Fußball

Nach 22 Chemos der 70. Geburtstag: Alles Gute, Christoph Daum!

Vor drei Monaten kam Christoph Daum überraschend zum Qualifikationssiel der Austria zur Champions League gegen Borac Banja Luka nach Wien. Der Grund waren Dreharbeiten zur Sky-Dokumentation zu seinem 70. Geburtstag, den die schillernde deutsche Trainerpersönlichkeit am Dienstag feiert. Dazu kam Daum an alle Stationen seiner Karriere, in der er zehn Titel in drei Ländern gewann: Meister mit dem VfB Stuttgart  (1992), mit Besiktas Istanbul türkischer Pokal- und Supercupsieger und Meister (1994/95), mit der Wiener Austria in der Ära von Frank Stronach Meister und Cupsieger (2002/03), danach mit Fenerbahce Istanbul zweimal Meister und Supercupsieger. Dazu zweimal Vizemeister mit Köln, dreimal mit Bayer Leverkusen, wo sein Sohn Marcel derzeit zum Trainerstaff von Xabi Alonso gehört, zweimal mit Fenerbahce, einmal mit dem FC Brügge. Zudem war Daum bei Eintracht Frankfurt, Bursaspor und Rumäniens Nationalteam.

Ab Freitag ist die Dokumentation „Daum – Triumphe und Skandale“ bei der Marc Schlömer Regie führte, bei Sky zu sehen. In der Daum, der in seiner Austria-Zeit nobel am Wiener Stephansplatz wohnte, über alles redete. Auch über die Kokainaffäre, die ihm vor 23 Jahren den Teamchefjob in Deutschland kostete. Auch über seine schwere Erkrankung. Er kämpft mit dem ihm eigenen Optimismus und Kampfgeist gegen den vor zwei Jahren diagnostizierten Lungenkrebs. Inzwischen hat er 22 Chemotherapien hinter sich, wiegt 70,5 Kilo, ist nicht geheilt. Er empfindet es als eine Art Geburtstagsgeschenk, dass die Haare wider da sind. Für die Dokumentation traf er nach vielen Jahren seinen großen Gegenspieler im Titelkampf zwischen Bayer und Köln, Uli Hoeneß, mit dem er sich 1989 im ZDF-Sportstudio ein erbittertes verbales Duell geliefert hatte, zu einem persönlichen Gespräch. Dabei sagte Hoeneß in einem Restaurant am Tegernsee: „Nur zwei solche große Persönlichkeiten können sich so bekämpfen.“ Der Satz hat Daum sehr berührt.

Er sagt zum Abschluss der Doku: „Es war nie langweilig.“ Nochmals als Trainer zu arbeiten, kommt für ihn nicht infrage. Durch den Krebs kann er nicht hundertprozentig zur Verfügung stehen: „Und wo Daum draufsteht, muss auch Daum drin sein“. Viele Gesprächspartner behaupten, dass sein Image als Motivationsguru Daum nicht gerecht wird. DFB-Sportdirektor Rudi Völler strich manch geniale taktischen Idee von Daum hervor, der Spieler besser machen konnte. Daum sprach auch von einer Narbe, die bleiben wird, weil sich sein sportlicher Lebenstraum, Bundestrainer zu werden, nicht erfüllte. Den aktuellen, Julian Nagelsmann, lobte er als besten deutschen Trainer. Auf einer Stufe mit Jürgen Klopp, Thomas Tuchel und Österreichs Teamchef Ralf Rangnick.

Foto: Bild/Andreas Pohl.

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