Fußball

Nummer eins im Tore verhindern: Österreich hat die beste Defensivliga in Europa

Zur Winterpause lieferte der Liga-Datenpartner Opta interessante Zahlen der ersten 17 Runden. Die Klubs blieben in 68,6 Prozent der 102 Spiele ohne Gegentor. Einen höheren Anteil an zu null-Spielen gab es nur in der Saison 1993/94, damals sogar mit 72,8 Prozent. Der aktuelle Wert bedeutet, dass Österreich derzeit die beste Defensivliga in Europa hat. In der  neunten Runde hielten gleich acht Klubs das zu null, nämlich Red Bull Salzburg, Sturm Graz, Hartberg, Austria Klagenfurt, Rapid, Austria, Blau Weiß Linz und Altach. Keine der fünf europäischen Topligen kommt auf diesen Wert. In Frankreichs Ligue 1 kassierten die Vereine nur in 65,2 Prozent der Spiele kein Gegentor, in Italiens Serie A in 57,4 Prozent, in Spaniens La Liga in 52,5 Prozent, in Englands Premier League in 41,9 Prozent, in der deutschen Bundesliga 40,8 Prozent. Man könnte aber auch feststellen, dass es in anderen Ligen mehr Spektakel als in Österreich gibt. Ob das nicht besser für die Zuschauer wäre?

Winterkönig Salzburg kassierte in zehn von 17 Runden kein Tor, hat mit Alexander Schlager den Tormann, der die meisten Schüsse hielt (83 Prozent) und erzielte acht Kopftore, mehr als jeder Konkurrent. Das Highlight von Verfolger Sturm Graz: Kein anderer Klub konnte neun Spiele nach Rückstand gewinnen. Der LASK sorgte mit 20Punkten aus den ersten acht Heimspielen mit sechs Siegen und zwei Unentschieden für einen neuen Klubrekord. Dem Sensationsvierten Hartberg gelangen zuvor noch nie vier Heimsiege hintereinander und drei zu null-Spiele.  Der Fünfte Austria Klagenfurt hat mit den Abwehrspielern Thorsten Mahrer, Nicolas Wimmer und Till Schumacher drei, die durchspielten, keine Minute versäumten, Schumacher gelang dies als einzigem Legionär. Die Mannschaft von Peter Pacult ist die effizienteste der Liga, erzielte 23 Tore, obwohl es der Statistik nach, der „expected goals“-Wertung eigentlich nur 16,6 hätten sein dürfen.

Das heißt: Die Statistik kann nicht alles erklären. Auch nicht, warum Rapid nur Sechster ist. An der Chancenqualität gemessen hätte Grün-Weiß 36,8 Tore erzielen müssen, in der Realität sind es nur 30. Rapid hatte die meisten Aktionen im gegnerischen Strafraum (503), kam zu den meisten Torschüssen (287,  55 davon durch Marco Grüll). Ließ nur 171 auf das Tor von Niklas Hedl zu, hatte die größte Schussgenauigkeit (54 Prozent) und mit Nicolas Kühn den Spieler, der die meisten Dribblings versuchte (87). Das sind Zahlen, die gegen den von Sportchef Markus Katzer durchgesetzten Trainerwechsel sprechen, Kapitän Guido Burgstaller erzielt in seinem 124. Pflichtspiel für Rapid sein 50. Tor. Weniger Spiele brauchte dafür in der Klubgeschichte nur Hans Krankl (87).

Die Wiener Austria geriet nur fünfmal 0:1 in Rückstand, besser war nur Salzburg (viermal). Wolfsberg erzielte die meisten Tor4 durch eingewechselte Spieler (fünf), die Austria bekam keines durch einen Joker. Von den 254 erzielten Toren gingen 132 auf das Konto der Legionäre. Das sind 51,9 Prozent, einen höheren Anteil gab es nur 2002/03. Die meisten Ausländertore gelangen acht Spielern aus Deutschland (19), allen voran Klagenfurts Sinan Karweina, der die Scorerwertung der Liga mit acht Toren und sechs Assists anführt. Erstmals traf ein Legionär aus Barbados (Thierry Gale für Rapid) und Irland (Connor Noss für Blau Weiß Linz). Noch nie fielen 14 Tore durch zwei Spieler von der Elfenbeinküste. Acht schoss Salzburgs Karim Konate, sechs Mo Bamba für Wolfsberg. Fünf Spieler aus Mali trugen sich in die Schützenliste ein: von Hartberg Mamadou Sangare und Ousmane Diakite, von Salzburg Nene Dorgeles und Sekou Koita, vom FC Tirol Mahamadou Diarra. Das Zweikampfmonster der Liga hat Salzburg mit Strahinja Pavlovic, der 68,8 Prozent seiner Zweikämpfe und 73,3 Prozent der Luftduelle gewann. Topwerte hatte auch Rapids Leo Querfeld (Bild) letzten Samstag trotz 0:1 gegen den Meister: 14 von 16 Zweikämpfen gewonnen, neun von elf Kopfballduellen. Den jüngsten Spieler der Liga setzte Schlusslicht Austria Lustenau ein: Der Brasilianer Rafael Devisate war beim 0:5 gegen Rapid 18 Jahre und 66 Tage jung.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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