Fußball

MyPodCarsten mit Aufreger um Laptop-Trainer: Was Andi Herzog Jancker verriet

Für Rapid-Fans bedeutet der Name Carsten Jancker die Erinnerung an erfolgreichere Zeiten. Im Sommer 1995 war es, als Rapids damaliger Trainer Ernst Dokupil auf Stürmersuche war und einen Tipp von einem Spieler bekam, dessen Karriere er bei Simmering gefördert hatte. Von Toni Polster, damals der Torjäger und Publikumsliebling in Köln. Der erzähltevon einem 21 jährigen großgewachsenen Stürmer im Kader der Kölner, der noch in der DDR-Nachwuchsschulen gut ausgebildet wurde, Talent zum Torjäger habe, aber an ihm nicht vorbei komme. Rapid holte Jancker mit Leihvertrag plus Kaufoption Nach einer Anlaufzeit blühte Jancker groß auf. Wurde mit Rapid Meister und kam bis ins Finale des Europacups der Cupsieger. Wozu er schs Tore gegen Sporting Lissabon, Dynamo Moskau und Feyenoord Rotterdam beisteuerte. Für die Rapid-Fans war er damals ein Fußballgott, damit Vorgänger von Steffen Hofmann.

Nach den zwei Treffern beim 3:0 gegen Feyenoord im ausverkauften Happel-Stadion glaubte Jancker nicht recht zu hören, als auf seinem Anrufbeantworter Franz Beckenbauer als Bayern-Präsident ihm versicherte, er stehe auf seiner Wunschliste. Rapids Manager Werner Kuhn zog in Köln die Kaufoption auf Jancker, verkaufte ihn um einige Millionen Schilling mehr weiter nach München. Wo Jancker sechs erfolgreiche Jahre hatte. Einmal Champions League-Sieger (2002), drei Jahre zuvor im Finaldrama von Barcelona gegen Manchester United dabei, viermal deutscher Meister, zweimal Pokalsieger, 2002 in Südkorea und Japan mit Deutschland Vizeweltmeister. Danach spielt er noch in Italien bei Udinese, in China bei Shenhua Shanghai, zum Abschuss bis 2010 bei Mattersburg. 2013 war er wieder bei Rapid. Als Co-Trainer, vor allem in der erfolgreichen Ära von Zoran Barisic, als Rapid zum bisher einzigen Mal Gruppensieger in der Europa League wurde. Als Barisic-Nachfolger Mike Büskens im Herbst 2016 gehen musste, war es auch mit Jancker vorbei. Danach war er Trainer in Horn, seit 2019 in der Regionalliga Ost beim SV Marchfeld. Da bleibt ihm auch Zeit für ein mediales Hobby. Den „MyPodCarsten“.

Zu sehen ist das am Youtubekanal der MHsportagents als Video, zu hören als Podcast auf allen gängigen Plattformen. Sechs Folgen gab es bisher. Unter anderem mit ehemaligen Mitspielern bei Bayern (Lothar Matthäus, Mehmet Scholl), mit Österreichs Rekordteamspieler Andi Herzog, dem erfahrenen ÖFB-Nachwuchsteamchef Manfred Zsak und Ex-Rapid-Kapitän Stefan Schwab. Die letzte Folge mit Scholl sorgte in Deutschland für einige Aufsehen. Weil er bei seiner Kritik an Trainern wie Dortmund-Interimstrainer Edin Terzic und an dem bei Schalke nach zehn Spielen entlassenen Manuel Baum Klartext redete. Gegen die Trainerausbildung loslederte: „Die da ausgebildet werden, die schulen sich auch untereinander und sagen: Wir müssen Alte absägen, um ein Zeichen zu setzen. Da zählt Erfahrung weniger als Frische.“ In Scholls Wahrnehmung nehmen Leute wie Terzic oder Baum zu viel Wert auf die taktische Arbeit statt sich mit den Spielern zu befassen. Stichwort Laptop-Trainer: „Die arbeiten mit Gerüchten“, behauptete Scholl bei Jancker, „Verleumdungen, Seilschaften. Ich kann ihre Sprache von der Box als Strafraum oder der diametral abkippenden Doppelsechs nicht mehr hören!“

Das saß gewaltig.  Die Laptop-Trainer gibt´s auch in Österreich, auch in der Trainerausbildung. Herzog, vor Scholl bei Jancker und Moderator  Kevin Pitiicev zu Gast (Bild oben), deutet dies an, blieb aber vorsichtiger als Scholl, mit dem er ein Jahr bei Bayern gespielt hatte. Sprach nur davon, dass manche überkompliziert wird, man besser einfach bleiben soll, vor allem authentisch.  In der Trainerausbildung sollten mehr positionsspezifische enthalten sein. Damit fand er bei Jancker Zustimmung, der aus eigener Erfahrung sagte: „Wenn du die Spieler nicht mit im Boot hast, dann bist Du als Trainer am Arsch!“ Eine Mischung aus jung und Erfahrung sei ideal, auch damit lagen Herzog und Jancker auf einer Linie. Und, dass die letzten Worte an die Mannschaft in der Kabine passen müssen. Aus seiner Erfahrung als Österreichs U 21-Teamchef nannte Herzog Stefan Ilsanker als ehrgeizigsten Spieler, den er kennengelernt habe. Darum freut es ihn, dass der sich in der deutschen Bundesliga etablieren konnte. Der Job als Österreichs Teamchef reizt weiter, „aber da ich inzwischen relaxed. Wenn´s nicht damit wird, geht das Leben trotzdem weiter“. Und wenn nicht als Trainer bei einem Klub, dann in seinem Job bei Sky: „Experte ist schön, aber Co-Kommentator ist dynamischer“. Diese Erfahrung machte er zuletzt bei Bayerns 3:1 gegen Red Bull Salzburg.

Foto: MHsportmarketing/Jiang.

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