Fußball

Ein Unentschieden wäre eine größere Sensation als Salzburgs Sieg bei Benfica

Nach elf Monaten kehrt der FC Salzburg ins berühmte Mailänder Meazza-Stadion zurück. Die Erinnerungen an den 2. November 2022 sind ganz schlecht. Da gab es gegen Milan, als es um den Aufstieg ins Achtelfinale der Champions Leagu  ging, ein 0:4-Debakel. Mit einem Sieg wäre Österreichs Meister weiter gekommen. Seit damals hat sich bei den Salzburgern einiges geändert: Ein anderer Trainer (Gerhard Struber statt Matthias Jaissle), ein neuer Sportchef (Bernhard Seonbuchner statt Christoph Freund), Veränderungen im Kader. Acht der 16 Spieler, die beim Debakel zum Einsatz gekommen waren, sind Dienstagabend gegen Italiens Tabellenführer Inter noch dabei. Muss man beim haushohen Favoriten eine ähnliche Abfuhr befürchten? Aufgrund der letzten Wochen heißt die ehrliche Antwort ja. Daher stimmt Strubers Meinung, Salzburg habe mehr zu gewinnen als zu verlieren. Schon ein Unentschieden wäre die größere Sensation als das 2:0 bei Benfica Lissabon im ersten Gruppenspiel, sogar ein historischer Erfolg: Die letzte österreichische Mannschaft, die dies in Mailand gegen Inter schaffte, war 1983 die Austria mit dem überragenden Friedl Koncilia im Tor, Robert Sara, Herbert Prohaska, Ernst Baumeister, Karl Daxbacher, Tibor Nyilasi und Toni Polster. Ein Tor von Istvan Magyar sicherte ein 1:1 und der Austria nach dem 2:1-Heimsieg den Aufstieg ins Viertelfinale des UEFA-Cups.

Die letzte Niederlage gegen eine österreichische Mannschaft bezog Inter vor 27 Jahren in Kapfenberg. In der zweiten Runde der Europa League mit 0:1 gegen den GAK, dessen Trainer damals Gustl Starek hieß. Im Tor spielte der 19jährige Alexander Manninger. Bei einem Gesamtscore von 1:1 stieg Inters Starensemble um Giuseppe Bergomi, Javier Zanetti, den Engländer Paul Ince, Youri Djorkaeff, Ivano Zamorano usw. im Elfmeterschießen auf. Es gibt auch ein Salzburg-Kapitel mit Erinnerungen an Inter, das 29 Jahre zurückliegt. Als die Salzburger Austria 1994 in den zwei Endspielen des UEFA-Cups gegen Inter zunächst im Wiener Happel-Stadion, dann in Mailand jeweils 0:1 verlor. Wobei im Meazza-Stadion beim Stand von 0:0 Salzburg bei einem Schuss des Brasilianers Marquinho, der von einer Innenstange an die andere sprang und von dort ins Feld zurück, der Führung ganz nahe war.

Vor einem Jahr kam Salzburg als Tabellenführer der Bundesliga nach Mailand, jetzt als doch angeschlagener und verunsicherter Zweiter. Alles spricht für Inter. Samstag konnte sich Trainer Simone Inzaghi beim 3:0 gegen Torino leisten, Teamspieler aus Holland (Denzel Dumfries) und Italien (Davide Frattesi) zunächst auf der Bank zu lassen. Als Dumfries eingewechselt wurde, bereitete er das Führungstor vor. Salzburg muss seit 26. August einen vorgeben, der helfen könnte: Der brasilianische Kreativspieler Fernando kam diese Saison nur auf zwei Kurzeinsätze über zusammen 24 Minuten. Seit er im Frühjahr 2022 von Schachtjor Donezk um sechs Millionen Euro geholt wurde, bestritt er nur 15 Spiele, in denen er mit je sechs Toren und Assists seine Klasse zeigte. Immer wieder stoppen ihn Adduktorenprobleme, die vom Rücken ausgehen sollen. Irgendetwas muss Salzburg medizinische Abteilung beim Check Fernandos vor der Verpflichtung übersehen oder falsch bewertet haben.

Im August gab es zwischen Salzburg und Inter im Schnürlregen ein Testspiel, das die Italiener durch ein Tor in letzter Minute 4:3 (3:2) gewannen, bei dem Salzburg durch Karim Konate und Roko Simic zwei Elfmeter vergab. Für den Kroaten wird es ein besonders Match, weil er in Mailand geboren wurde, als sein Vater Dario Legionär bei Milan war. Vor zwei Monaten erzielte Karim Konate zwei Treffer gegen Inters Schweizer Tormann Yann Sommer (Bild), derzeit hat der 19 jährige Ladehemmung, wird Sommer in Italien gefeiert. Weil er als erst dritter Tormann der Serie A in den ersten neun Runden sechsmal „zu null“ spiele. Welcher Salzburger kann ihn bezwingen?

Das Match ist live bei Sky Austria zu sehen. Marc Janko ist als Co-Kommentator vor Ort in Mailand, im Münchener Studio analysieren Ex-Teamkapitän Julian Baumgartlinger und Didi Hamann. Eine Experten-Power. Auch andere Österreicher sind Dienstag im Champions League-Einsatz: Konrad Laimer mit Bayern München in Istanbul gegen Galatasaray, wahrscheinlich nicht als Verteidiger, sondern im zentralen Mittelfeld. Weil Leon Goretzka beim 3:1 in Mainz einen Unterarmbruch erlitt und wochenlang ausfällt. David Alaba gastiert mit Real Madrid im Felsenstadion von Braga, Kevin Danso empfängt mit Lens PSV Eindhoven, Christopher Trimmel mit Union Berlin Napoli. Alles andere als die neunte Pflichtspiel-Pleite der“Eisernen“hintereinander wäre eine große Überraschung.

Foto: Red Bull Salzburg.

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