Sturm Graz versuchte Freitag Vormittag von Streit mit dem Gesundheitsministerium über die Kulisse beim Cupspiel gegen SV Innsbruck, das am Abend 8:0 (5:0) gewonnen wurde, abzulenken. Mit einer Neuerwerbung, die in Österreich einen bekannten Namen hat: Francisco Mwepu ist der jüngere Bruder des etablierten Salzburger Mittelfeldspielers aus Sambia. „Ein spannender Spieler, mit viel Potenzial“, urteilte Sportchef Andreas Schicker über den 20 jährigen Stürmer. Spannend mit viel Potenzial stellt sich die Zuschauerfrage auch ab kommenden Dienstag. Dann sind ja laut Gesundheitsministerium bis zu 10.000 Zuschauer erlaubt. Bleibt´s wirklich dabei? Man traut sich es fast zu schreiben, um nicht übervorsichtigen Behördengeister zu wecken. Aber wenn man die Bilanz über den Saisonstart in den 50 UEFA-Ländern zieht, dann ist Österreich sogar für die Fans die Nummer eins: Bis zu 10.000 Besucher sind ansonst keinem anderen Land dezidiert erlaubt.
In 26 Ländern müssen die Fans noch draußen bleiben. Darunter fallen auch vier der fünf Topligen, nämlich in Deutschland, England, Italien und Spanien. Die Ausnahme bildet Frankreich, wo laut Österreichs Teamneuling Adrian Grbic 5000 Zuschauer erlaubt sind. Besonders aufgeregt ist die Situation beim großen Nachbarn Deutschland nach einer Zusammenkunft der Länderchefs mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag: Trotz eines von der Bundesliga vorgelegten Hygiene-Konzepts, zu dem auch die Kontaktverfolgung, Verbot von Gästefans und Alkoholverbot gehören, dürfen die Fans erst frühestens ab November wieder in die Stadien. Für Sportveranstaltungen soll eine Arbeitsgruppe mit den Chefs der Staatskanzleien bis 31. Oktober einen Vorschlag für Bundesliga und zweite Liga erarbeiten, um kleine Möglichkeiten noch vor Weihnachten zu schaffen.
Selbst die massive Kampagne von „Bild“ für die Rückkehr der Fans hat nicht geholfen. Daher folgte die Aufforderung des Massenblatts an die Länder: „Macht diesen Unsinn nicht mit!“ In Sachsen könnte dies zum Glück für RB Leipzig passieren, da dort die Infektionszahlen weiterhin niedrig sind. Berlin will Hertha BSC und Union zumindest 5000 Fans zum Saisonstart gestatten. Nur Bayern München könnte im September einmal vor 20 000 Zuschauern spielen: Die UEFA will beim europäischen Supercup zwischen Bayern und dem FC Sevilla am 24. September bis zu 30 Prozent der 67.000 Zuschauer in der Budapester Puskas-Arena zulassen. Das wären rund 20 1000 Fans. Beide Klubs sollen je 3000 Tickets erhalten. Die weiteren Ländern, in denen vor leeren Tribünen gespielt werden muss: Armenien, Aserbaidschan, Belgien, Bosnien, Färöer, Griechenland, Island, Israel, Kasachstan, Kroatien, Luxemburg, Malta, Moldau, Montenegro, Norwegen, Portugal, Rumänien, Schottland, Schweden, Slowenien, Türkei und Ukraine. Der Kosovo und Wales suchen noch nach Lösungen.
22 Nationen lassen Fans wieder in die Stadien. Es gibt Länder, die den Begriff „teilweise“ nicht genau definieren wie Finnland, Litauen, Nordirland, Nordmazedonien, Ungarn und Weißrussland. Irland beginn sehr vorsichtig (Höchstgrenze 200 Fans), ebenso Dänemark (500 pro Sektor) und -ganz anders als im Frühjahr- Serbien mit 500 als Höchstgrenze, bis 1000 lassen Bulgarien, Estland, Lettland und Tschechien zu. In Georgien, Holland, und Zypern dürfen die Stadien bis zu einem Drittel gefüllt werden, zwischen 25 und 50 Prozent gilt in Polen, Russland und der Slowakei als Richtlinie. Von 10.000 wie in Österreich im Fall von Red Bull Salzburg oder Rapid ist in keinem anderen Land dezidiert die Rede.
Die große Gefahr, dass alles etwas oder sogar ganz anders kommt als man derzeit hofft, bedeutet die Corona-Ampel, die ja ab kommenden Freitag, eine Woche vor dem Bundesligastart, offiziell in Betrieb gehen soll. Schaltet die in einer der Bundesliga-Heimstätten, in Wien, St. Pölten, Linz, Ried, Salzburg, Innsbruck, Altach, Wolfsberg, Graz und Hartberg auf orange oder sogar rot, kann das bedeuten: Zurück zu den Geisterspielen. Dann sind nicht einmal mehr 1250 Zuschauer wie letzten Dienstag bim 2:2 zwischen Salzburg und dem FC Liverpool (Bild oben) erlaubt. Eine Situation, den zwölf Vereinen ein sorgfältiges Planen sehr schwer macht, wie schon Sturms Wirtschafts-Geschäftsführer Thomas Tebbich im Zuge des Streits zwischen den Grazer Behörden und dem Gesundheitsministerium um die Zuschaueranzahl im Cup feststellte.