Fußball

Mit 36 und seinem 16. Klub steigt der „Major“ wieder auf! Pacult im Europacup, Trimmel sucht Unterhose

Teamtorhüter Heinz Lindner und Marco Djuricin stiegen in der Schweiz mit Grasshoppers Zürich ab, ein anderer Österreicher wird hingegen hinauf in die Super League kommen: „Major“ Stefan Maierhofer (Bild oben) hat auch mit 36 noch Power genug, um den Traditionsklub FC Aarau zur Rückkehr in die oberste Liga nach vier Jahren zu pushen. Daher muss man vor dem 2,02 Meter-Riesen den Hut ziehen. Denn als ihn Mattersburg keinen neuen Vertrag mehr gab, wagte er nicht einmal drei Monate später, am 11. September 2018, den Schritt zum Letzten der Challenge League. Das war Aarau nach sechs Runden. Zum Ende der Saison nach 36 sah es nach einer wahnwitzigen Steigerung, zu der Maierhofer bei 26 Einsätzen elf Tore und vier Assists beisteuerte, ganz anders aus: Aarau zwar klar 15 Punkte hinter dem Aufsteiger Servette Genf, aber doch mit einem Punkt Vorsprung auf Lausanne Zweiter. Und damit in der Relegation gegen den Vorletzten von oben, Neuchatel Xamax. Donnerstag siegte Aarau auswärts auf der La Maladiere vor 12.000 Zuschauern 4:0 (3:0), Maierhofer köpfelte bei Aaraus erster Chance nach 22 Minuten das Führungstor. Das Retourspiel am Sonntag ist nur noch Formsache.

Der „Major“ lebte in Aarau offenbar das vor, was er auf seiner Homepage geschrieben hat: „Wenn du hart arbeitest und dich für andere aufopferst, kommt die Anerkennung automatisch.“ Er hat  aus seinen Möglichkeiten das Maximum herausgeholt. Aarau ist bereits sein 16.Klub in den letzten 18 Jahren, in denen er fünf Titel holte: Es begann bei Tulln, dann zur Vienna, danach Langenrohr, von dort zu Bayern München. Zunächst zu den Amateuren. Aber so viel  Mut von einem unterklassigen niederösterreichischen Verein zu deutschen Renommierklub zu wechseln, muss erst einer haben. Auch wenn ihm dort nicht der Durchbruch gelang. Von dort zweite Liga bei Koblenz und Fürth, dann zu Rapid. Möglicherweise wäre Grün-Weiß ohne diesen Wintertransfer 2008 nicht Meister geworden. Nach zwei Jahren in Hütteldorf nach England zu Wolverhampton. Im ersten Match ein Tor erzielt, aber nicht die Karriere auf der Insel gemacht, die er sich erhoffte. Aber für Schlagzeilen gesorgt, als er an Bristol verliehen war und einmal im Tor spielte. Dann in die zweite deutsche Liga zum MSV Duisburg und mit dem damaligen Zweitligisten bis ins Pokalfinale, im Semifinale das entscheidende Tor erzielt. Dann zu Red Bull Salzburg, wo er das Double gewann. Die weiteren Kapitel: 1.FC Köln, Wr.Neustadt, Millwall, Trencin (mit Gewinn des Doubles in der Slowakei), Mattersburg und jetzt Aarau. Wetten, dass er seinen Vertrag verlängern wird?

Aufhören ist für ihn kein Thema. Und kritische Stimmen steckt er mit dem ihm eigenen Selbstbewusstsein weg. Der“Blick“, die auflagenstärkste Zeitung der Schweiz, kritisierte ihn am Tag nach dem 4:0, weil er für den Tiefpunkt des Spiels gesorgt habe. Da er den Xamax-Spieler, der das zweite Aarau-Tor verschuldete, danach provozierte. Das sah der „Blick“ als eine der größten Unsportlichkeiten, die je auf Schweizer Fußballfeldern passierten. Und bezeichnete überdies den Aarau-Aufstieg als sinnlos.  Allein schon wegen des nur 8000 Zuschauer fassenden Stadions. Das „Brügglifeld“ gilt als Relikt aus vergangenen Zeiten, dort spielt Aarau bereits seit 30 Jahren mit einer Ausnahmegenehmigung. Und dann wegen der Mannschafts-Stützen. Weil sechs bereits über 30 Jahre alt sind, werde bei Aarau auf den Aufstiegsrausch in der Super League der „Kater“ folgen.  Maierhofer ist mit 36 der älteste. Aber wenn einer noch so viel Power wie der „Major“ hat, geht er auch das neue Abenteuer selbstbewusst an.

Er ist der zweite Ex-Rapidler, der aufsteigen wird. Christopher Trimmel schaffte es mit Union Berlin letzten Montag fest. Der Kapitän aus dem Burgenland offenbarte Freitag via Instagram nach dem Party-Marathon ein großes Problem, das ihn einigermaßen verzweifelt machte: Er sucht seine rote Glücks-Unterhose. Trimmel sass Montag beim für den Aufstieg entscheidenden 0:0 gegen VfB Stuttgart zwar gesperrt auf der Tribüne der Alten Försterei. Im Trikot mit der Nummer 28, Hose, Schuhen,  als würde er spielen. Um die Verbundenheit zur Mannschaft zu zeigen. Mit dem Schlusspfiff war er dann wieder bei den Mitspielern am Rasen, mitten in der Jubeltraube. Trimmel postete sogar ein Bild der roten Hose (Größe L) mit der weißen Aufschrift Union Berlin im Bund, schrieb dazu: „Wurde zum letzten Mal am Montag im Kabinengang gesehen“. Dem Finder, der ihm die Glücks-Unterwäsche zurückbringt, versprach er einen Kasten Bier.

Einer der Trainer von Maierhofer und Trimmel bei Rapid, Peter Pacult, hatte Donnerstag, als er mit der „Copa Pele“-Traditionstruppe in Hundsheim bei Hainburg gastierte, auch sein Erfolgserlebnis: Durch einen  Anruf, dass mit Buducnost der Vizemeister Cupsieger im Montenegro wurde. Damit spielen der Dritte und Vierte  in der Qualifikation zur Europa League. Der Vierte ist mit OFK Titograd der Klub, den Pacult im Winter übernahm: „Mein vierter Verein, den ich in den Europacup führte“, bilanzierte er gelassen. Nach 1860 München, Rapid und Kukesi in Albanien. Ob es für ihn beim OFK Titograd weiter geht, steht noch nicht hundertprozentig fest. Aber irgendwie würde es zum aktuellen sportlichen Tief in Hütteldorf passen, wenn der letzte grün-weiße Meistertrainer in der Qualifikation für die Europa League vertreten ist, Rapid aber nicht.

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