Freitagabend kämpfte die Vienna auf der Hohen Warte im Traditionsduell gegen den GAK in der zweiten Liga erfolglos um Punkte, verlor verdient 0:2 (0:2). Als Mario Kempes, der inzwischen 68 jährige argentinische Weltmeister von 1978, vor vier Jahren bei seinem ehemaligen Klub zu Besuch war, war bei Blau-Gelb von Profifußball noch keine Spur. Am Mittwoch konnte sich die Galionsfigur, die bei Argentiniens WM-Triumph in Katar als Kommentar des US-Senders ESPN vor Ort in Katar war, von den Fortschritten bei seinem Ex-Klub überzeugen. Aber zu einer Euphorie in Döbling, wie bei seinem Engagement im Frühjahr1986, fehlt noch viel. Sein Heimdebüt lockte damals 15.000 Zuschauer auf die Hohe Warte Aktuell kann sich die Vienna solch klingende Namen wie ihn nicht mehr leisten. Auch wenn sie, wie damals Kempes, ihre beste Jahren schon hinter sich haben.
Die Tochter von Kempes blieb in Wien, wohnt noch immer so wie damals im 19, Bezirk. Kempes frischte bei seinem Kurzbesuch in Wien gemeinsam mit seiner Frau Mavie alte Erinnerungen auf. Viennas Präsident Kurt Svoboda und der neue Sportchef Andreas Ivanschitz zeigten ihm das Vereinsmuseum auf der Hohen Warte (Bild oben). Kempes zeigte Interesse, auch die Freude über die positive Entwicklung seit seinem letzten Besuch wirkte nicht gespielt, sondern ehrlich. So richtig lebte er auf, als er Donnerstag Abend im „Fair Play“, dem Restaurant auf der Hohen Warte, Mitspieler aus seiner Zeit bei Vienna und St. Pölten sah. Die ehemaligen Vienna-Spieler Slobodan Batricevic, Ljubo Petrovic, Otto Hauptmann und Wolfgang Höltl folgten der Einladung ebenso wie der ehemalige Austria-Tormann Hubert Baumgartner und Leopold Rotter, die mit ihm die St. Pölten-Zeit beredeten. Auch der argentinische Botschafter in Österreich, Rafael Grossi, ließ es sich nicht nehmen, zu kommen. Denn Kempes, der an einem Winzerunternehmen in der argentinischen Stadt Mendoza, in der 1978 WM-Spiele stattfanden, beteiligt ist, präsentierte den Kempes-Wein. Den gibt es sowohl in Rot als auch in Weiß. El Matador steht auf der Etikette.
„Im Sommer komme ich wieder“ kündigte er beim Abschied an. Zum Besuch von Vienna-GAK blieb keine Zeit mehr. Denn Freitag flog er nach Valencia, wo er zur Zeit der WM 1978, bei der er mit sechs Toren (je zwei gegen Polen, Peru und im Finale gegen Holland) auch Schützenkönig war, gespielt hatte. Beim FC Valencia, der als Vorletzter der La Liga derzeit im Abstiegskampf steht, ist er seit Jahrzehnten Ehrenbotschafter. Der Titel der in Valencia präsentierten Kempes-Biographie heißt „El Matador“. In seinen besten Zeiten waren die langen Haare, die besser zu ihm passten als der aktuelle Kurzhaarschnitt, sein Markenzeichen. Jetzt ist „El Matador“ die neue Kempes-Marke. Sowohl für das Buch als auch für den Wein. Mit dem könnte die Vienna ihre Rückkehr in die Bundesliga feiern, wann immer die auch gelingen sollte.
Freitag fehlte vor 2800 Zuschauern und einem ausverkauften Gästesektor doch einiges, um den GAK, der anders als die Verlierer schon in dieser Ambition Aufstiegsambitionen hat, in Gefahr zu bringen. Beide Grazer Treffer fielen per Kopf, das erste nach perfekter Flanke von Oldie Michael Liendl. Das zweite nach einem Eckball durch Innenverteidiger Paul Friedrich Koller, der wegen eines Nasenbeinbruchs mit Gesichtsmaske spielte. An der Spitze gab es wieder einen Führungswechsel. Blau-Weiß Linz ließ nach acht Siegen in Serie in Lafnitz trotz Führungstreffer des künftigen Rapidlers Fally Mayulu zwei Punkte liegen, liegt nach dem 1:1 (1:0) wieder hinter St. Pölten. Die Niederösterreicher gewannen beim Vorletzten, den Young Violets, 2:0 (1:0), wobei Benedict Scharner, der 17 jährige Sohn des ehemaligen Austria-Spielers, einen Elfmeter zur Führung verwandelte. St. Pölten ist punktgleich mit Blau Weiß, hat die schlechtere Tordifferenz, aber im Herbst das direkte Duell in Linz 1:0 gewonnen. Der GAK liegt vier Punkte hinter dem Führungsduo.
Foto: First Vienna.