Fußball

Nach Gratulation bei der Vienna wartet auf Kunstwerk „Trimbo“ seine größte Herausforderung

Tradition gratuliert Tradition! So heißt es am Mittwoch auf der Hohen Warte, wenn der deutsche Aufsteiger Union Berlin bei Wiens ältestem Fußballklub, der Vienna, zu dessen 125.Geburtstag gastiert. Dessen große Feier, zu der mit Mario Kempes, der Montag  65 Jahre alt wurde, einer der größten Spieler, der je den blau-gelben Dress trug, kommt, steigt zwar erst am 22.August. Aber auch das Geburtstagsspiel am Mittwoch ist schon etwas besonderes. Unter anderem, weil der Kapitän des Gratulanten aus der deutschen Hauptstadt ein Österreicher ist, in den Anfängen seiner Karriere auch gegen die Vienna spielte: Christopher Trimmel, (Bild oben), mit 32 am späten Höhepunkt seiner Karriere. Mit Viennas spielendem Sportchef Markus Katzer sind Erinnerungen an gemeinsame Rapid-Zeiten verbunden. Denen Trimmel seinen Spitznamen „Trimbo“ zu verdanken hat.

Mehr als zehn Jahre ist es her, dass Trimmel mit Rapids Amateuren in der Regionalliga Ost auf die Vienna traf.  Das waren die Zeiten, in denen er  das Durchsetzungsvermögen lernte. Das ihn seit fünf Jahren auch bei den „Eisernen“ im Berliner Stadtteil Köpenick auszeichnet. Er führte Union erstmals in die Bundesliga. Seit 2018 trägt er die Schleife des Kapitäns. Unter anderem sein Markenzeichen: Intern vertritt er eine klare, nach außen hin eine diplomatische Meinung. Sportlich ist der Rechtsverteidiger, den Rapid seinerzeit aus dem burgenländischen Horitschon als Stürmerhoffnung holte, unumstritten. Und ein Thema ist stets sein Körper, mit dem er sozusagen ein einziges Kunstwerk ist. Mit 50 Tattoos, wie auf Trimmels Homepage steht. 190 Stunden lang dauerten die Arbeiten an diesem Kunstwerk. Ehefrau Angela schenkte ihm eine Tattoo-Maschine. Nach dem Aufsieg hatte Hobby-Tätowierer Trimmel den Fans versprochen, kostenlos ein Tattoo zu stechen. Nach der Karriere will Trimmel ein eigenes Tattoo-Studio eröffnen.

Zukunftsmusik. Die Gegenwart heißt sich der größten Herausforderung zu stellen. Union Berlin kommt aus dem Trainingslager Windischgarsten nach Wien, hat bisher alle Tests  gewonnen. Gegen Bröndby Kopenhagen, Ried und Blau Weiß Linz. Der Schweizer Trainer Urs Fischer, der 2017 Basels bisher letzten Meistertitel geholt hatte, arbeitet derzeit  mit einem Mega-XXL-Kader von über 30 Spielern, zu denen auch Felix Kroos, der jüngere Bruder des deutschen Weltmeisters und Real Madrid-Stars gehört. Einige prominente Namen kamen, womit die Union die Konkurrenz überraschte. Weil es ihr kaum jemand zutraute, solche finanzielle Möglichkeiten zu haben, sich Routiniers wie Neven Subotic und Christian Gentner leisten zu können. Auch wenn Subotic, der als Abwehrchef zu Dortmunds Meistermannschaft von Jürgen Klopp 2011 und 2012 gehört, unter Peter Stöger im Frühjahr 2016 erfolgreich beim 1.FC Köln gespielt hatte, und der langjähriger Stuttgart-Kapitän Gentner ablösefrei kamen. Zwölf Neue nahm Union Berlin unter Vertrag.

„Die größte Herausforderung für uns wird sein, die Stimmung genau wie in der vergangenen Saison hochzuhalten“, weiß Trimmel. In der Bundesliga wird die Union als Aufsteiger häufiger als  in der zweien Liga mit Niederlagen umgehen müssen, was als Debütant auch durchaus normal wäre. Aber das kann Frust verursachen. Schon zum Start am 17.August, wenn RB Leipzig zum Ostderby in das Kultstadion an der Alten Försterei kommt: „Jetzt haben wir mehr Qualität, mehr Leadertypen, noch mehr Spieler. Also auch mehr, die nicht zum Einsatz kommen oder im Kader sein werden. Es wird spannend. Aber ich glaube, dass wir das wieder genauso hinbekommen. Da ist auch der Kapitän gefordert“, meint Trimmel lächelnd mit der Gelassenheit eines Routiniers.

Mit Ex-Teamkeeper Michael Gspurning als Tormanntrainer und  Hartberg-Neuerwerbung Florian Flecker sind noch zwei Österreicher dabei. Die Zeit von Robert Zulj ging mit dem Aufstieg etwas unerwartet zu Ende. Er kehrte zu Hoffenheim zurück. Für den 23jährigen Neuling Flecker findet Trimmel nur lobende Worte. Weil der bisher in jedem Training problemlos mithielt. Ist für einen, der aus Hartberg kam, nicht so selbstverständlich.

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