Rapid bei einem Heimspiel mit rund 25.000 Fans im Rücken nur Aussenseiter. Das ist nicht normal, bei den tipp 3-Quoten ein Ausnahmefall. Auch nur, wenn Meister Red Bull Salzburg ins Hütteldorfer Allianz-Stadion kommt, der unter seinem immer ruhigen Trainer Marco Rose von 29 Pflichtspielen nur eines verlor. Der zum Unterschied von Rapid an vorderster Front Legionäre hat, die für Tore gut sind: Der Israeli Munas Dabbur, dazu der Norweger Fredrik Gulbrandsen und der Südkoreaner Hee Chan Hwang sorgten in den bisherigen 15 Runden für 17 Tore. Dabbur für 11, die anderen für je drei. Man kann statt Hwang auch den Japaner Takumi Minamino nehmen, das ändert nichts am Score. Die Ausbeute der grün-weißen Stürmer Girogo Kvilitaia, Joelinton und Veton Berisha? Zusammen zwei Tore, die auf das Konto des Brasilianers gehen. Berishas Bruder Valon traf für Salzburg zweimal öfters als Rapids August-Kauf. Bester Rapid-Scorer: Kapitän Stefan Schwab, ein Ex-Salzburger, mit fünf Treffern, Kein Wunder, dass bei tipp 3 die Quote für einen Heimsieg auf 2,90 stehen, die auf den Auswärtssieg des Meisters nur auf 2,00. Am unwahrscheinlichsten: Ein Unentschieden mit 3,10.
Es hat schon viel Reiz, wenn der Tabellendritte daheim den Tabellenführer fordert. Rapid hat im zweiten Viertel der Saison die wenigsten Tore kassiert, nämlich nur eines, Salzburg die meisten erzielt, nämlich 16. Grün-Weiß sehnt sich nach dem ersten Heimsieg gegen Salzburg, der noch unter die Ära von Zoran Barisic in St. Hanappi fiel. 2:1 am 26. April 2014 durch zwei Tore von Terrence Boyd. Der Amerikaner feierte übrigens Freitag nach langer Leidenszeit und Durststrecke endlich sein Comeback als Torjäger. Für Darmstadt in der zweiten deutschen Liga. Gegen einen ehemaligen Mitspieler bei Rapid, Christoph Trimmel. Boyd traf beim 3:3 in der Alten Försterei gegen Union Berlin zweimal, bei seinem ersten Treffer fälschte Trimmel den Ball noch unhaltbar ab.
Von denen, die vor drei Jahren mit Boyd gegen das Salzburger Starensemble um Soriano, Sadio Mane, Kevin Kampl und dem Brasilianer Alan jubelten, jubelten, sind bei Rapid am Sonntag nur Mario Sonnleitner, Max Hofmann und Louis Schaub dabei, von den Salzburger Verlierern Andreas Ulmer, Berisha und Christoph Leitgeb. Seit damals gewann Rapid nur zweimal in Salzburg. Zuletzt am 1. August 2015 2:1, auch unter „Zokis“ Regie. Durch Tore von Thanos Petsos und Schwab, die Sonntag zum grün-weißen Aufgebot gehören. Damals standen auch Sonnleitner, Stephan Auer, Schaub und Philipp Schobesberger zur Siegertruppe. Zu den Verliern zählten Salzburgs Kapitön im Tor, Alexander Walke, Innenvereidiger Paolo Miranda, Ulmer, Leitgeb, Berisha und Minamino. Seit damals ist Salzburg in neun Duellen gegen Rapid,inklusive des letzten Cupfinales, unbesiegt.
Grün-Weiß konnte von den letzten sieben Kraftproben gegen einen Tabellenführer keine gewinnen, verlor dabei zweimal gegen Salzburg 0:1. Sonntag pfeift der Niederösterreicher Markus Hameter zum vierten Mal hintereinander das Gastspiel Salzburgs bei Rapid, für das sich der grün.weiße Trainer Goran Djuricin gerüstet siegt: „Wir haben viel Selbstvertrauen, wir können Salzburg sportlich richtig weh tun.“ Abwarten. Der Optimismus rührt von den letzten zwei Kraftproben her: Anfang Juni das Cupfinale in Klagenfurt erst im Finish 1:2 verloren, beim 2:2 am 10. September in Salzburg erst in der Nachspielzeit das 2:2 kassiert. In numerischer Unterzahl. Denn Rapid musste ab der 16. Minute nach einem ungerechtfertigten Ausschuss von Mario Pavelic, der dadurch seinen Fixplatz an Auer verlor, mit zehn Mann auskommen. Ging dennoch durch das erste Bundesligator von Dejan Ljubicic und das erste von Schobesberger bei seinem Comeback zweimal in Führung.
Zweieinhalb Monte später ist Rapids erfolgreiche Serie in der Bundesliga länger als die von Salzburg: Zehn Runden gegenüber neun. Rapid ist die stärkste Mannschaft in den ersten 45 Minuten: Würde der Pausenstand gelten, hätten die Hütteldorfer 31 Punkte, würden damit auf Platz eins liegen. Keine anderes Team ging so oft in Führung – elfmal! Einmal mehr als Salzburg. Weder Rapid noch Salzburg verloren noch nach einer 1:0-Führung. Also kann man Sonntag davon ausgehen: Wer das erste Tor schießt, der holt drei Punkte. Schafft es Rapid, beträgt der Rückstand auf Salzburg nur noch zwei Punkte, wäre das ein Ausrufezeichen als neue Kraft im Titelrennen. Und würde Sturm Graz wieder Tabellenführer sein, da seit der Berufung von Trainer Franco Foda zu Österreich neuem Teamchef mit dem ersten Tor auch der erste Sieg gelang. Dank dem herausragenden Torhüter Jörg Siebenhandl und dem Griechen Charlampos Lykogiannis, der in der Nachspielzeit zum 1:0 gegen Aufsteiger LASK traf, der kurz vor der Pause durch Peter Michorl einen Elfmeter vergab
Passend zur derzeitigen Rapid-Hochstimmung durch die Vertragsverlängerungen von Schobesberger (Bild oben) bis 2022, wobei die Ausstiegsklausel erst ab Jänner 2019 gilt, Auer bis 2020 und den jüngsten Coup von Sportchef Fredy Bickel mit Rapids größtem Offensivtalent, Kelvin Arase, ähnlich schnell wie „Pfitschipfeil Schobesberger. Vertrag bis 2020, ab Jänner gehört der dann 19jährige zum Kader der Kampfmannschaft. Bei einem anderen Talent stehen hingegen die Zeichen auf einen vorläufigen Abschied: Philipp Malicsek, im Herbst durch sein Verletzunsgpech nur Zuschauer, wird zwecks Spielpraxis an Schlusslicht St. Pölten ausgeliehen. Damit kehrt der 20jährige Mittelfeldspieler zu Oliver Lederer zurück, unter dem er bei Admira den Sprung in die Bundesliga geschafft hatte.
Die Personalien bei Salzburg: Mittelfeldmotor Diadie Samessekou und Kreativtalent Hannes Wolf fallen aus, hinter Abwehrchef Miranda steht ein Fragezeichen. Sieht aus, dass es Rose mit dem kroatischen Duo Duje Caleta-Car, 21, und Marin Pongracic, 20, versucht. Das bewährte sich schon Donnerstag beim 3:0 gegen Guimaraes zum Gruppensieg in der Europa League. Die Atmosphräe in Hütteldorf wird allerdings um einiges brisanter sein. Darüber ist sich Rose im klaren: „Es wird brennen“. Auch das macht den Reiz des Schlagers aus.