Fußball

Nie ein Wickel mit Bickel? Auch Rapids Sportchef geht´s nicht gut

Villarreal, der spanische Europa League-Gegner von Rapid, verbesserte sich in der La Liga mit einem 3:0-Auswärtssieg über Bilbao auf Rang sieben. Das sorgt für Zufriedenheit, von der in Hütteldorf keine Spur ist. Auch nicht nach dem glücklichen, mühsamen Cupausftieg in Mattersburg nach Elfmeterschießen. Dort beschäftigen sich die Fans wohl in erster Linie damit, wie sie auf die Geste von Trainer Goran Djuricin nach Schlusspfiff als Reaktion auf die „Gogo raus“-Rufe Samstag vor und während des Spiels gegen St.Pölten im Allianz-Stadion antworten. Das wird nicht so kreativ und zivilisiert ausfallen wie die von Max Schmiedl, des ehemaligen „Taxi Orange“-Siegers  im ORF, ein bekennender Rapid-Fan. Wobei Fan untertrieben ist. Der gute Max setzte sich bereits nach der Salzburg-Niederlage hin und schrieb einen Rapid-Text zum STS-Dauerhit vom „Großvater“, sang ihn in schwarzer Rapid-Weste vor der Fahne des Rapid-Blocks 1899 West. Zu sehen und hören auf you tube.

Der Text beginnt mit einer Passage in Richtung Djuricin, wonach er nie einen Wickel mit dem Bickel habe. Der ihm versichert habe, das ganze Leben bestehe nicht nur aus Punkten. Und im Refrain heißt es. „Großvater, es tut uns leid, aber du solltest langsam gehen“. Großvater ist Djuricin seit kurzem wirklich. Freiwillig gehen, das wird ihm garantiert nicht in den Sinn kommen. Es stimmt schon, es gibt keine sportliche Entwicklung bei Rapid, mit der man zufrieden sein kann, aber trotzdem: Mit Glück, aber doch, ist Rapid in zwei Bewerben auf Kurs.Schaffte in der Europa League schaffte mit der  Gruppenphase das Ziel, im österreichischen Cup ist das noch möglich. Der Vizemeister und entthronte Cuptitelverteidiger Sturm würde das mit Handkuss nehmen. Platz sieben in der Bundesliga ist allerdings für Rapid inakzeptabel. Da führt kein Weg dran vorbei.

Wenn die Fans Djuricin seit Mittwoch Abend vorhalten, vor ihrer Szene den Respekt nicht zu haben, den er selbst von ihnen für sich einfordert, bleibt nur die wahrheitsgetreue Feststellung: Gegen die Beleidigungen, die gegen Djuricin in den sozialen Medien stehen, die er sich rund um die Spiele anhören muss, war seine Geste nach dem Elferschießen in Mattersburg geradezu nur ein Klacks. Und nach dem, was er seit einiger Zeit mitmacht, auch menschlich durchaus und sogar mehr verständlich, einmal die Nerven zu verlieren und den Vogel zu zeigen. Die Proteste der Fans gegen Bickel, der Djuricin „erfunden“ hat, spielen sich weniger verbal, sondern, wie man hört, auf einen noch schlimmeren Ebene ab, die der Schweizer bisher in der Öffentlichkeit für sich behielt. In Form von zerstochenen Autoreifen und so weiter. Aber bei der Kuratoriumssitzung am letzten Montag redete ein Teil der grün-weißen Chefetage wieder davon, dass die letzten Zwischenfälle mit den Fans beim Derby zum Teil auch auf eine falsche Reaktion der Exekutive zurückzuführen wären, alles durch die Medien aufgebauscht werde und so weiter. Die Beteuerungen von Präsident Michel Krammer, wonach Sprechchöre und Forderungen der Fans Rapid in seinen Entscheidungen nicht beeinflussen, hat man aber noch im Ohr.

Über Bickel lässt Krammer nichts kommen, der steht bei ihm höher im Kurs als der Trainer. Schön langsam wird sich Rapid überlegen müssen, wie man den Trainer und auch den Sportchef, der in Mattersburg einen sehr mitgenommenen Eindruck hinterließ, nicht so einen lockeren wie am Bild oben, schützen kann. Mit der Prognose, dass sich die Lage bei Rapid so nie einigermaßen normalisieren und beruhigen wird, auch nicht mit einem Sieg über Didi Kühbauers Truppe, liegt man hundertprozentig nicht falsch.

 

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