauen als sein Vorgänger Serge Aubin. Und man weiß inzwischen, dass Lamoureux bei all seiner Klasse Pausen braucht. Es war sicher kein Zufall, dass der Amerikaner stets in der Zeit vor den Länderspielpausen fehleranfälliger wirkte als sonst. Dauernd im Einsatz zu sein, ging über seine Belastbarkeit hinaus. Ihn pausieren zu lassen bedeutet jetzt, wo Starkbaum wieder in Wien ist, weniger Risiko als zuvor bei den Nachwuchskeepern Matthias Tscherpitsch und Max Zimmermann.

Also müsste Starkbaum normal der Torhüter von Baders WM-Kandidaten sein, der zu den meisten Einsätzen in der Liga kommt. Bisher ist dies der Ex-Villacher Lukas Herzog bei Salzburg, der mehr Spielpraxis hat als David Kickert in Linz und David Madlener beim KAC. Abwarten, ob  es wirklich so kommt. Sicher ist, dass Routinier Starkbaum Mitte Dezember sein 105.Länderspiel bestreiten wird. Ausgerechnet in der Schweiz gegen die Schweiz. In Luzern kann er vielleicht eine kleine, offene Rechnung begleichen. Obwohl er eigentlich niemandem mehr etwas beweisen muss.

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