Wenn der Neunte der Tabelle den Fünften bezwingt, dann bedeutet das einen Schritt nach vorne Das gilt auch für das 1:0 (0:0) der Wiener Austria gegen Sturm Graz, den zweiten Heimsieg ohne Gegentor. Weil sich Violett damit in der Tabelle um zwei Plätze verbesserte, nur noch einen Punkt hinter dem Sechsten Hartberg liegt, der daheim nach einer 1:0-Führung gegen den Zweiten LASK 1:2 (0:0) verlor. Die leise Hoffnung für den violetten Patienten hat einen Namen: Christoph Monschein. 14 Tore erzielte die Austria in den bisherigen zehn Runden. An zwölf war Monschein beteiligt. Sonntag sorgte er mit dem achten Saisontor für drei Punkte, dazu kommen vier Assits.
Offiziell sahen 9050 Zuschauer ein Spiel, das man nicht gerade als Leckerbissen bezeichnen konnte. Da zählte die Austria auch die Abonnenten mit,die nicht gekommen waren. Folgt damir dem Beispiel des Erzrivalen aus dem Westen Wiens. Zur Pause sagte mit Ernst Baumeister eine Stütze aus Austrias besseren Zeiten im „Sky-Interview“ ganz locker den bekannten Satz, dass man aus einem Ackergaul kein Rennpferd machen kann. Damit wollte er Austrias Trainer Christian Ilzer trotz der bisher enttäuschenden Saison und des spielerischen Leerlaufs in Schutz nehmen. Eine Persönlichkeit von Baumeisters Qualität hat Ilzer in seinem Kader nicht. Also versucht er das einzig mögliche und richtige: Hinten dicht machen, versuchen, kein Tor zu kriegen. Vorne soll der liebe Gott helfen, der in der aktuellen Situation den Namen Monschein trägt.
Daher bot Ilzer zu Beginn mit Monschein, Max Sax und Dominik Fitz nur drei Offensivspieler aufzubieten. Kapitän Alexander Grünwald spielte in der Fünferabwehr sozusagen den „Libero“, der eine Auferstehung in Violett feierte. Der Frage, wie er Grünwald im Vergleich zum Libero aus seiner Zeit, Erich Obermayer, sehe, wich Baumeister geschickt aus. Grünwald beschränkt sich meist darauf, Sturms Angriffsversuche zu zerstören, setzte wenig Akzente, das eigene Spiel in Schwung zu bringen. Er und die Austria hatte Glück, dass Sturm in der ersten Hälfte seine Chancen durch den Bulgaren Kiril Despodov, der ebenso enttäuschte wie die Legionäre aus Georgien (Otari Kiteishvili), Albanien (Bekim Balaj) und Spanien (Juan Dominguez), durch Thorsten Röcher und einen Kopfball von Innenverteidiger Anastasios Avlonitis nicht nützte. Einen Rückstand hätte diese Austria nie und nimmer aufgeholt. Sturms Trainer Nestor el Maestro war schon nach vier Minuten erstmals auf Touren, als er beim vierten Referee Christopher Jäger dagegen protestierte, dass Monschein für ein Foul am Ex-Austrianer Fabian Koch nicht Gelb sah. Gegen Ende des Spiels war el Maestro auch von sich selbst enttäuscht: „Ich habe falsch eingetauscht!“
Ilzer brachte zu Beginn der zweiten Hälfte mit Dominik Prokop statt Innenverteidiger Erik Palmer Brown einen vierten Offensivspieler. Die Austria präsentierte sich danach mutiger und aktiver, aber es sah dennoch alles nach 0:0 aus. Bis die beste violette Aktion für ein Happy End sorgte: James Jeggo gelang sein bester Pass in 16 Monaten, der Florian Klen an der rechten Flanke fand, das Spiel öffnete. Klein spielte vor der Tribüne mit den Fans, die bis zur Pause wieder schwiegen, die ihn eine Runde zuvor beim 1:4 in Salzburg mit Transparenten den Vereinswechsel nahe gelegt hatten, perfekt zurück in die Mitte, wo sich Monschein von Sturms Kapitän Lukas Spendlhofer gelöst hatte. Ein von Jeggo und Monschein euphorisch bejubeltes Happy End (Bild oben) für Violett vor der Länderspielpause, das Ilzer als extrem wichtig in dieser Phase bezeichnete. Damit lag er völlig richtig.
Auffällig war auch, dass Austria in der zweiten Hälfte ohne einen Sommereinkauf spielte. Türkei-Rückkehrer Tarkan Serbest war ja bereits zuvor Austrianer. Palmer Brown wurde ausgetauscht, Caner Cavlan sass auf der Ersatzbank, Innenverteidiger Maudo Jarjue spielt inzwischen bei den Young Violets. Ebenso Benedikt Pichler und Johannes Handl. Wegen der Finanzlage konnte sich Austria zwar nur ablösefreie Spieler leisten. Aber auch unter denen gibt es sicher bessere als die violetten Neuerwerbungen. Zum Glück für Austria punkteten am Wochenende die Konkurrenten um Platz sechs nicht. Schon Samstag Mattersburg durch das 2:3 gegen Rapid und Altach mit dem Debakel in Salzburg, Sonntag Hartberg gegen LASK. Dabei vergaben die Linzer vor der Pause durch Thomas Goiginger einen Elfmeter, reagierten aber auf den Rückstand durch das erste Budnesligator von Hartbergs Tschechen Tomas Ostrak prompt. Mit zwei Toren in vier Minuen durch Reinhold Ranfl und den Ex-Austrianer Peter Michorl. Der siebente Auswärtssieg des Vizemeisters in der Bundesliga hintereinander.