Mittwoch waren bei RB Leipzig erst 18.000 Karten für das Hinspiel im Achtelfinale der Europa League gegen Zenit St.Petersburg verkauft. Keine große Nachfrage für die nächste große Internationale Herausforderung von Ralph Hasenhüttl, Marcel Sabitzer, Konrad Laimer und Stefan Ilsanker. Anders sieht aus bei Borussia Dortmund vor dem deutsch-österreichischen Nachbarsduell gegen Red Bull Salzburg aus: Über 50.000 der 65.000 Tickets sind weg, Rund 2000 für Fans aus der Alpenrepublik, Das heißt: Noch nie begleiteten in der Red Bull-Ära so viele Anhänger ihre Mannschaft zu einem Europacupspiel ins Ausland. Salzburgs Spieler werden sich Donnerstag ab 19 Uhr vor der größten Kulisse, vor der sie bisher spielten, bewähren müssen.
Es gibt Fakten, die Salzburg bisher so starke Saison unterstreichen, die dafür sprechen, dass der klar Außenseiter dem Favorit Kopfzerbrechen bereiten kann. Bei den tipp 3- Quoten auf den Europa League-Sieger ist Peter Stögers Mannschaft mit 6,50 zweiter Favorit nach Atletico Madrid (3,00), Salzburg hingegen mit 50,00 nur auf Rang 16. Das wird den einzigen regierenden Meister, der noch in der Europa League vertreten ist, aber nicht sein Selbstvertrauen kosten: In 42 Partien unter Trainer Marco Rose bisher nur einmal verloren, seit 17 Europacuppartien unbesiegt, bewerbsübergreifend in 30 Pflichtspielen ungeschlagen. Auch das spricht für Qualität. Kein anderer Achtelfinalist bestritt diese Saison so viele Europacuppartien wie Salzburg. Linksverteidiger Andreas Ulmer und Munas Dabbur kamen in allen 14 zum Einsatz,Ulmer spielte immer durch.
Das sieht man auch am Marktwert der vermutlichen Startformationen. Bei Borussia Dortmund steht der bei 189 Millionen Euro, bei Salzburg auf 31. Da wäre es ein Wunder, sollte erstmals nach 14 Jahren wieder eine österreichische Mannschaft in einem internationalen Bewerbs eine deutsche eliminieren. Die letzte war Pasching unter dem jetzigen Altach-Sportchef Georg Zellhofer im Semifinale des nicht mehr existierenden UI-Cups, als die Sensation gegen Werder Bremen gelang, ehe Schalke im Finale doch das bessere Ende für sich hatte, Den höchsten Marktwert von Salzburg hat der israelische Torjäger Dabbur mit sechs Millionen vor Valon Berisha und Diadie Samassekou (je fünf). Nur ein Dortmund-Spieler, nämlich der 34jährige polnische Verteidiger Lukasz Pisczek liegt darunter, nur zwei Spieler außer Pisczek haben einen einstelligen Millionen-Marktwert, Kapitän Marcel Schmelzer (sieben) und der Schweizer Tormann Roman Bürki (acht). Alle anderen sind zweistellig! Am höchsten Jungstar Julian Weigl (30) vor Marco Reus (28). Für Stöger ist er unverzichtbar, wenn er sich gut fühlt: „Marco hat außergewöhnliche Qualitäten, etwas besonderes in seinem Spiel. Er ist einer, der den Unterschied macht.“ Der Offensivstar kam mit viel Klasse sieben Monate nach seinem Kreuzbandriss im rechten Knie zurück auf den Rasen. In den letzten drei Ligaspielen erzielte er alle Tore der Borussia. Auch Donnerstag wird das Ritual des Kapitäns zu sehen sein wenn er das Feld betritt: Der 28jährige hüpft dreimal aufs einem rechten Fuß nach vorne. So war es bereit vor Dortmund in seiner Zeit bei Mönchengladbach. Dort hörte er auf Tipps eines Routiniers aus Österreich, auf Martin Stranzl.
Reus gehört zu der geballten Offensivarmada mit Michy Batshuayi, Mario Götze, Andre Schürrle oder US-Jungstar Christian Pulisic, der auf der Bank sitzt, von der Rose spricht, wenn man ihn fragt, ob 31 Salzburg-Millionen 189 von Dortmund aus der Europa League werfen können: „Da müssten wir die Sache effizienter gestalten als zuletzt in der Meisterschaft“, wusste der Trainer. Er meinte damit: Salzburg wird seine Torchancen besser nützen müssen als am letzten Sonntag gegen Rapid. Denn so viele wird es in Dortmund nicht geben: „Die Dortmunder Wucht muss man erst einmal aufmerksam und leidenschaftliche verteidigen. Wenn wir auch mit viel Mut agieren, werden wir sicher Ansätze finden, um erfolgreich zu sein“, versprach Rose. Mit dem Dortmunder Trainer verbinden einige Salzburger noch unangenehme Erinnerungen: Peter Stöger schnappte mit der Austria als Sportchef und Frankie Schinkels als Trainer 2005/06 Salzburg in der ersten Saison nach dem Red Bull-Einstieg den Titel weg. Ebenso 2012/13 als Trainer mit Manfred Schmid als Assistent, der dies auch in Köln und Dortmund blieb, dem hohen Favoriten. Der damals aufgestellte Rekord von 82 Punkten, fünf mehr als Salzburg, besteht noch immer. Vielleicht schafft ihn ja Rose mit Salzburg in dieser Saison.
Salzburger Erinnerungen an diese zwei Saisonen: 2005/06 waren zwei Assistenten von Rose, Rene Aufhauser und Alexander Zickler noch Spieler. 2012/13 wurden vom aktuellen Kader Alexander Walke, Ulmer, Valon Berisha und Christoph Leitgeb hinter Austria Vizemeister, war Herbert Ilsanker bereits Tormanntrainer. Stöger und Schmid werden höchstwahrscheinlich am 13. Juli an die Stätte ihres ehemaligen Triumphs am Favoritner Verteilerkreis zurückkehren: Borussia Dortmund wird Austrias Gegner bei der Eröffnung der ausgebauten Generali-Arena sein.